Wohnhäuser

Tambürlihaus

Trottenstrasse 2 und 4

Das Tambürlihaus wurde 1563 erbaut. Es ist eines der ältesten noch erhaltenen Bauernhäuser in Veltheim und ein wichtiger bau- und konstruktionsgeschichtlicher Zeuge für den Mehrreihenbohlenständerbau, der in der Region Winterthur gebräuchlich war.


Baujahr
1563


Adresse
Trottenstrasse 2 und 4
8400 Winterthur

Tambürlihaus, Trottenstrasse 2, um 1940. Foto: winbib (Signatur 100824)

Eine regionale Bauernhausform

Das Tambürlihaus an der Trottenstrasse 2 und 4 mit Baujahr 1563 ist eines der ältesten noch erhaltenen Bauernhäuser in Veltheim. Im Jahr 1566 gab es in Veltheim neben der Kirche, dem Kehlhof und dem Burghaus zur Steig ungefähr fünfzehn Bauernhöfe, welche eine Mischung aus Ackerbau, Viehzucht und Rebbau betrieben. In Bauernhäusern wie dem Tambürlihaus war alles unter einem Dach vereint. Neben dem Wohnraum, der meist unterkellert war, gab es im Wirtschaftsteil des Hauses ein Tenn, wo das Getreide gedrescht wurde. Daneben war ein Stall für kleines und grosses Vieh. Das Zentrum des Hauses bildete die Küche, wo der Rauch aus dem Herd durch einen mächtigen aus Ruten geflochtenen und mit Lehm ausgestrichenen Rauchfang in den Dachraum geleitet wurde um von dort aus dann langsam durchs Dach zu entweichen. Der Rauch trocknete nicht nur das Fleisch und die Würste, die im Rauchfang hingen, sondern er schützte die Balken im Dachraum vor Wurmfrass und Fäulnis.

Ein Mehrreihenbohlenständerbau

Beim 1563 errichteten Tambürlihaus handelt es sich um einen bedeutenden Mehrreihenbohlenständerbau, welcher im 16. Jahrhundert in der Region Winterthur gebräuchlich war. Der Holzbau in Ständerbauweise ist eine Form des Fachwerkbaus. Die Ständer bilden von der Schwelle bis zum Dach das tragende System des Gebäudes. Beim Tambürlihaus ruht der Dachstuhl auf den 16 bis zu neun Meter hohen Ständern. Die Aussen- wie auch der Grossteil der Zwischenwände bestehen aus Holzbohlen, das sind dicke Holzbrette, die in die Ständer eingeschoben sind. Da heute kaum noch Bauernhäuser erhalten sind, bei welchen die Bohlenständerbauweise gut sichtbar ist, ist das Tambürlihaus ein wichtiger bau- wie auch konstruktionsgeschichtlicher Zeuge für den Mehrreihenständerholzbau des 16. Jahrhunderts.

Wie das Tambürlihaus zu seinem Namen kam

1704 wird das Tambürlihaus in den Protokollen des Grundbuchs als Haus mit Hofstatt, Garten, Scheune, Stall und Schopf bezeichnet. Zudem gehörten zum Haus Wiesen, Ackerland und Reben. Besitzer des Hauses waren 1704 die Brüder Salomon und Jacob Siegrist. 1705 ging das Haus für 350 Gulden in den alleinigen Besitz von Salomon Sigrist. 1863 kaufte der Nachrichten-Tambour Johann Jakob Siegrist (1813-1897) das Haus. Er gab den Tambürlihaus seinen Namen. Er war wie bereits sein Vater, Hans Ulrich (1773-1836), Tambour. Als Tambour verkündete er Nachrichten und alamierte im Notfall die Dorfbewohner:innen. Johann Jakob Siegrist bewohnte das Haus von 1863 bis 1897. Noch bis zu Beginn der 1950er Jahre wurde das Haus als Bauernhaus genutzt. 1952 wurde es verkauft. Damit gelangte das Haus nach rund 250 Jahren von der Familie Siegrist in neuen Besitz. Ende der 1960er Jahre vermietete der Gartenarchitekten und Gartenbaugeschäftsinhaber Ernst Meili das Haus an Gastarbeiter:innen. 1994 wurde das Haus versteigert und nach dem Verkauf renoviert.

Umbauphasen

Der erste grosse Umbau des Tambürlihauses fand zwischen 1750 und 1800 statt. 1865 wurde eine kleine Wohnung in das Bauernhaus eingebaut. 1967 entstanden im ehemaligen Wohnhausteil Gastarbeiterunterkünfte. 1977 wurde die Wohnung im ehemaligen Stallteil komplett renoviert. 1994 stand das Haus leer bis es versteigert wurde. 1997 renovierte die Bauherrschaft unter der Leitung des Architekten Markus Jedele das Haus umfassend. Die historische Bausubstanz bleib dabei aber massgeblich erhalten. 


Benutzte und weiterführende Literatur

Hesse, Caspar: «Im Winter rückt man näher zusammen …» In: Veltheim, ein Weinbauerndorf in der Stadt. Europäischer Tag des Denkmals, Denkmalpflege Winterthur, 2003. S. 9. 
Jedele, Markus; Mehlau Wiebking, Friederike: Bauen im historischen Kontext. Umbau und Renovation «Tambürlihaus». Trottenstrasse 2/4. Hrsg. Stadt Winterthur, Departement Bau, Denkmalpflege. Winterthur, 1997. 
Mehlau Wiebking, Friederike: Das Tambürlihaus. In: Winterthurer Jahrbuch, 1997.

Bibliografie


Autor/In:
Karin Briner
Letzte
Bearbeitung:
25.06.2024