Burgen, Schlösser und Stadtbefestigung

Schloss Mörsburg

Mörsburgstrasse 30

Die im 11. Jahrhundert erbaute Mörsburg ist eine der wichtigsten Burgen in der Nordschweiz. Sie liegt in der Nähe der Aussenwachten Stadel und Grundhof. Von der ursprünglichen Burganlage sind der Wohnturm, eine Kapelle und Teile der Burgmauer erhalten geblieben. Die Mörsburg ist ein beliebtes Ausflugsziel.


Gründungsdatum
um 1100


Adresse
Schloss Mörsburg
Mörsburgstrasse 30
8404 Winterthur

Die Anfänge der Mörsburg reichen bis ins frühe 12. Jahrhundert zurück. Die Person, die sie gebaut hat, ist bis heute unbekannt. Das Gemälde stammt aus dem Jahr 1734.
Foto: winbib (Signatur 067963_DG)

Anfänge liegen im Dunkeln

Die Mörsburg «Morisperch» wird urkundlich 1094 erstmals erwähnt. Wer genau die Erbauerinnen der Burg waren, lässt sich anhand der vorhandenen Angaben nicht restlos klären. Ebenso wenig ist bekannt, wer von 1125 bis 1241 auf der Burg lebte und wann genau sie in den Besitz der Grafen von Kyburg überging. Bei archäologischen Ausgrabungen in den 1970er-Jahren konnten wesentliche Teile der ursprünglichen Gesamtanlage erfasst werden. Es wurde nachgewiesen, dass die Burg bereits um 1100 über mehrere Steinbauten verfügte, darunter den Wohnturm und eine Ringmauer. Diese Informationen sind relevant, weil die Errichtung von Steinburgen damals dem höheren Adel vorbehalten war.

1241 erhielt Margarete von Savoyen, die Gattin des Grafen Hartmann IV von Kyburg, die Mörsburg als Heiratsgabe und späteres Witwengut. Diese Überschreibung ist wahrscheinlich im Kontext der kyburgischen Territorial- und Sicherungspolitik während des Investiturstreits zwischen dem deutschen Kaiser Friedrich II. und Papst Innozenz IV. zu sehen. Die Grafen von Kyburg hielten dem Papst die Treue. In dieser Zeit versuchten sie, ihre weitreichenden Güter und Ländereien zu sichern und einem möglichen Zugriff durch den Kaiser zu entziehen, vorwiegend indem sie diese an die Kirche veräusserten. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist die Stiftung des Klosters Töss im Jahr 1233.

Erweiterung unter den Grafen von Kyburg

Um 1243 bauten die Kyburger die Burg aus. Sie vergrösserten die Wohnfläche und erweiterten die Burg repräsentativ. 1259 errichteten sie eine eigene Burgkapelle. Der Graf und die Gräfin hielten sich regelmässig in der Mörsburg auf, was mehrere dort erstellte Urkunden belegen.

Eine Burg – zwei Adelsgeschlechter

Die Ehe zwischen Hartmann IV und Margarete von Savoyen blieb kinderlos. Deshalb musste das kyburgische Erbe unter den verbleibenden Verwandten aufgeteilt werden. Obwohl die Mörsburg bereits an Margarete überschrieben worden war, erhob Graf Rudolf IV. von Habsburg ebenfalls Anspruch. Es kam zum Streit zwischen den beiden und damit auch zwischen den Häusern Habsburg und Savoyen. Mit dem Tod von Margarete im Jahr 1273 erloschen die savoyischen Ansprüche. Die Habsburger schienen selbst wenig Interesse an der Mörsburg gehabt zu haben. Sie übergaben die Anlage in die Obhut von regionalen Kleinadeligen, darunter dem Meyer von Oberwinterthur. Durch Heirat gelangte die Burg dann 1363 in den Besitz der Herren von Goldenberg. In dieser Zeit wurde die Mörsburg zum Zentrum einer kleinen Vogtei über die Dörfer Ellikon und Oberwinterthur. Oberwinterthur gehörte damals zum Bistum Konstanz.

