Die zwischen 1874 und 1883 von der Seidenstoffweberei Winterthur erstellten Arbeiterhäuser bei der «Sidi» zählen zu den wenigen und ältesten intakten Werksiedlungen im Kanton Zürich. Sie stehen zwischen der Bäcker-, Grüzen- und Töpferstrasse in engem räumlichen Verhältnis zur Seidenstoffweberei, zur Schleife und zur Elastiquefabrik.
Sozialhistorisch markieren sie die schrittweise Loslösung von den bis dahin üblichen Kosthäusern, die kaum ein geordnetes Familienleben zuliessen. Pflege, Reinlichkeit und Ordnung in der Familie wurden zu einem der wichtigsten bürgerlichen Ideale des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Mit den Arbeitersiedlungen sollte die Sittlichkeit und Moral innerhalb der Arbeiterschaft gesichert und gefördert werden. Gleichzeitig waren die meist in Reihenbauweise erstellten Siedlungen auch Mittel zur gegenseitigen sozialen Kontrolle, die durch die gemeinsame Nutzung von Gärten, Waschhäusern usw. gefördert wurde. Zudem wurde die Arbeiterschaft durch die Arbeiterhäuser an den Betrieb gebunden. Der Bau solcher Werksiedlungen trug wesentlich zur Verbesserung der allgemeinen Wohn- und Lebensbedingungen der Arbeiterschaft bei und war eine Vorstufe zum genossenschaftlichen Wohnungsbau, wodurch die finanzielle Autonomie und die Trennung von Wohnsituation und Arbeitgeberschaft weiter gefördert wurden.