Wissenschaft

Hans Ulrich Hanhart

Stadtphysicus, 1623–1672

Der Steckborner Arzt Dr. Hans Ulrich Hanhart (1623–1672) wurde 1658 als Stadtphysicus (Stadtarzt) nach Winterthur geholt. Er war auch Schulinspektor und ab 1661 Bibliothekar der Stadtbibliothek Winterthur. Hanhart begründete als Stammvater ein neues Winterthurer Geschlecht, das viele Mediziner und Geistliche hervorbrachte, das aber im 19. Jahrhundert wieder erlosch.


Geburtsort
Steckborn

Geboren
04.05.1623

Gestorben
10.10.1672


Johann Ulrich Hanhart (1610-1672)
Foto: winbib (Signatur 171520_DG)

Bildungs- und Studienjahre

Hans Ulrich Hanhart wurde 1623 in Steckborn geboren. Als 11-jähriger kam er nach Zürich, wo er die Lateinschule und eine Grundausbildung absolvierte. 1644 setzte Hanhart seine Ausbildung auf einer Bildungsreise fort. Über verschiedene Stationen in der Schweiz und Frankreich gelangte er nach Montpellier, wo er fast zwei Jahre an der medizinischen Fakultät studierte. Die Rückreise führte über Italien, wo er schliesslich in Padua seinen Doktor in Medizin erlangte. 1949 kehrte Hanhart zunächst nach Zürich und von dort nach Steckborn zurück.

Stadtphysicus in Winterthur

Nach dem Tod des Winterthurer Stadtarztes Hans Rudolf Hegner (1603–1656) fehlte ein geeigneter Nachfolger. Hegners Sohn war noch zu jung und ein anderer Kandidat, der St. Galler Dr. Jeremias Schobinger, hatte seine Bewerbung kurzfristig wieder zurückgezogen. Über Schobinger kam jedoch der Kontakt zu Hanhart zustande, da sich die beiden aus Studienzeiten kannten. Nach einigen Nachforschungen und Verhandlungen war man sich in Winterthur einig und bot Hanhart die Stelle an. Dieser begann seine neue Aufgabe als Stadtphysicus am 17. September 1658.

Stammvater eines neuen Winterthurer Geschlechts

Hans Ulrich Hanhart integrierte sich schnell in die Winterthurer Gesellschaft. Mit dem Stellenantritt erhielt er sogleich das Winterthurer Bürgerrecht. Als Wohnquartier wurde ihm das Haus zum Glas an der Metzggasse 8 zugewiesen. Dort lernte er wohl auch seine Frau Anna Sulzer (1639–1719), die Stieftochter des Hausherrn und Metzgers Heinrich Sulzer, kennen. Nur zehn Tage nach seiner Ankunft verlobte er sich mit ihr. Die Heirat fand am 25. Oktober 1658 statt.

Ebenfalls trat Hanhart noch in seinem Ankunftsjahr ins Musikkollegium ein. Ab 1661 arbeitete er nebenbei als Bibliothekar in der erst 1660 gegründeten Bürgerbibliothek und war dort für die Katalogarbeit zuständig.

Mit nur 49 Jahren starb Hans Ulrich Hanhart 1672, hinterliess Winterthur aber ein neues Geschlecht. Obwohl es keiner seiner Nachkommen mehr zum Amt des Stadtphysicus schaffte, brachte die Familie über mehrere Generationen viele Mediziner und Theologen hervor. Im 19. Jahrhundert starb die Familie Hanhart in Winterthur aus.


Benutzte und weiterführende Literatur

Gantenbein, Urs Leo: Schwitzkur und Angstschweiss. Praktische Medizin in Winterthur seit 1300, Winterthur 1997, S. 133–142.
Dejung, Emanuel et al.: 300 Jahre Stadtbibliothek Winterthur. 1660–1960, Winterthur 1960, S. 121.

Autor/In:
Angelina Immoos
Letzte
Bearbeitung:
08.11.2022