Burgen, Schlösser und Stadtbefestigung

Untertor

Stadttor

Das Untertor wurde um 1340 im Westen der Stadt gebaut. Nach der Befestigung der Vorstädte ersetzte es den Unteren Bogen als Stadttor und war neben dem Obertor einer der beiden Haupteingänge der Stadt. Das Untertor lag auf der Hauptverkehrsachse, die von Zürich über Frauenfeld und St. Gallen bis zum Bodensee führte. Nach dem Bau des neuen Bahnhofs beschloss die Gemeindeversammlung im Jahr 1867, das Untertor abzureissen.


Baujahr
1340

Abbruch
1867


Adresse

Das Untertor wurde 1340 errichtet und bildete seither die Hauptzugangsachse zur Stadt, vor 1867.
Foto: winbib, Verlag: Sigg J.J. (Signatur Untertor 30_30)

Ein finsterer Turm

Im 12. Jahrhundert bildeten der Obere Bogen und der Untere Bogen den östlichen und westlichen Abschluss der Stadt. Sie lagen am Stadtgraben und wurden als Tore am Graben oder Grabentore bezeichnet Im 13. Jahrhundert legten die Kyburger die Untertorgasse vor dem Unteren Bogen an. Entlang der Strasse in Richtung Zürich beauten die ersten Bewohner:innen Häuser und es entstand vor dem Unteren Bogen eine bäuerlich ausgerichtete Vorstadt. Einträge in einem Habsburger Urbar aus den Anfängen des 14. Jahrhunderts weisen darauf hin,  dass das Untertorquartier bereits Ende des 13. Jahrhunderts mit einem Graben befestigt war. Dem Graben folgte bald  eine Stadtmauer und mit ihr 1340 das Untertor. Dieses war anfänglich ein finsterer Turm mit wenigen Lichtscharten. Es ersetzte den Unteren Bogen, der bis dahin das westliche Stadttor war. Nun war das Untertor die Haupteintrittspforte in die Stadt und lag auf der Hauptverkehrsachse, die von Zürich über Frauenfeld und St. Gallen bis zum Bodensee führte.  

Um- und Ausbau

Das Untertor bestand ursprünglich aus einem rechteckigen Torturm mit einem Rundbogen über der Durchfahrt. Vor dem Turm stand eine Holzbrücke, die über die Eulach in Richtung Zürich führte. Von 1630 bis 1632 errichtete man vor dem Turm ein Vortor. Zwischen 1632 und 1781 brachten sie unter dem Dach des Turms eine hölzerne Galerie an. 1781 entfernten sie den obersten Teil des Turms, um Baumaterial für das Rathaus zu gewinnen. Etwas später ersetzten sie die hölzerne Eulachbrücke durch eine Steinbrücke.

Das Untertor muss wirtschaftlichen Interessen weichen

Unter Einwirkung progressiv liberaler Kräfte, die die Stadtbefestigung zunehmend als Hindernis für Verkehr und den Handel betrachteten, beschloss die Gemeindeversammlung 1835 die Gräben zuzuschütten und alle Tore mit Ausnahme desjenigen an der Hauptgasse abzureissen. Das Ziel war, die Verbindungen rund um die Stadt und zu den Häusern durch Gehwege und Strassen zu verbessern. Neue Promenaden sollten angelegt und die Bebauung der Stadt ausgeweitet werden. In der Folge wurde beim Untertor von 1835 bis 1839 das Vortor beseitigt, die steinerne Brücke entfernt, die Ringmauer zwischen Amtshaus und Untertor abgebrochen und der Graben seitlich vor dem Tor aufgefüllt. Mit dem Bau des neuen Bahnhofs Mitte des 19. Jahrhunderts gewann der Platz vor dem Untertor für die Wirtschaft dann zunehmend an Bedeutung. Gewerbetreibende, Kaufleute und Industrielle wollten nun das durch den Bahnanschluss aufgewertete Bahnhofsviertel kommerziell nutzen und neue Bauten vorantreiben. Bei der Umsetzung ihrer Bauvorhaben stand ihnen das Untertor jedoch im Weg. 1867 beschloss die Gemeindeversammlung den Abbruch des Untertors, obwohl der Stadtbaumeister Wilhelm Bareiss, der Ansicht war, dass das Untertor kein bedeutendes Verkehrshindernis darstelle.


Benutzte und weiterführende Literatur

Dejung, Emanuel; Zürcher Richard, Hans Hoffmann: Die Stadt Winterthur und die Stadt Zürich. Kunstgeschichtliche Zusammenfassung. Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, Band 6, Basel, 1952.
Gut, Franz: Die Übeltat und ihre Wahrheit. Straftäter und Strafverfolgung vom Spätmittelalter bis zur neusten Zeit – ein Beitrag zur Winterthurer Rechtsgeschichte. Neujahrsblatt der Stadtbibliothek Winterthur, Band 326 (1996). Chronos, Zürich, 1995. 
Isler, A.: Die Festung Winterthur und ihre Schleifung. 254. Neujahrsblatt der Stadtbibliothek Winterthur, Winterthur, 1920.
Moos von, Paul: Mein Winterthur: heimatkundliches Lesebüchlein. Winterthur, 1950. 
Sulzer, Peter: Tore, Türme, Bögen im alten Winterthur. Verschwundene Zeugen der Vergangenheit. Mit einer Einleitung und Bildlegenden von Peter Sulzer. Gemsberg, Winterthur, 1985.

Bibliografie


Autor/In:
Karin Briner
Letzte
Bearbeitung:
09.10.2024