Siedlungen

Siedlung Weberstrasse / Unterer Deutweg

Die Siedlung an der Weberstrasse und am Unterer Deutweg, eine von drei Bernoullisiedlungen in Winterthur, stellt ein bedeutendes bauhistorisches Zeugnis der Zwischenkriegszeit und des gemeinnützigen Wohnungsbaus in Winterthur dar.


Baujahr
1924-1925


Die Häuser wurden so konzipiert, dass sie möglichst kostengünstig umgesetzt werden konnten. Ebenfalls verfügen alle Wohneinheiten über einen eigenen Vorgarten, der repräsentativen Zwecken diente und einen Nutzgarten im Hof zur Selbstversorgung. 
Foto: winbib (Signatur 040101)

Siedlung Weberstrasse / Unterer Deutweg

Die Siedlung an der Weberstrasse und am Unterer Deutweg wurde zwischen 1923 und 1925 im Auftrag der Heimstättengenossenschaft Winterthur (HGW) nach den Plänen der Architekten Adolf Kellermüller und Hans Bernoulli realisiert. Die 1923 gegründete HGW verfolgte das Ziel, Arbeitern den Zugang zu erschwinglichem Wohneigentum zu ermöglichen. Allerdings mussten diese über genügend Kapital verfügen, um sich in die Genossenschaft einzukaufen, weshalb die Häuser nur für mittelständische Arbeiter erschinglich waren. Die HGW war neben der Gesellschaft zur Erstellung billiger Wohnhäuser (GEbW) die bedeutendste Gesellschaft für den gemeinnützigen Wohnungsbau in Winterthur.  Als direktes Vorbild für die Umsetzung diente die bereits seit 1872 bestehende Siedlung Unterer Deutweg. Im Gegensatz zu vergleichbaren Siedlungen Bernoullis, wie beispielsweise jene an der Pilatusstrasse 26–37 in Basel, waren die Häuser der HGW etwas grosszügiger gestaltet, was sie in ihrer Form einmalig macht.

Architektur

Entstanden sind eingeschossige und vollständig unterkellerte Einfamilienhäuser mit hohen Satteldächern und Biberschwanzdoppeldeckung, die zu drei Achter- und einer Vierergruppe zusammengefasst wurden. Alle Häuser waren identisch gestaltet und verfügten über eine gemeinsame Nutzgartenfläche im Hof. Diese strenge Repetition des Grundrisses war nicht nur aus Kostengründen so gewollt, sondern sollten den verschiedenen Arbeiterfamilien auch «Gleichheit» vermitteln. Im Innern verfügten die Häuser im Erdgeschoss über zwei Stuben und eine Küche und im Obergeschoss zwei Schlafzimmer.

Ein besonderes Charakteristikum und in ihrer Form für Bernoullis Werk einmalig sind ihre vorgeschobenen Waschhäuschen, die in der ersten Bauetappe noch ausgeführt wurden, während sie später Einsparungen zum Opfer fielen. Die Waschküchen wurden deshalb in der zweiten Bauetappe in den Keller verlegt. Die Siedlung zählt heute zu den bedeutendsten Beispielen für den Kleinhausbau in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg in Zürich und bildete zusammen mit der Siedlung Oberer Deutweg die ersten grösseren Wohnkolonien im Mattenbachquartier. Sie bildeten den Kern des Arbeiterviertels.

Gewisse bauliche Entscheide, wie etwa die Ausführung des Biberschwanzdoppeldaches, anstelle von Doppelfaltzziegeln oder auch die vollständige Unterkellerung, wurden erst während den Bauarbeiten gefällt. Dadurch verteuerte sich allerdings das Projekt, so dass die ursprünglich veranschlagte Summe nicht eingehalten werden konnten. Mit Baukosten von rund 21'000 Franken für ein Mittelhaus, war es für viele zu teuer, weshalb die anfangs sehr grosse Nachfrage zurückging.


Benutzte und weiterführende Literatur

Michel, Regula/Osoegawa, Steffen: Siedlung Weberstrasse / Unterer Deutweg, in: Inventar der Denkmalschutzobjekte von überkommunaler Bedeutung, Stadt Winterthur, Band 1, 2018, S. 25–32. 
O.A.: Einfamilienhäuser an der Weberstrasse der Heimstättengenossenschaft in Winterthur, in: Schweizerische Zeitschrift für Wohnungswesen, 2. Jahrgang, Nr. 12, 1927, S. 306–308.

Bibliografie


Autor/In:
Nadia Pettannice
Letzte
Bearbeitung:
23.11.2023