Schulbauten und Kindergärten

Turnhalle Tössfeld

Agnesstrasse 15

Die Turnhalle Tössfeld wurde 1892 zusammen mit dem Schulhaus erbaut. Aufgrund der gut erhaltenen Bausubstanz wurde die Anlage erhalten. Zwischen 1989 und 1990 wurde die Turnahlle umfangreich saniert und um einen Neubau erweitert. 2023 wurde das Gebäude durch einen Grossbrand weitgehend zerstört.


Baujahr
1892

Umbau
1989-1990


Adresse
Turnhalle Tössfeld
Agnesstrasse 15
8406 Winterthur

Die Turnhalle Tössfeld wurde 1892 errichtet und 1989 umgebaut. Auf der Fotografie stammt aus dem Jahr 1904 und zeigt Schülerinnen und Schüler vor der Turnhalle. 
Foto: winbib (Signatur 064548)

Geschichte

Die Turnhalle Tössfeld wurde 1892 gemeinsam mit dem Schulhaus nach den Plänen von Emil Kaspar Studer erstellt. Der ursprüngliche Massivbau bestand aus einer rechteckförmigen Halle die von der Westseite aus betreten wurde. Der Turnhallenboden wie auch der Dachstock bestand aus Holz. Der Turnhalle vorgeschalten war spätestens ab den 1940er-Jahren an der Nordseite ein Garderobenraum, der über einen Waschraum mit Waschfontäne und zwei Duschen verfügte. Diese Anlage erfüllte über viele Jahrzehnte die Bedürfnisse der Schule und auch der lokalen Turnvereine. Bis in die 1970er-Jahre wurden nur geringfügige Veränderungen und Sanierungen vorgenommen.

Eine Schaumstoffgrube muss her

Ende der 1970er-Jahre war die Anlage allerdings insbesondere im Bereich der sanitären Anlagen hoffnungslos veraltet. Die räumliche Ausstattung entsprach zudem mit Ausnahme der Turnhallengrösse nicht mehr den damals geltenden kantonalen Vorgaben. Es fehlte an Nebenräumen. Aus diesem Grund gab das Schuldepartement eine Studie für eine Gesamtrenovation in Auftrag. Einn erstes Projekt samt Kostenvoranschlag lag bereits 1980 vor. Lange wurde dabei darüber diskutiert, ob das altehrwürdige Erhalten werden oder ein kompletter Neubau erstellt werden soll. Als dann ein Projekt stand, schaltete sich der Eidgenössische Kunstturnerverband (EKV) ein und regte den Einbau einer Schaumstoffgrube in einer der Winterthurer Trainingsanlagen an. Die Eulachstadt gehörte damals zu einer der 100 offiziellen Trainingsstandorte des EKV.

Diesem Anliegen schlossen sich auch der Eidgenössische Turnverein, der Schweizerische Frauenturnverein, der Kantonale Frauenturnverband, die Kunstturnervereinigung des Kantons Zürich und der Kantonalturnverband Zürich an. Das breite Interesse der Turnverbände an der Turnhalle Tössfeld kam nicht von ungefähr – Winterthur galt seit jeher als Hochburg des Turnens.

Die Schaumstoffgruben waren nötig geworden, weil sich das Kunstturnen im Verlauf der Zeit stark professionalisiert und weiterentwickelt hatte. Damit stiegen die technischen und athletischen Anforderungen und so auch das Unfallrisiko. Das Bedürfnis einer solchen Anlage war deshalb auch politisch unbestritten. Die Planungsarbeiten verzögerten sich dadurch. Nebeen Tössfeld war auch die Turnhalle Lind-Süd als mögliche Kunstturnerhalle im Gespräch, doch dort konnte aus denkmalpflegerischen Überlegungen keine Schaumstoffgrube eingebaut werden. Also wurde das Projekt Tössfeld umgearbeitet und an die neuen Bedürfnisse angepasst.

Umbau und Erweiterung 1988–1990

Das Sportamt berücksichtigte die Wünsche der Turnvereine bei der Projektierung. Für die Umbauarbeiten beauftragten sie die Winterthurer Architekten Werner Rebsamen und Rolf Ruppman. Das Stimmvolk hiess den Kredit von 2.8 Millionen Franken für den Umbau am 6. März 1988 mit 13'849 Ja- gegen 3’965 Neinstimmen gut. Am 17. Oktober 1988 begannen die Aushubarbeiten.

