Öffentliche Bauten

Untere Badstube zum Goldbad

Ecke Steinbergasse / Metzggasse

Nachdem die Bevölkerung gewachsen ist, gab der Winterthurer Rat 1471 den Bau einer zweiten Badstube an der Ecke Steinberggasse/Metzgasse in Auftrag. Im Unterschied zur oberen Badstube wurde das neue Bad als untere Badstube bezeichnet. Da das Quellwasser vom Heiligberg feine, erdige und gelbe Teilchen enthielt, die je nach Licht golden schimmerten, erhielt die untere Badstube später auch den Namen Goldbad.


Stadtansicht mit alter Metzg und Sodbrunnenhaus, 1700.
Foto: winbib (Signatur 022806)

 

Eine zweite Badstube für Winterthur

Bis ins 15. Jahrhundert gab es in Winterthur nur eine Badstube, die obere Badstube am Rettenbachweg. Im Mittelalter bestimmten die Grafen von Kyburg bzw. die österreichischen Herzöge wer und wo eine Badstube errichtet werden durfte. Um keine Konkurrenz zu erzeugen, verlieh der Herzog von Österreich nur einem Stadtbürger das Recht eine Badstube zu errichten und zu betreiben.

Von 1417 bis 1442 war die Stadt Winterthur reichsfrei bis sie 1467 an die Stadt Zürich verpfändet wurde. Kurz darauf beschloss die Stadt Winterthur aufgrund der Bevölkerungszunahme eine zweite Badstube zu errichten.

Die etwas kleinere Badstube an der Ecke Steinberggasse / Metzgasse gab der Winterthurer Rat 1471 bei Rudi Schürch in Auftrag. Er sollte eine Badestube mit drei Schwitzkästen und vier weiteren Räume zum Umkleiden und Aufstellen von Zubern errichten. Damit die beiden städtischen Badstuben fortan voneinander unterschieden werden konnten, wurde die "neue" Badstube an der Steinberggasse / Ecke Metzgasse die untere genannt, während die «alte» Badstube an der Badgasse 8 neu die obere Badstube hiess.

Nachdem die Stadt die Badstube vermutlich auf eigene Kosten betrieben hatte, erhielt Hans Kreis das untere Bad als Erbleihe. 1538 kaufte die Familie Kronauer die untere Badstube, die sie in der Folge fast 200 Jahre lang betrieb.

Ausgrabungen 1995/96

1995/96 legte die Kantonsarchäologie Teile der unteren Badstube frei. Dabei stellte sie fest, dass der Baugrund der Badstube aus Bausschutt bestand. Vermutlich brannte an diesem Platz zuvor ein Haus ab, wodurch Platz für die Badstube frei wurde. Bei den Ausgrabungen fand man zwei hufeisenförmig angeordnete Ofenanlagen. Eine Ofenanlage diente dazu, Steine zu erwärmen, die dann mit Wasser übergossen wurden, um Dampf für die Schwitzbäder zu erzeugen. Die zweite Ofenanlage erhitzte vermutlich Wasser für die Wannenbäder.

Das Goldbad

Die untere Badstube erhielt Wasser von drei Quellen, die am Heiligberg entsprangen. Die Abflüsse der Quellen fingen wir in der Brunnenstube am Fuss des Heiligbergs auf und leiteten sie in Teucheln zur unteren Badstube. Die untere Badstube hiess auch Goldbad, weil das Quellwasser feine, erdige, gelbe Teilchen aus Sandstein enthielt, die im Licht wie Gold schimmerten. 1806 brachen wir die Badeanlage ab.


Benutzte und weiterführende Literatur

Gantenbein, Leo: Schwitzkur und Angstschweiss. Praktische Medizin in Winterthur seit 1300. Neujahrsblatt der Stadtbibliothek Winterthur, Band 327 (1997). Zürich, 1996.
Von Moos, Paul: Winterthurer Stadtbilder. Mit 95 Federzeichnungen des Verfassers. W. Vogel, Winterthur, 1953. 

Bibliografie


Autor/In:
Karin Briner
Letzte
Bearbeitung:
11.10.2024