Wohnhäuser

Villa Tössertobel

Eichwaldstrasse 1-3

Eine der schönsten Villen- und Gartenanlagen Winterthurs steht hoch über dem Tössertobel am Lindberg. Sie wurde 1908-10 von den Architekten Rittmeyer & Furrer für den Winterthurer Kaufmann Georg Reinhart erstellt.


Baujahr
1910


Adresse
Eichwaldstrasse 1-3
8400 Winterthur

Villa Tössertobel: Blick über das Tössertobel gegen die neu angelegte Gartenterrasse mit dem Sonnenbad (links), um 1908/09.
Foto: winbib, Hermann Linck (Signatur 036690)

Die 1908–10 erbaute Villa Tössertobel ist eine der bedeutendsten Villen der Winterthurer Architekten Rittmeyer & Furrer. Bauherr war Georg Reinhart (1877–1955), der langjährige Patron der Handelsfirma Gebrüder Volkart AG in dritter Generation. Die Villa ist in der für die Architekten Rittmeyer & Furrer typischen Kombination von Elementen aus Jugendstil, Reform- und Heimatstil gestaltet. Zum Ensemble gehören neben der Villa auch das «Sonnenbad» in Form eines Kreuzgangs, das Dienstenhaus, die Stallungen, Remisen und Garagen, ein Atelier und ein Kakteenhaus. Der Zugang von der Eichwaldstrasse her zur Villa erfolgt durch eine doppelte Tordurchfahrt zwischen den Ökonomiebauten. Ein Fussweg führt von der Tössertobelstrasse zur Gartenterrasse hinauf. 

Nach Georg Reinharts Tod wurde die Villa Tössertobel modernisiert. Dabei entfernte man unter anderem den Portikus gegen den Garten hin und ersetzte die ursprünglich hölzerne Veranda durch einen gemauerten Bau. 

Der Garten und seine Kunstwerke

Die Villa steht an aussichtreicher Lage am Rand des Lindbergwalds. Gegen Westen schliesst ein langgestreckter Terrassengarten von klassizistischer Strenge an, für dessen Anlage gegen Süden und Westen hohe Stützmauern errichtet werden mussten. Er ist ein typischer Architekturgarten, der zusammen mit der Villa und dem Sonnenbad als westlichem Abschluss eine Einheit bildet. Das Sonnenbad liess Georg Reinhart zusammen mit der Gartenterrasse 1908 als erstes erbauen. Erst ein Jahr später begannen die Arbeiten an der Villa und den Ökonomiebauten. 1911 wurde das kleine Tobel im Süden des Grundstücks, ein ehemaliger Steinbruch, mit einem «Hexenhaus» zum Kinderparadies gestaltet.

Der sozial denkende Kaufmann Georg Reinhart pflegte den Kontakt zu zahlreichen Künstlern seiner Zeit und förderte sie als Mäzen und Kunstsammler. Die bedeutende Kunstsammlung der Villa Tössertobel wurde nach seinem Tod aufgelöst. Geblieben sind aber die Werke im Garten, u. a. ein Relief von Ernst Kissling (1890-1973) mit Motiven aus der indischen Folklore und die Skulptur «Abessinierjunge» von Hermann Haller (1880-1950). Vom belgischen Künstler Frans Masereel (1889-1972) stammen die drei Bronzereliefs des «Stationenwegs» am Aufstieg von der Tössertobelstrasse zum Garten mit Darstellungen der drei Lebensalter (1921) sowie die 13 Mosaiken im Sonnenbad (1932). Masereel entwarf die Werke im intensiven Dialog mit Georg Reinhart. 

Der Gemüsegarten und der Familiengarten

Im Norden der Villa konnte Georg Reinhart ein weiteres Stück Land erwerben. Im Kriegsjahr 1916 liess er dort vom Zürcher Gartenarchitekten Paul Schädlich nach seinen eigenen Ideen einen kleeblattförmigen Gemüsegarten errichten, der später zum Blumengarten umgestaltet wurde. Seit 1918 steht hier die «Grande Venus debout» von Auguste Renoir (1841-1919). Den Garten südlich der Villa gestaltete der Winterthurer Gartenarchitekt Fritz Haggenmacher um 1939 neu als Familiengarten mit grossen Rasenflächen und einer Pergola im Tessinerstil und einer Bocciabahn. In dieser Form ist die einmalige Villen- und Gartenanlage bis heute erhalten.


Benutzte und weiterführende Literatur

Toni Raymann: Geos Garten. Dokumentation, Dübendorf 2019.
Die Sammlung Georg Reinhart. Katalog zur Ausstellung im Kunstmuseum Winterthur, Winterthur 1998 (mit Beiträgen zur Villa und zum Garten).
Georg Reinhart: Aus meinem Leben, Winterthur 1931.

Bibliografie

    Eichwaldstrasse 3, Villa Tössertobel

    • Einträge ab 2011

      Widmer, Urs: Villa Tössertobel, Eichwaldstrasse 3. In: Dokumentation Urs Widmer, Bauwerke, Häuser und Villen St-Z. 1 S.

      Einträge 1991–2010

      Anthos 1995/2 von Gerold Fischer, m.Abb.


Autor/In:
Andres Betschart
Letzte
Bearbeitung:
08.03.2024