Hotels und Gastronomie

Taverne zum Kreuz

Stadthausstrasse 10b (ehemals Merkurstrasse 9)

Das Haus zum Kreuz wurde 1669 als erstes Wohnhaus ausserhalb der Stadtmauern errichtet. Im 19. Jahrhundert machte es sich einen Namen als Gaststätte. In den 1970er-Jahre wurde es im Zuge der Erstellung des neuen Coop-Warenhauses komplett abgetragen und nach Fertigstellung der neuen Tiefgarage wieder aufgerichtet.


Baujahr
1669

Rekonstruiert
1978


Adresse
Taverne zum Kreuz
Stadthausstrasse 10b
8400 Winterthur

Mit seiner Lage direkt vor dem Schmidtort etablierte sich die Taverne zum Kreuz schnell als beliebte Gaststätte für Durchreisende. Aufnahme 1932.
Foto: winbib (Signatur 031623_O)

Erstes Wohnhaus «ex muros»

1669 liess Stadtrichter Hans Ulrich Hegner das «Haus zum Schiff» bauen. Es handelte sich damals um das erste Wohnhaus ausserhalb der Stadtmauern. Für den Bau hatte Hegner deshalb eine Sonderbewilligung vom Kleinen und Grossen Rat einholen müssen, denn eigentlich war das Gebiet der Vorstadt dem Färbergewerbe vorbehalten. Es verfügte über ein gemauertes Erdgeschoss und ein leicht hervorkragendes Obergeschoss, das in Fachwerkbauweise ausgeführt wurde. Als dekoratives Element besass das Haus schon von Beginn weg einen kleinen Erker. Bereits 1675 verkaufte Hegner die Liegenschaft an den Maler Jacob Weber. Das Haus diente dem Maler vermutlich als Wohnhaus und Arbeitsstätte. Danach folgten mehrere Besitzerwechsler innerhalb der Berufsgruppen der Maler und Gerber bis Ulrich Pfister es 1842 kaufte, eine Wirtschaft daraus machte und es fortan den Namen «zum Kreuz» trug. Die Gaststätte genoss bald einen hervorragenden Ruf. Der Standort des Hauses direkt vor dem Schmidtor war ideal für Durschreisende. An die neue Funktion als Wirtshaus erinnert auch heute noch ein klassizistisches Wirtshausschild, dass am Erker befestigt ist.

Ab1880 erhielt das Haus zum Kreuz einen grossen Nachbar – nämlich die Schöntal Brauerei, der jedoch kein langes Leben beschieden war. 1909 ging das gesamte Areal samt Haus zum Kreuz in den Besitz des Konsumvereins Winterthur über.  Dieser liess das Gebäude 1950 bis 1951 Umbauen und nahm es wieder als Wirtschaft in Betrieb. Der Speisesaal wurde dabei mit einem bemalten Kachelofen aus dem Jahr 1747 bestückt, der ursprünglich aus Kempten-Wetzikon stammten.

Ein Haus muss zügeln

1978 Plante die Genossenschaft Coop den Bau eines grossen Warenhauses (heute Manor) auf dem Schöntal-Areal. Das Haus zum Kreuz stand dabei der geplanten Tiefgarage im Weg. Schon bald war man sich einig, dass das geschichtsträchtige Gebäude erhalten bleiben muss. Die Lösung bestand darin, die Taverne Stück für Stück abzutragen. Alle Bauteile wurden dann bis zur Fertigstellung der Tiefgarage magaziniert. Danach erfolgte der Wiederaufbau des Gebäudes. Diese Methode des Verschiebens wurde im gleichen Jahr vor allem im Zusammenhang mit der Eröffnung des Freilichtmuseums Ballenberg in Brienz praktiziert, wo mehrere historische Gebäude hin transferiert, weshalb man auch vom «System Ballenberg» sprach. Der Wiederaufbau übernahm dann der Winterthurer Architekt Peter Stutz. Und so fand das neue alte Haus an seinen angestammten Platz zurück.

Bewegter Standort

1981 feierte die traditionsreiche Gaststätte und Weinstube mit Platz für 16 Hotelgäste ihre Wiedereröffnung. Rund um das Gebäude herrschten bald bewegte Zeiten mit vielen Umgestaltungen: So wurde das Delphin-Areal neu überbaut, dann kam es zur Aufhebung der Merkurstrasse und zur Gestaltung eines neuen Platzes samt Musikpavillon. Die Taverne hingegen vermittelte Beständigkeit: In ihr wurden stets die Gäste bewirtet, mal nach thailändischer, mal nach gutbürgerlicher und mal nach amerikanischer Art.


Weiterführende Quellen und Literatur

Geiser, Regula: Als der Merkurplatz eine Strasse war, in: Der Landbote, 26.08.2020.
H.Re. Wiedereröffung der Taverne zum Kreuz. Eine originelle Weinstube in Winterthur, in: Neue Zürcher Zeitung, 04.07.1981.

Bibliografie


Autor/In:
Nadia Pettannice
Letzte
Bearbeitung:
02.02.2024