In den 1360er-Jahren wurde das vom Wohnturm getrennte Ritterhaus als Pfandlehen an die Familie von Sulz vergeben. Damit residierten zwei Adelsfamilien in derselben Anlage. Nur wenige Jahre später wurde das Ritterhaus jedoch zerstört. Die genauen Umstände sind ungeklärt. Die Familie von Goldenberg hatte in den nachfolgenden Jahren eine schwierige Stellung und geriet immer wieder zwischen die politischen Fronten. 1569 starb die männliche Nachfolgelinie der Familie von Goldenberg aus. Über die weibliche Linie gelangte die Burg durch Heirat erst in den Besitz von Marx Blarer von Wartensee und dann an Hans Stockart von Schwandegg.

Die Stadt Winterthur wird Burgbesitzerin

Im Jahr 1598 verkaufte die Familie Blarer die Mörsburg an die Stadt Winterthur für eine damals hohe Summe von 21'600 Gulden. Die Stadt Winterthur verfügte nun neben dem 1587 erworbenen Schloss Hegi über eine zweite Burganlage. Die mit dem Erwerb verbundenen Güter waren für die Stadt wirtschaftlich interessant. So konnte sie sich auch Landreserven aneignen und ihre Position stärken. Der Stadtrat von Winterthur setzte eine Person ein, die die Burggüter im Auftrag der Stadt verwaltete. Häufig übernahm der Schultheiss dieses Amt – so auch auf der Mörsburg. Die Person wurde jeweils vom kleinen und grossen Rat für sechs Jahre gewählt und erhielt einen Lohn. Die Burg wurde nun primär zu einem Verwaltungsgebäude und verlor ihre ursprüngliche Funktion als Wohnsitz.

Die Amtspersonen leisteten der Stadt gute Dienste und erweiterten den Grundbesitz der Mörsburg fortlaufend. 1699 konnte auch der nahegelegene Grundhof dazugekauft werden, und es kam zu mehreren Landabtauschen, mit denen die Amtspersonen ihren Ertrag steigern konnten. Zwischen 1733 und 1735 liess die Stadt den Dachstuhl der Burg ersetzen und richtete in den ehemaligen Wohnstuben zwei repräsentative Säle ein. Weil die Mörsburg überwiegend nicht bewohnt war, wurde sie immer wieder zum Ziel von Einbrüchen. 1799 wurde sie während der Wirren der Revolution und dem allgemeinen Aufbäumen gegen das Ancien Régime von herumziehenden Gruppen geplündert. Dabei wurden auch die alten Herrschaftssymbole – darunter die Wappen der Mörsburger Amtspersonen – zerstört. Aufgrund einer Neustrukturierung der Stadtverwaltung wurde das Amt Mörsburg 1839 aufgehoben.

Die Mörsburg als Museum

Im Jahr 1901 liess die Stadt Winterthur ihre Burg umfassend renovieren und machte das Obergeschoss des Turmhauses wieder bewohnbar. Es diente nun als Wohnung für die Schlosswartin oder den Schlosswart. Zudem liess die Stadt die Fensterläden rot-weiss streichen. Anschliessend gab sie die Burg in die Obhut des Historischen Vereins Winterthur (früher Historisch-antiquarischer Verein) mit der Bedingung, dass sie mit historischen Gegenständen ausgestattet und für die Öffentlichkeit als Museum zugänglich gemacht wird. Der Verein begann daraufhin, Waffen und Mobiliar zu sammeln, die in der Burg ausgestellt wurden. Ein bedeutender Teil der Ausstattung, insbesondere wertvolle Wappenscheiben und Waffen, kam durch eine Schenkung von Karl Sebastian von Clais in die Burg. Im Jahr 1909 konnte das Museum eröffnet werden.

