Natur und Pärke

Beerentalbach

Sennhof

Der Beerentalbach ist neben der Töss der Dorfbach im Sennhof. Er entspringt oberhalb der Weiherhöhe und mündet nach rund 1,7 km am Dorfrand von Sennhof in die Töss.


Sennhof, Beerentalbach, 1990er-Jahre
Foto: winbib (Signatur FotLb_001-197)

Ein kleiner Bach, der ab und an launisch werden kann

Die Quelle des Beerentalbaches liegt vermutlich in der Nähe der ehemaligen Milchhütte am Sennhüttenweg bei Iberg. Von dort fliesst der Bach einige Hundert Meter unterirdisch und kommt erst unterhalb der Lochstrasse zum Vorschein. Hätte er hier noch seinen natürlichen Lauf, wäre die Wiese im sanften Tal westlich der Sennhütte vermutlich eine Feuchtwiese. Ein heute noch bestehendes Halbmoor und weitere Anzeichen von Vernässung des Bodens sowie der Flurname Weier weisen darauf hin. Im «Loch» fliesst der Beerentalbach offen durch eine ansprechende, gewässergerechte Uferlandschaft, bevor er erneut in einen Tunnel taucht. Unweit des Bahnübergangs Grienen nimmt er den Mulchlingerbach auf, der ebenfalls grosse Teile seines Weges unterirdisch zurücklegt.

Den Rest seines Laufs darf der Beerentalbach offen fliessen, zuerst der Bahnlinie entlang durch das Tal des Seemer Bucks, das in der historischen Wild-Karte von 1850 als Beerenthal bezeichnet ist. Nach der Unterquerung von Bahn und Tösstalstrasse fliesst er heute zwischen verschiedenen Wohnüberbauungen neueren Datums hindurch. Noch in den 1990er-Jahren war dieses Areal ein Obstgarten mit angrenzendem Acker. Der Wiesenhang nördlich des Baches diente den Sennhöfler Kindern als Schlittelhang und man musste bei schnellen Verhältnissen aufpassen, dass man nicht mitsamt Schlitten baden ging. Der südlich gelegene Acker lag tiefer als der Bach und wurde nach intensiven Regenfällen hin und wieder überflutet, wobei manchmal auch Keller und Garagen betroffen waren.

Verschiedene Revitalisierungsideen

Mit dem Bau der Wohnsiedlung Bachwies in den Jahren 1997/98 wurde das ehemalige Ackergelände so weit aufgeschüttet, dass Gärten und Erdgeschoss der neuen Reiheneinfamilienhäuser über dem Hochwasserpegel des Baches lagen. Zum Leidwesen der neuen Hausbesitzenden standen einige Keller sowie die Tiefgarage allerdings bereits 1999 zweimal kurz hintereinander unter Wasser. Zum ersten Schadenereignis in der Nacht vom 22. auf den 23. Februar kam es, nachdem anhaltender Regen zusammen mit der Schneeschmelze zu einem Jahrhundert-Höchststand von Töss, Beerentalbach und Grundwasser führten, was einen Rückstau von Abwasser in die Siedlung auslöste. Dabei entstand ein beträchtlicher Sachschaden an Heizungen, Waschmaschinen und anderem Hausrat. Ein Anwohnender erinnert sich, dass der Beerentalbach damals im gesamten Bereich des Quartiers auf das Vorland getreten war und die Wassermassen gerade noch knapp unter der Brücke der Linsentalstrasse hindurch passten. Nach dem zweiten, weniger verheerenden Schadenereignis im Mai 1999 wurden schliesslich die Abwasserleitungen gespült und der Bachdurchlass unter der Linsentalstrasse erweitert, womit das Problem nachhaltig gelöst war.

Für verschiedene Abschnitte des Beerentalbaches bestanden und bestehen seit den 1990er-Jahren Revitalisierungsideen. So wurde beispielsweise der Abschnitt der Bahnlinie entlang unterhalb der Grienen 1991/92 ökologisch aufgewertet und bezüglich Hochwasserschutz saniert. Eine Anschlussidee bestand im Zusammenhang mit der Überbauung der Landwirtschaftsfläche zwischen dem Beerentalbach und der Linsentalstrasse, wo heute die Reihenhaussiedlung Bachwies steht. Das erste Projekt sah die Verlegung des Bachlaufes zur Bauzonengrenze am Hangfuss des Eschenberges vor, mit gleichzeitiger Renaturierung und Hochwassersicherung. Der Grosse Gemeinderat hatte das Vorhaben gutgeheissen, gegen diesen Entscheid wurde aber das Referendum ergriffen, womit es zur Volksabstimmung kam. Am 6. Juni 1993 scheiterte die Vorlage an der Urne mit 15'456 Ja- zu 16'270 Neinstimmen.

Knapp 30 Jahre später wurde ein Ausdolungsprojekt für den Abschnitt bei der Grienen bis zum Vorprojekt vorangetrieben, schliesslich aber aus Kostengründen auf Eis gelegt. Ein weiteres Sanierungsprojekt auf dem stark verbauten untersten Abschnitt des Beerentalbaches zwischen der Linsentalstrasse und der Mündung in die Töss wird hingegen im Sommer 2023 umgesetzt. Gewässerfremde Sträucher und unerwünschte Neophyten wurden bereits entfernt, Böschungen und Bachsohle werden ökologisch aufgewertet und der Uferbereich im Herbst mit standortgerechten Gehölzen neu bepflanzt.


Benutzte und weiterführende Literatur:

Kanton Zürich. http://maps.zh.ch => benutzte Layer: Gewässer-Ökomorphologie, Bodenkarte der Landwirtschaftsflächen, Historische Karte J. Wild (~1850) abgerufen am 13.2.2023
Stadt Winterthur: Genereller Wasserbauplan GWBP Winterthur, Zusammenfassung vom 23.9.2010 mit Massnahmentabelle vom 2.3.2010 => https://parlament.winterthur.ch/_docn/3453749/W2012-009_inkl._Beilagen.pdf abgerufen am 13.2.2023
Stadt Winterthur: Verpflichtungskreditabrechnung Projekt-Nr. 11424, Beerentalbach: Abschnitt Grienen, Revitalisierung (Minderkosten).pdf abgerufen am 13.2.2023 von https://stadt.winterthur.ch/stadtratsbeschluesse/beschluesse-des-stadtrats/stadtratssitzung-vom-18-november-2020#stadtratssitzung-vom-18-november-2020
Stadt Winterthur: Abstimmungszeitung der Gemeindeabstimmung der Stadt Winterthur vom 6.6.1993
Stadt Winterthur: Information des Tiefbauamts Winterthur zum Bauvorhaben (Berentalbach, Abschnitt Linsentalstrasse bis Mündung Töss, Winterthur, Sanierungsmassnahmen) vom 30.3.2023 zuhanden der Anwohner:innen

Bibliografie

    Beerentalbach, Sennhof

    • Einträge 1991–2010

      Verlegung, Revitalisierung; Ablehnung: Anträge, Anfragen und Interpellationen des Grossen Gemeinderates Winterthur 1992/114 1Plan. - Gemeindeabstimmung 1993/2 m.Abb. - Landbote 1992/291, 1993/5 1Abb., 118, 127. - Winterthurer Arbeiterzeitung 1993/139


Autor/In:
Katrin Junker
Letzte
Bearbeitung:
18.07.2024