Verkehr und Infrastruktur

Sodbrunnen

Steinberggasse

Der Sodbrunnen in der Steinberggasse entstand zwischen 1470 und 1509 zusätzlich zum Fliesswassersystem, das damals im Ausbau war. Er sollte die Wasserversorgung der Stadt auch in heissen Sommermonaten und während einer Belagerung sicherstellen. 1764 mauerten die Verantwortlichen den Brunnen zu, und erst 1996 entdeckten Fachpersonen ihn wieder.


Baujahr
1500

Abbruch
1764


Die beiden Sodbrunnen in der Altstadt und in der Neustadt sind gut erkennbar durch ihren kleinen turmartigen Aufbau.
Foto: winbib (Signatur 010021_O)

Sodbrunnen zur Notversorgung

Um 1500 verfügte die Stadt Winterthur vermutlich bereits über eine Fliesswasserversorgung oder war mit dem Ausbau einer solchen beschäftigt. Bekannt ist, dass die Stadt vor allem im 16. Jahrhundert den Ausbau eines Teuchelsystems vorantrieb, indem sie Steinbrunnen baute. Mit Teuchelleitungen wurde das Wasser von den umliegenden Quellen in die Stadt geleitet. Die Stadt baute nicht nur Röhrenbrunnen, weil sie einfacher zu bedienen waren als Sodbrunnen, sondern auch, weil sie als Prestigeobjekte einer aufstrebenden Stadt galten.

Obwohl die Stadt den Ausbau ihrer Fliesswasserversorgung forcierte, investierte sie um 1500 nochmals in den Bau zweier neuer Sodbrunnen: einer an der Neustadtgasse und einer an der Ecke Steinberggasse/Metzggasse. Die beiden Sodbrunnen waren nötig, da die Quellen rund um Winterthur in den heissen Sommermonaten manchmal zu wenig Wasser führten oder ganz versiegten. Die Sodbrunnen, die sich vom Grundwasser speisten, verfügten auch in der heissen Jahreszeit über genügend Trinkwasser. Da Winterthur innerhalb der Stadtmauern über kein fliessendes Wasser verfügte, sollten die Sodbrunnen im Fall einer Belagerung oder einer Kappung der Wasserversorgung durch Feinde der Bevölkerung als sichere Wassernotversorgung dienen.  

Der Sodbrunnen in der Steinberggasse

Der Sodbrunnen an der Steinberggasse wurde nach 1470 erbaut. Das belegen Schröpfköpfe auf dem Grund des Brunnens, die wahrscheinlich von der 1470 erbauten unteren Badstube stammen. 

509 erwähnte der Chronist Laurenz Bosshard den Sodbrunnen erstmals in seiner Chronik. Folglich musste der Brunnen zwischen 1470 und 1509 erbaut worden sein.

Der 17 Meter tiefe und 2 Meter breite Sodbrunnen wurde ohne Mörtel gemauert und besteht aus Bollsteinen. Zur Stabilisierung wurden in regelmässigen Abständen einzelne Gurten aus gesägten Tuffsteinen eingebaut. Über dem Schacht befand sich ein quadratisches Brunnenhaus aus Holz mit einem steilen, geschindelten Dach, dessen Spitze eine Kugel zierte. Aufgrund der hölzernen Konstruktion für den Ziehkessel wurden diese einfachen Brunnenvorrichtungen auch als «Galgenbrunnen» bezeichnet.

Abbruch und Wiederentdeckung des Sodbrunnens 1764

Im 16., 17. und 18. Jahrhundert waren in Winterthur Fliesswasser und Sodbrunnen zwei sich ergänzende Wassersysteme. Im Jahr 1764 wurde das Brunnenhaus in der Steinberggasse wegen seiner Baufälligkeit abgebrochen und der Brunnenschacht mit einem Tonnengewölbe zugemauert, sodass man diesen im Bedarfsfall wieder hätte öffnen können.

Erst 1996 wurde der Sodbrunnen an der Steinberggasse/Ecke Metzgasse bei Bauarbeiten im Rahmen der Umgestaltung der Steinberggasse wiederentdeckt. Bauarbeiter stiessen beim Öffnen des Asphalts auf das Mauerwerk des Brunnengewölbes. Heute ermöglicht ein Stahlprisma Einblick in den beleuchteten Brunnenschacht.


Benutzte und weiterführende Literatur

Ganz, Werner. Die Wasserversorgung im alten Winterthur. In: Winterthurer Jahrbuch 1959. S. 19-30.
Ganz, Werner. Winterthur. Einführung in seine Geschichte von den Anfängen bis 1798. 292 Njbl. StBW, 1961.
Muntwyler, Christian: Ein städtischer Sodbrunnen aus der Zeit um 1500 in Winterthur. In Archäologie im Kanton Zürich. 1995-1996. Berichte der Kantonsarchäologie, Zürich 14. Zürich und Egg 1998.

Bibliografie

    Sodbrunnen Steinberggasse (Galgenbrunnen)

    • Einträge 1991–2010

      Landbote 1996/54 1Abb., 62 m.Abb., 95 1Abb., 206 1Abb. - Ein städtischer Sodbrunnen aus der Zeit um 1500 in Winterthur: Berichte der Kantonsarchäologie Zürich 1998/14 von Christian Muntwyler, m.Abb.


Autor/In:
Karin Briner
Letzte
Bearbeitung:
11.10.2024