Renovationen und Sanierungen

Im Jahr 1931 liess der Historische Verein die Burg vollständig renovieren. Verantwortlich war der damalige Architekt und Konservator des Historisch-antiquarischen Vereins Winterthur, Johann Nepomuk Bürker. Im Rahmen der Restaurierung liess er den Boden der Kapelle mit alten Ziegelplatten neu verlegen. Diese Massnahme wurde während weiterer Umbauten in den Jahren 1973/74 wieder rückgängig gemacht. Von 2013 bis 2018 sanierte man die Burg erneut vollständig. Das Dach des Wohnturms deckte man neu ein und restaurierte die gesamte Aussenfassade.

Der Schlosswart wird abgezogen

Bis ins Jahr 2015 betreute ein Schlosswart die Mörsburg. Er lebte in der Burg und unterstützte das Museum. Die Stadt Winterthur stellte 2015 den Museumsbetrieb in der Mörsburg und im Schloss Hegi ein und löste die Stelle des Schlosswarts auf. Seither betreuen die Pächter des benachbarten Restaurants Schlosshalde und Freiwillige des Historischen Vereins die Burg. Sie ist weiterhin an bestimmten Tagen für das Publikum geöffnet.


Benutzte und weiterführende Literatur:

Brunner, Hansjörg: Die Mörsburg bei WInterthur. Verkanntens Kleinod unter den Feudalbauten der Ostschweiz, Winterthur 2021.
Pantli, Heinz: Die Mérsburg. Neue EInsichten in eine alte Geschichte, in: Winterthurer Jahrbuch 1998, S. 96–101.
Bütikofer, Alfred: DIe Mörsburg. Vom Herrschaftsitz zum «Lustort». Ein Winterthurer Kronjuwel seit 1598, in: Winterthurer Jahrbuch 1998, S. 84–95.

Bibliografie

    Mörsburg, Schloss, Museum Wohnkultur

    • Einträge ab 2011

      Brunner, Hansjörg: Die Mörsburg bei Winterthur. Verkanntes Kleinod unter den Feudalbauten der Ostschweiz. Seuzach, 2021. 90 S., ill.

      Einträge 1991–2010

      In:Tage der Kulturgüter 9./10. September 1995. Bern, 1995.
      In: Daniel Reicke. "Von starken und grossen flüejen", eine Untersuchung zu Megalith und Buckelquader-Mauerwerk an Burgtürmen im Gebiet zwischen Alpen und Rhein. Basel, Schw. Burgenverein, 1995 (Schw. Beitr. zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd 22), S. 64 ff. m.Abb.
      Die Mörsburg, vom Herrschaftssitz zum "Lustort", ein Winterthurer Kronjuwel seit 1598: Winterthurer Jahrbuch 1998 S. 84 ff. von Alfred Bütikofer, m.Abb.
      Neue Einsichten in eine alte Geschichte (Archäologie): Winterthurer Jahrbuch 1998 S. 96 ff. von Heinz Pantli, m.Abb.
      Vorburg, Ausgrabungen: Archäologie im Kanton Zürich : 1997-1998 Zürich ; Egg , 2000. (Berichte der Kantonsarchäologie Zürich ; 15), S. 47.
      In: Landbote 2000/179.
      Zeugen gräflicher Repräsentation: AS Archäologie der Schweiz 2004/1 von Werner Wild, m.Abb.
      Äpfel, Birnen, Nüsse, Funde und Befunde eines Speicherbaus des 13. Jhs bei der Mörsburg, von Marlu Kühn, Roman Szostek, Renata Windler ... u. a., in: Archäologie im Kanton Zürich : 1999-2000 Zürich, 2002. (Berichte der Kantonsarchäologie Zürich ; 16). S. 271-309, m.Abb.


Autor/In:
Nadia Pettannice
Letzte
Bearbeitung:
02.11.2024