Politik

Otto Pfister

Lehrer, Politiker (SP), 1875–1939

Otto Pfister politisierte für die Sozialdemokraten auf komunaler, kantonaler und nationaler Ebene. In Winterhtur war er massgeblich an den Vorarbeiten zur Eingemeindung von 1922 beteiligt.


Geburtsort
Winterthur

Geboren
09.11.1875

Gestorben
23.05.1939


Der Lehrer Otto Pfister politisierte für die Sozialdemokraten auf allen politischen Ebenen. In Winterthur war er im Zuge der Eingemeindung wesentlich an der Abfassung der neuen Gemeindeordnung beteiligt. Aufnahme um 1930. 
Foto: winbib (Signatur 170548)

Laufbahn als Sekundarlehrer in Winterthur

Otto Pfister wurde 1875 in Uster geboren und ist auch dort aufgewachsen. Von 1891 bis 1895 besuchte er das Lehrerseminar in Küsnacht. Es folgten verschiedene Vikariate als Prima- und Sekundarschullehrer bis er 1896 das Lehramtstudium an der Universität Zürich aufnahm. Dort lernte er Anna Graf kennen, die er 1899 heiratete und mit der er drei Kinder hatte. Danach arbeitete er als Sekundarlehrer in der Schule Eglisau. Im März 1902 wurde Pfister an nach Winterthur berufen wo er bis 1919 arbeitete. Er unterrichtete die Knabenklassen in der Sekundarschule St. Georgen. Seine liebsten Lehrfächer waren Mathematik und Zeichnen. Daneben unterrichtete er von 1902 bis 1917 an der Handelsschule des Kaufmännischen Vereins.

Politisches Engagement

In Winterthur schloss er sich zuerst dem Grütliverein und später der Sozialdemokratischen Partei (SP) an und wurde 1912 in die bürgerliche Armenpflege gewählt. 1915 schaffte er die Wahl in den Grossen Stadtrat und präsidierte den sogenannten Verfassungsrat, der im Zuge der Eingemeindung mit der Abfassung der neuen Gemeindeordnung betraut wurde. Der damalige Stadtpräsident Hans Sträuli (DP) übernahm dabei den Vorsitz. Danach gehörte er bis 1927 dem neu geschaffenen Grossen Gemeinderat an. Bei den ersten kantonalen Wahlen nach dem Proporzverfahren von 1917 wurde Otto Pfister in den Zürcher Kantonsrat gewählt. Dort arbeitete er bei wichtigen Gesetzgebungsverfahren mit, darunter dem neuen Steuer-, Gemeinde- und Armengesetz sowie auch auf kantonaler Ebene an der Stadtvereinigung von Winterthur.

1919 wurde er zum Steuerkommissär berufen und kündigte deshalb seine Stelle als Lehrer. 1928 schaffte er die Wahl in den Nationalrat, wo er sich als Präsident der Komission zur Schaffung eines eidgenössischen Automobilgesetzes einen Namen machte. Seine politischen Schwerpunkte lagen in der Wirtschafts- und Verkehrspolitik. Gleichzeitig präsidierte er den Zürcher Kantonsrat. Bei den kantonalen Erneuerungswahlen von 1929 schlugen die Sozialdemokraten Otto Pfister erfolgreich für den Zürcher Regierungsrat. Pfister übernahm darauf zuerst die Direktion der Polizei und des Innern und später stand er dem Gesundheits- und Armenwesen vor.

1936 starb seine Ehefrau. Otto Pfister geriet in eine tiefe Krise. Gesundheitlich angeschlagen, musste Otto Pfister 1939 seinen Rücktritt aus dem Regierungsrat bekannt geben. Nur wenige Wochen später verstarb der Magistrat überraschend im Alter von 64-Jahren. Für die Winterthurer Sozialdemokraten war dies ein Schock, denn nur wenige Tage zuvor mussten sie ihren Stadtpräsidenten Hans Widmer (SP) zu Grabe tragen. In einer grossen öffentlichen Trauerfeier erwiesen ihm der Winterthurer Stadtrat und der gesamte Zürcher Regierungsrat sowie weitere Delegierte die letzte Ehre.


Benutzte und weiterführende Literatur

Schneider, Willi: Die Geschichte der Winterthurer Arbeiterbewegung, Winterthur, 1960.
o.A. Trauerfeier für Genosse Otto Pfister, in: Winterthurer Arbeiterzeitung, 27.05.1939.
o.A. Genosse Nationalrat Otto Pfister, Altregierungsrat, gestorben, in: Winterthurer Arbeiterzeitung, 24.05.1939.
o.A.: a. Regierungsrat Otto Pfister, Nachruf, in: Der Landbote, 24.05.1939.


Autor/In:
Nadia Pettannice
Letzte
Bearbeitung:
07.10.2023