Da die alte Bausubstanz noch in einem sehr guten Zustand war, entschied sich die Stadt für eine Renovation der bestehenden Turnhalle. Die Architekten beliessen das alte Mauerwerk im Originalstand und verpassten ihm einen neuen Anstrich. Der ursprüngliche Holzbalkenboden wurde entfernt und durch eine Betonplatte mit einem Gymnastikbelag ersetzt. Innen kleideten sie die Halle mit hinterlüfteten Plattenwänden aus, die einen Teppichüberzug erhielten. Diese dämpften den Lärm und verhinderten die Verschmutzung der Wände. So manch ein Schulkind dürfte sich daran jedoch die Ellenbogen aufgeschürft haben. 

Die alte Vorhalle mit den Garderoben wurde in eine kleine Kunstturnhalle mit besagter L-Förmiger Schaumstoffgrube umgebaut. Die kleine Halle war über eine Schiebetür mit der Turnhalle verbunden. Damit war die Anlage neu eine Doppelturnhalle. Für die nötigen Nebenräume inklusive Garderoben errichteten die Architekten an der Ostseite der Anlage einen eingeschossigen Erweiterungsbau. Sie erwirkten eine optische Trennung zwischen Alt- und Neubau durch die Anlage eines blauen Glaskorridors. Die Winterthurer Künstlerin Suzette Beck gestaltete diese Zwischenpassage mit ihrer Installation «Blaue Zonen».

Volksfeststimmung bei der Einweihung

Im Januar 1990 konnte die «alte» neue Turnhalle feierlich eröffnet werden. In Tössfeld herrschte Volksfeststimmung. Über 250 Kinder versammelten sich auf dem Pausenplatz und gaben auf Zeichen ihres Lehrers das von ihm eigens für den Anlass komponierte «Turnhallenlied» zum Besten, womit sie das Fest eröffneten. Stadtrat Heiri Vogt (SP) hielt in seiner Rede fest, dass eine Turnhalleneröffnung selten eine solche Volksfeststimmung verursachen würde. Er schenkte dem zuständigen Schulvorsteher Walter Ryser (SP) zwei Hanteln. Diese sollten ihm zur nötigen Kraft verhelfen um sein Amt weiterhin zu stemmen. Danach folgte ein eigentliches Turnfest. Neben den Schülerinnen und Schüler und mehreren lokalen Turnvereinen gab auch das Nachwuchskader der Schweizerischen Nationalmannschaft ihr Können zum Besten.

Grossbrand 2023

In der Nacht auf Pfingstsonntag (28.5.2023) ging die Turnhalle in Flammen auf. Die ausgerückte Feuerwehr konnte den Brand rasch unter Kontrolle bringen. Für die Löscharbeiten musste das Dach über der Kunstturnhalle abgetragen werden. Insbesondere der Dachstock wurde durch das Feuer komplett zerstört. Beim Brand und den Löscharbeiten gab es keine Verletzten, es enstand jedoch ein erheblicher Sachschaden. 


Benutzte Quellen und Literatur:

Appelt, Dagmar: Verdacht auf Brandstiftung: Vier Jugendliche verhaftet, in: Der Landbote online vom 30.05.2023
Ellenberger, Urs: Das Feuer breitete sich in der «Schnitzelgrube» aus, in: Der Ladbote vom 30.05.2023. 
mg: Moderne Turnnhalle für Schulsport udn Kunstturner, in: Der Landbote vom 31.08.1990.
Stadt Winterthur: Um- und Anbau Turnhalle Tössfeld, 1990.

Archivquellen:
Stadtarchiv Winterthur, Bauakten Turnhalle Tössfeld (Signatur A 40/248.1)
Stadtarchiv Winterthur, Bauakten Turnhalle Tössfeld (Signatur A 40/248.7)
Stadtarchiv Winterthur, Bauakten Turnhalle Tössfeld (Signatur A 40/248.11)
Stadtarchiv Winterthur, Bauakten Turnhalle Tössfeld (Signatur A 40/248.12)

Bibliografie


Autor/In:
Nadia Pettannice
Letzte
Bearbeitung:
07.07.2023