Politik
Natalie Rickli
Kommunikationsberaterin, Regierungsrätin, Politikerin (SVP), *1976
Natalie Rickli politisierte von 2002 bis 2007 im Grossen Gemeinderat. Danach im Kantons- und Nationalrat. Seit 2019 ist sie Zürcher Regierungsrätin und leitet die Gesundheitsdirektion.
Geburtsort
Winterthur
Geboren
19.11.1976
2006: Grosser Gemeinderat Winterthur, Natalie Rickli SVP
Foto: winbib, Marc Dahinden (Signatur FotDig_Lb_003-719)
Natalie Rickli wurde am 19. November 1976 als älteste von drei Töchtern geboren und ist in Riet bei Neftenbach aufgewachsen, wo sie auch die Schulen besuchte. Ihr Vater war Karosseriespengler und ihre Mutter arbeitete in einem Altersheim und als Zeitungsausträgerin. Als Natalie Rickli 16 Jahre alt war, trennten sich ihre Eltern und sie zog zu ihrem Vater. Schon als Jugendliche hatte Rickli engen Kontakt mit Chantal Galladé (SP) woraus sich eine langjährige Freundschaft entwickelte. Ursprünglich wäre Natalie Rickli gerne Flight Attendant geworden, doch in der Berufsberatung wurde ihr eine KV-Lehre ans Herz gelegt. Sie folgte diesem Rat und absolvierte eine kaufmännische Lehre beim Agrarunternehmen Fenaco. Während ihrer Lehrzeit bei Fenaco sammelte sie erste Erfahrungen im Verlagswesen und bildete sich danach zur Verlagsassistentin, Lehrmeisterin und Marketingfachfrau weiter. Danach war sie in unterschiedlichen Firmen tätig.
2005 trat Natalie Rickli bei der Firma AdLINK Internet Media AG (seit 2010 Goldbach Group) eine Stelle als Product Managerin an. Später leitete sie die Marketingabteilung. Ab 2009 war sie Mitglied der Geschäftsleitung der Goldbach Group und im Bereich für strategisches Management von Partnerbeziehungen tätig. 2012 erlitt Rickli ein Burnout und war fünf Monate krankgeschrieben. Die Diagnose machte sie publik und sprach in den Medien offen darüber. 2017 kündete sie ihre Stelle um sich als freie Kommunikationsberaterin selbständig zu machen.
Politisiert wurde Natalie Rickli während ihrer KV-Lehre durch einen politisch linksstehenden Staatskundelehrer, der sich während dem Unterricht für den Beitritt in den Europäischen Wirtschaftstraum (EWR) aussprach. Dies störte Natalie Rickli und bewegte sie dazu 1996 in die Junge SVP einzutreten. Dort arbeitete sie erst als Sekretärin und wurde bald Geschäftsführerin. Von 2000 bis 2003 war sie Präsidentin der Jungen SVP.
Im Jahr 2002 wurde die 25-Jährige Politikerin als SVP-Vertreterin in den Grossen Gemeinderat gewählt. 2007 schaffte sie dann die Wahl in den Zürcher Kantonsrat und nur ein paar Monate später wechselte sie in den Nationalrat. Natalie Rickli zählt als erste Social-Media-Politikerin der Schweiz. Über Twitter, Facebook und Instagram baute sie ihre Bekanntheit aus und erreichte damit auch neue Wählerinnen und Wähler. Ohnehin galt sie als Aushängeschild junger SVP-Politiker:innen. Als sie sich 2011 für den Nationalrat zur Wiederwahl stellte, erzielte sie das beste Ergebnis von allen Zürcher SVP-Kandidat:innen, einschliesslich Altbundesrat Christoph Blocher. Auf der eidgenössischen Ebene gehörten die Medienpolitik und das Strafrecht zu ihren politischen Schwerpunkten. Seit 2008 war Rickli im Vorstand der Aktion Medienfreiheit tätig und übernahm 2014 als Nachfolgerin von Filippo Leutenegger (FDP) das Präsidium. Sie blieb bis zu ihrer Wahl in den Zürcher Regierungsrat 2019 im Amt. Im Nationalrat trat sie immer wieder als scharfe Kritikerin der Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) in Erscheinung. Ebenfalls setzte sie sich gemeinsam mit SP-Ständerat Daniel Jositsch für eine härtere Bestrafung von Sexualstraftätern ein und für die Stärkung des Kinderschutzes.
Natalie Rickli als Zürcher Gesundheitsdirektorin
2019 wurde Natalie Rickli gleichzeitig mit dem ebenfalls aus Winterthur stammenden Martin Neukom (Grüne) in den Zürcher Regierungsrat gewählt. Sie übernahm in der Folge das Gesundheitsdepartement und musste den Kanton Zürich schon wenige Monate später durch die Corona-Pandemie leiten, womit sie Medial immer wieder im Fokus stand. Als Natalie Rickli 2021 in Gossau das neue Impfmobil vorstellte, wurde sie von einem Impfgegner mit Apfelschorle übergossen. Dieser Zwischenfall sorgte landesweit für Schlagzeilen. Ebenfalls 2021 führte sie mit der kantonalen Präventionsstelle Pädosexualität, die schweizweit erste kantonale Therapie- und Beratungsstelle für Menschen mit pädophilen Neigungen ein.
Nachdem SVP Bundesrat Ueli Maurer im Oktober 2022 seinen Rücktritt ankündigte, wurde Natalie Rickli als mögliche Bundesratskandidatin gehandelt. Sie stellte sich allerdings nicht als Kandidatin zur Verfügung, da sie sich weiterhin auf ihre Aufgaben als Regierungsrätin konzentrieren wollte.
Benutzte und weiterführende Literatur
Vögeli, Dorothee: Pädophilie war einst Natalie Ricklis grosses Thema in Bundesbern – nun macht die SVP-Gesundheitsdirektorin Zürich zum Pionierkanton in Sachen Prävention, in: Neue Zürcher Zeitung (NZZ Online), 04.06.2021.
Schenkel, Lena: Der Rickli-Poker, in: Neue Zürcher Zeitung (NZZ Online), 25.03.2019.
Boos, Susan: Madame Nachtwächterstaat, in: Die Wochenzeitung (WOZ) Nr. 28., 28.02.2019.
- Autor/In:
- Nadia Pettannice
- Letzte
- Bearbeitung:
- 13.02.2023