Politik

Jürg Altwegg

Elektroingenieur, Stadtrat (Grüne), *1970

Jürg Altwegg wurde 1970 in Nürensdorf geboren. Nach einer Lehre als Radio- und Fernsehtechniker studierte er Elektrotechnik in Winterthur. 2002 trat er in die Grüne Partei ein und wurde 2007 in den Grossen Gemeinderat gewählt. Daneben wirkte Altwegg als Projektleiter des Mehrgenerationenhauses «Giesserei» in Neuhegi. Von 2014 bis 2015 sass Altwegg im Zürcher Kantonsrat. 2017 wählte ihn die Bevölkerung in den Stadtrat, wo er das Departement Schule und Sport übernahm. Am 22. Februar 2023 erklärte er seinen Rücktritt per Ende Juli 2023.


Geburtsort
Nürensddorf

Geboren
16.10.1970


Jürg Altwegg als Gemeinderat der Grünen, 2010
Foto: winbib, Marc Dahinden (Signatur FotDig_Lb_004-167)

Beruflicher Werdegang

Jürg Altwegg wurde 1970 in Nürensdorf geboren und wuchs dort auf. Ab 1986 absolvierte er eine vierjährige Lehre als Fernseh- und Radioelektriker in einem kleinen Betrieb in Zürich. Während seiner Ausbildungszeit interessierte er sich für Politik, insbesondere im Austausch mit seinem damaligen Oberstift. Danach studierte er Elektrotechnik am Technikum und kam so nach Winterthur. Mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) blieb er auch nach seinem Studium verbunden und trat in den Vorstand des Ehemaligenvereins ein. Im Jahr 2000 erwarb er den eidgenössischen Fachausweis für Erwachsenenbildner. Altwegg gründete die Doku Atelier AG, die er fünf Jahre lang betrieb, bis er gemeinsam mit seinem Geschäftspartner entschied, das Geschäft wieder aufzugeben. Danach arbeitete er als Fachredaktor bei der Zeitschrift «ET Elektrotechnik». Im Militär wurde Altwegg als Drohnenmechaniker eingesetzt. Die Faszination für die Drohnenfliegerei begleitete ihn auch in seiner Freizeit.

Jürg Altwegg war als Projektleiter massgeblich an der Umsetzung des Projekts Mehrgenerationenhaus «Giesserei» beteiligt. Die Überbauung wurde zu einem prägenden Element von Neu-Hegi.

Vom Grossen Gemeinderat in den Kantonsrat

Im Jahr 2002 liess sich Jürg Altwegg von seiner Nachbarin überreden, an einer Versammlung der Grünen teilzunehmen. Er zeigte sich beeindruckt von der offenen Debattenkultur und trat kurz darauf selbst der Partei bei. Bereits zwei Jahre später wurde er Vorstandsmitglied der Sektion Winterthur. 2007 wählten ihn die Stimmberechtigten in den Grossen Gemeinderat gewählt. 

Bis 2014 war er Mitglied der Bau- und Betriebskommission. Danach präsidierte er die Sachkommission für Soziales und Sicherheit sowie für fünf Jahre die Fraktion der Grünen. Bei den Gemeinderatswahlen im Februar 2014 wurde er mit einem Spitzenresultat wiedergewählt. Seine breite politische Unterstützung und weitreichende Vernetzung zeigten sich auch darin, dass er stadtweit die meisten Panaschierstimmen sammeln konnte, was ihm den Spitznamen «Panaschierkönig» einbrachte. 2014 führte ihn seine politische Laufbahn in den Zürcher Kantonsrat, als Ersatz für seine zurücktretende Parteikollegin Lilith Hübscher. Nur ein Jahr später verloren die Grünen einen Sitz im Wahlkreis Winterthur.

Stadtrat

Als 2017 der Grüne Stadtrat Martin Gfeller vorzeitig aus seinem Amt zurücktrat, fanden Ersatzwahlen statt. Fünf Personen kandidierten für den Stadtratssitz: Jürg Altwegg (Grüne), Daniel Oswald (SVP), Christa Meier (SP), Michael Zeugin (GLP) und Barbara Huizinga (EVP). Im zweiten Wahlgang setzte sich Altwegg deutlich gegen den einzig verbleibenden Kandidaten Oswald durch. Altwegg übernahm das ihm wenig vertraute Departement für Schule und Sport.  An seinem ersten Arbeitstag im neuen Amt sorgte er über die Landesgrenzen hinaus für Schlagzeilen, als er die Räumung von arsenbelasteten ausgestopften Tieren aus allen Winterthurer Schulen anordnete. Kurze Zeit später krebste der frischgewählte Stadtrat zurück. Bezugnehmend auf diese Episode, bezeichnete er sich selbst bei seiner erneuten Kandidatur für den Stadtrat im Jahr 2018 als «teuersten Lehrling der Stadt Winterthur».  Die Wiederwahl schaffte er ohne Probleme.

Für den Schulbereich gewann Altwegg wichtige Abstimmungen, wie den Kauf des Schulhauses an der Rudolf-Diesel-Strasse und die Aufstockung der Stellen im Bereich der Schulsozialarbeit. Im Zusammenhang mit der neuen Gemeindeordnung kam es zu einer Schulreform, die ein wichtiges Geschäft für den Stadtrat darstellte. Kritik am Schulvorsteher gab es wegen den Startschwierigkeiten beim neu vergebenen Auftrag für den Betrieb von Schultransporten. An Weihnachten 2022 war Altwegg im Zusammenhang mit dem niedergebrannten Kindergarten Schützenwiese gefordert. Für die beiden Kindergartenklassen musste schnell eine neue Unterbringung gefunden werden.  Im Bereich Sport folgte das Stimmvolk der ablehnenden Haltung des Stadtrates und der Grünen bezüglich des Baus einer Traglufthalle für das Schwimmbad Geiselweid. Einiges an Kopfzerbrechen bereitete dem Sportvorsteher hingegen die misslungene Sanierung des Rasens im Fussballstadion Schützenwiese.

Rücktrittsankündigung

Per Juli 2023 trat Jürg Altwegg zurück. Er begründete seinen Entscheid mit «leeren Batterien» und der Doppelbelastung durch das Stadtratsamt und das Präsidium der Schulpflege. Seine Nachfolgerin wurde Martina Blum (Grüne), die damit den Sitz für die Partei verteidigen konnte. 


Radiobeitrag

Schweizer Radio und Fernsehen (SRF): Gift in ausgestopften Tieren, Sendung Regionaljournal Zürich-Schaffhausen, 12.02.2019.

Benutzte und weiterführende Literatur:


Keller, Jonas:
Der Mann der kleinen Schritte

Autor/In:
Nadia Pettannice
Letzte
Bearbeitung:
10.10.2024