Musik und Theater
Musikkollegium Winterthur
Rychenbergstrasse 94
Das 1629 gegründete Musikkollegium Winterthur gehört zu den traditionsreichsten Institutionen der Stadt. Das Orchester hat auch im internationalen Rahmen ein hohes Niveau; sein Heimspielort ist das Stadthaus. Ein Subventionsvertrag mit der Stadt regelt die Leistungen. Das Musikkollegium ist auch Träger des Konservatoriums Winterthur.
Adresse
Musikkollegium Winterthur
Geschäftsstelle
Rychenbergstrasse 94
8400 Winterthur
Das Musikkollegium trat auch mal im Tierkostüm auf. Die Umstände sind nicht bekannt. Postkarte, 1927
Foto: winbib (Musikvereine Winterthur 17_05)
Das Musikkollegium Winterthur wurde 1629 von einem Dutzend junger Musikliebhaber rund um den Geistlichen Hans Heinrich Meyer gegründet. Diese versammelten sich regelmässig zum gemeinsamen Musizieren. Eine bewegte Geschichte folgte: 1875 gründete der Direktor des Musikkollegiums, Georg Wilhelm Rauchenecker, das Stadtorchester Winterthur unter der Trägerschaft des Musikkollegiums. In den Jahren zwischen 1923 und 1950 erlebten der Verein und das Orchester eine Blüte dank dem Winterthurer Mäzen Werner Reinhart (1884-1951) und dem Dirigenten Hermann Scherchen (1891-1966). Winterthur avancierte in jenen Jahren zu einem Zentrum für die Aufführung zeitgenössischer Musik.
Heute zählt das Musikkollegium Winterthur rund 1000 Mitglieder und ist vom kulturellen Leben der Stadt nicht mehr wegzudenken. Das Orchester Musikkollegium Winterthur ist eines der wenigen Berufsorchester mit fester Besetzung in der Schweiz. Es gibt pro Saison im
Stadthaus mehrere Dutzend Konzerte in unterschiedlicher Besetzung, darunter auch Freikonzerte für die Winterthurer Bevölkerung. In den letzten Jahren hat es auch neue Formen etabliert wie das Classic Openair im Park der Villa Rychenberg, und es spielte zahlreiche CDs ein.
Haus- bzw. Chefidirigenten seit 1950
Jahr | Dirigent |
1950-1978 | Clemens Dahinden |
1979-1986 | Mario Venzago |
1987-1990 | Franz Welser-Möst |
1990-1995 | Janos Fürst |
1995-2001 | Heinrich Schiff |
2002-2008 | Jac van Steen |
2009-2016 | Douglas Boyd |
2016-2021 | Thomas Zehetmair |
seit 2021 | Roberto González Monjas |
Der Sitz des Musikkollegiums ist die Villa Rychenberg an der Rychenbergstrasse 94. Das Haus im Stil der französischen Renaissance wurde 1888 von Ernst Jung erbaut. Die Villa Rychenberg ist das Geburts- und Wohnhaus von Werner Reinhart. Er war der dritte Sohn des Winterthurer Kaufmanns Theodor Reinhart-Volkart. 1919 übernahm Werner Reinhart die Villa seines Vaters. Von 1912 an war auch er Teilhaber an der elterlichen Weltfirma Gebrüder Volkart. Werner Reinhart verbrachte seine Bildungsjahre in London, Indien, China und Japan. Zurück in Winterthur war er bald Mitglied des Musikkollegiums. Von 1927 an war Werner Reinhart Präsident der Konzertkommission. So konnte er das Musikleben Winterthurs wesentlich mitbestimmen. 1951 vermachte er seine Villa dem Musikkollegium. Der Park ist heute öffentlich zugänglich.
Konservatorium und Archiv
Das Musikkollegium ist ebenfalls Träger des 1873 gegründeten
Konservatoriums Winterthur. Seit 1951 ist dieses in der Villa Rychenberg untergebracht, seit 1969 auch im Neubau im Park der Villa.
Das Archiv des Musikkollegiums liegt als Depot in der
Sammlung Winterthur. Es umfasst neben Dokumenten aus der Vereinsgeschichte auch zahlreiche Notenhandschriften aus dem 18.-20. Jh. und den bedeutenden Briefwechsel Werner Reinharts mit Komponisten, Musikerinnen und weiteren Künstlern.
Musikkollegium Winterthur: 400 Jahre in drei Minuten. Video und Illustrationen von Philipp Seefeld, publiziert am 22.04.2021
Kurmann, Nicole: Dem Provinziellen widerstehen. Das Musikkollegium Winterthur 1629-2004 im Musikleben der Stadt (Neujahrsblatt der Stadtbibliothek Winterthur 335), Winterthur 2004.
Musikkollegium Winterthur: Festschrift zur Feier des dreihundertjährigen Bestehens 1629-1929, 2 Bde., Winterthur 1929.
Das Rychenberger Gastbuch. Gastfreundschaft beim Musikmäzen Werner Reinhart (Neujahrsblatt der Stadtbibliothek Winterthur 351), Winterthur 2016.
- Autor/In:
- Heinz Bächinger
- Letzte
- Bearbeitung:
- 26.08.2024