Grosskonzerne

Textilfabrik Schleife

1845–1998

Im Areal Schleife an der Pflanzschulstrasse wird schon seit langer Zeit Gewerbe betrieben: In der Mitte des 15. Jahrhunderts befand sich dort eine Hammerschmitte, später eine Türkischrotfärberei und Druckerei, dann unterschiedliche Fabrikbetriebe und ab 1845 für viele Jahrzehnte die Textilfabrik AG Carl Weber. Diese schloss 1998 ihren Betrieb. Heute befinden sich auf dem Schleife-Areal Lagerflächen, Büros und Gewerbe.


Baujahr
1452

Fabrikschliessung
1998


Adresse
Areal «Schleife»
Pflanzschulstrasse 17
8400 Winterthur


Bleicherei und Färberei Carl Weber zur Schleife, um 1895.
Foto: winbib, Holzstich (Signatur 040152)

Textilfabrik zur Schleife

Eine erste Erwähnung der «Schleife» ist in einem Protokoll des Winterthurer Rates aus dem Jahr 1452 zu finden. In den Räumlichkeiten befand sich zu dieser Zeit eine bescheidene Hammerschmitte. Anfangs des 19. Jahrhunderts entstand in der Schleife durch Sulzer & Steiner eine Türkischrotfärberei und Druckerei, welche im Juli 1833 versteigert wurde. Verschiedene Teile der Schleife befanden sich von da an in unterschiedlichem Besitz: Einige Fabrikanlagen bei der Gerberei Meyer & Ammann, ein chemisches Laboratorium für Ernst Rieter & Co. in der früheren Lufttröckne und die Blaufärberei im Walchegebäude wurde durch den Färber Friedrich Ernst betrieben.

Wirtschaftliche Höhen- und Tiefflüge der Textilfabrik in der Schleife

Seit 1845 erlebte die Schleife als Textilfabrik von Johann Jakob Weber einige wirtschaftliche Hochs dank der Mechanisierung und dem stetigen Ausbau des Geschäftes aber auch das eine oder andere Tief. Ein Tiefpunkt war beispielsweise die Krise nach grossen Investitionen 1846 bei steigenden Zinsabgaben und dem damit verbundenen Ausscheiden von Geschäftspartner Georg Bosshart. Ein weiterer unsicherer Wert war der Wasserstand der Eulach: Die Wasserkraft war unverzichtbar und hatte immer wieder Schwierigkeiten mit Wasserhochstand. Ebenfalls musste ein 600 Meter langen Kanal gebaut werden, damit die Eulach nicht immer wieder gestaut werden musste, was Klagen und Polizeibussen mit sich brachten. Die Baumwollkrise der 1870 Jahre brachte ebenso Einbussen im Geschäft. Ein Highlight war der Ausbau des Eisenbahnnetzes ab 1850, wodurch Kohle billiger befördert werden konnte und damit die Dampfkraft vorangetrieben wurde, welche die Wasserkraft ablöste. Die Geschäftsgänge 1958 bis 1860 zeigten auf der Ertragsseite einen deutlichen Aufwärtstrend.

Die Textilveredelungs-Gesellschaft AG Carl Weber schliesst

Auf Ende Oktober 1998 schloss die Textilveredelungs-Gesellschaft AG Carl Weber ihren Betrieb, da sie seit einigen Jahren rote Zahlen schrieb. Verschiedene Gründe wie beispielsweise die aufwendigen Zollformalitäten aber auch die nicht ausreichend genutzte Wasch- und Bleichmaschine sowie der Absprung eines Grosskunden aus Deutschland sorgte für rote Zahlen im Betrieb. Als auch ein möglicher Verkauf und eine Übernahme nicht zustande kam, beschlossen die Aktionäre, den Betrieb stillzulegen. Von der Schliessung waren insgesamt neunzig Angestellte betroffen.

Aus der Schleife wird ein Gewerbezentrum

Die gut 15000 Quadratmeter des Schleife-Areals blieben nach der Schliessung der AG Carl Weber Ende 1998 für einige Zeit leer. Besitzerin der Liegenschaft ist die F. Aeschbach AG und diese plante ab 1999 eine sanfte Renovation der teilweise unter Denkmalschutz stehenden Infrastruktur, um dann die Räumlichkeiten weiter zu vermieten. Heute befinden sich auf dem Schleife-Areal Lagerflächen, Büros, Gewerbe und ein sehr kleiner Teil Wohnraum. Bekannte Mieterschaft ist die Fotostiftung Schweiz und die Schleife-Stiftung, der Läbesruum und auch die Onlineversandhändlerin Angela Bruderer.

Zukunftsmusik des Schleife-Areals

Anfangs 2023 präsentierte die F. Aeschbach AG Entwürfe von Neu- und Umbauten des Areals, womit es einen deutlichen Zuwachs an Wohnraum geben könnte. Weiterhin besteht das Ziel, dass das Areal einen Mix aus Wohn- und Gewerbequartier bleibt. Bei den geplanten Veränderungen ist die Stadt bei der Planung und Umsetzung mit dabei, nicht zuletzt auch wegen der Denkmalpflege. Der Zeithorizont sieht vor, dass in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren mit der Bauphase begonnen werden kann.


Weiterführende Literatur

Gewerbezentrum statt Fabrikbetrieb. In: Der Landbote, Nr. 47, 27.02.1999, S. 15, ill.
Hirsekorn, Till. Neue Pläne fürs Schleife-Areal: bunter Mix mit deutlich mehr Wohnungen. In: Der Landbote, 17.01.2023, ill.
urs: Neunutzung einer Winterthurer Industriestätte. In: Neue Zürcher Zeitung, Nr. 274, 24.11.1999, S. 50.
Schürpf, Thomas. Textilfirma Carl Weber schliesst die Tore. In: Der Landbote, Nr. 154, 7.7.1998, S. 5, ill.

Bibliografie

    Textilfärberei AG Carl Weber, zur Schleife

    • Einträge ab 2011

      Geiser, Regula: Gute Geschäfte, auch ohne Kohle. In: Sprachrohr, Nr. 4, 2022. S. 11. m. Abb.

      Einträge 1991–2010

      Übernahme Firma: Winterthurer Arbeiterzeitung 1993/144.
      Lohnkürzungen: Landbote 1997/26 1Abb.
      Schliessung; wird Gewerbezentrum: Landbote 1998/154 m.Abb., 1999/47 1Abb. - NZZ 1998/144

    Schleife, Areal. Umnutzung

    • Einträge ab 2011

      Portmann, Sandro: Schleife-Areal verschmilzt mit der Stadt. In: Winterthur Zeitung, Nr. 3 (2023). S. 1 & 5. m.Abb.

      Einträge 1991–2010

      Gewerbe und Dienstleistungen: Pressemappe [Winterthurer Dok. 1999/54]. - Landbote 1999/269 m.Abb., 270 + Gedanken zur Umnutzung, 2 S., m.Abb. - Weinländer Zeitung 1999/135. - NZZ 1999/274 S. 50


Autor/In:
Vera Frischknecht
Letzte
Bearbeitung:
16.06.2023