Öffentliche Bauten

Königshof

Neumarkt 4

Der Königshof bildete im 12. Jahrhundert vermutlich die Stadtburg von Winterthur. Die heute noch sichtbare Bausubstanz reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Seit 1907 befindet sich die Liegenschaft im Besitz der Stadt Winterthur. Seit 1975 dient der Königshof als Begegnungsort für ältere Menschen.


Baujahr
12. Jahrhundert

Neubau
16. Jahrhundert


Adresse
Neumarkt 4
8400 Winterthur

Vom Königshof ausgehend entwickelte sich vermutlich die Altstadt. Aufnahme von 1920.
Foto: winbib (Signatur 023092)

Die Stadtburg von Winterthur

Der Königshof reicht bis ins 12. Jahrhundert zurück. Vermutlich handelte es sich ursprünglich gemeinsam mit dem «Alten Spital» um die Stadtburg der Grafen von Kyburg und damit um den ältesten Kern, um den sich später die Stadt entwickelte. Für diese These spricht auch der Standort des «Königshof» direkt in der Nähe der Brücke zur «Steig», die über die Eulach führte und die werdende Stadt mit der Kyburg verband. Der romanische Kernbau stiess an die erste Stadtmauer und verfügte über zwei Geschosse. Mit einer Grundfläche von 150 Quadratmetern handelte es sich um einen repräsentativen Bau. Im 15. Jahrhundert wurde die Baute in südliche Richtung erweitert. Der erste Stock fasste nun einen grossen Saal, der mit Wandmalereien verziert war. Bis in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts verfügte das Anwesen mit dem «Königstürli» über einen eigenen Zugang zur Stadt. Dabei handelte es sich um eine kleine Pforte in der Ringmauer.

Im 16. Jahrhundert entstand ein dreigeschossiger Neubau, der nun die Stadtmauer überragte. 1694 liess der damalige Eigentümer und Metzgermeister Kaspar Geilinger ein Fachwerkgeschoss errichten und eine grosse Scheune bauen. Die geschnitzten Balken der alten gotischen Decken wurden beim Neubau auseinandergesägt und im neuen Dachstock als Schiebboden wiederverwendet. Die Obergeschosse erhielten neue Wand- und Deckenmalereien sowie Spruchbänder, von denen noch Reste erhalten sind.

Eine Perle unter den städtischen Liegenschaften

1794 kaufte der Fabrikant Heinrich Brunner das Anwesen, der die alten Malereien mit Täfer und Stuckaturen überdeckte. Im 19. Jahrhundert übernahm die Familie Goldschmid den Königshof, die ihn 1860 in ein Mehrfamilienhaus umbaute. Zeitweise diente es auch als Pfarrhaus.  Allmählich entwickelte sich das Haus zu einem Brennpunkt des politischen und kulturellen Lebens in der Stadt. 1907 beschloss der Grosse Stadtrat in Anbetracht des akuten Platzmangels bei der Stadtverwaltung das Gebäude zu kaufen. Anlässlich des «Jahres der Denkmalpflege» schlug der Stadtrat 1975 dem Grossen Gemeinderat vor, den Königshof umfassend zu renovieren und in eine Altersbegegnungsstätte umzuwandeln. Ebenfalls wurde die Bauverwaltung dort zentralisiert und die Tuberkulosenfürsorge sowie das Krankenmobilienmagazin darin untergebracht.  Das Projekt wurde gutgeheissen. Bei der Renovation wurden jüngere Eingriffe aus dem 19. Jahrhundert mit Ausnahme des Treppenhauses aus Eichenholz wieder zurückgebaut und der Dachstock freigelegt. Während dieser Arbeiten konnten umfangreiche denkmalpflegerische Untersuchungen vorgenommen und die Malereien aus dem 17. Jahrhundert restauriert werden. Als neues Prunkstück erhielt das Sitzungszimmer einen grünen Reliefkachelofen, der ursprünglich im Besitz des Gewerbemuseums war.

Die Begegnungsstätte für ältere Menschen öffnete am 22. Oktober 1976 seine Pforten. Kurze Zeit später würdigte die Heimatschutzgesellschaft die geglückte Renovation mit dem Emch-Preis. In den 2010er-Jahren zog die Stadtverwaltung aus dem Königshof aus und vermietet die Räumlichkeiten an Externe.

Umstrittene Namensherkunft

Wie der «Königshof» zu seinem Namen kam, ist unklar. Die älteste Urkunde verweist auf «ein hus bi des Küniges türlin», was zur Annahme führte, dass die als «Königstürli» bezeichnete Pforte in der Ringmauer namensgebend für den Hof war. Da es sich aber nur um ein kleines Pförtchen handelte, liegt auch die Vermutung nahe, dass es sich genau umgekehrt verhält. Eine alternative Theorie besagt, dass der Name vom Besitz eines alemannischen Gutsherrn stammen könnte, dessen Ländereien im 6. Jahrhundert in das fränkische Reich eingegliedert und damit zum Königsgut erklärt wurden. Doch auch für diese Annahme fehlen eindeutige Belege.

Politische Malereien

Die auf das Jahr 1698 datierten Deckenmalereien im Sitzungszimmer verfügen über Medaillons mit figürlichen Darstellungen eines Kaisers, zwei Feldherren, zwei türkische Männer, einen Engel, eine Friedenstaube und eine Eule. Die Motive verweisen auf den Sieg des habsburgischen Prinzen Eugen von Savoyen über die Hauptstreitmacht des Osmanischen Reiches im sogenannten «Grossen Türkenkrieg» von 1697.


Benutzte Quellen und weiterführende Literatur

Keller, Karl: Heimatschutz und Denkmalpflege 1976/77, in: Winterthurer Jahrbuch 1978, S. 131–139.
N.: EMCH-Preis 1976 für «Untertor» und «Königshof», in: Neue Zürcher Nachrichten, 20.12.1976.
H.Re. Winterthurs Beitrag an das Jahr der Denkmalpflege. Renovation des Königshofes am Neumarkt, in: Neue Zürcher Zeitung, 07.03.1975.

Bibliografie

    Königshof, Alterstreffpunkt

    • Einträge ab 2011

      Widmer, Urs: Zum Königshof, Neumarkt Nr. 4. In: Dokumentation Urs Widmer, Bauwerke und Häuser A-Sch. 1 S.

      Einträge 1991–2010

      Sanierung: Landbote 1995/141.
      20 Jahre: Landbote 1996/153.
      Fassadenrenovation: Winterthurer Jahrbuch 1996 1Abb.
      Schliessung: Stadtblatt 2004/7 1Abb. - Landbote 2004/41, 1Abb., 45 Kündigung hinausgeschoben.
      Übernahme durch Pro Senectute: Landbote 2004/98 1Abb.
      Blelibt: Landbote 2004/157 1Abb.


Autor/In:
Nadia Pettannice
Letzte
Bearbeitung:
02.02.2024