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Werner Ganz

Historiker, Politiker, Hochschullehrer (1902–1995)

Werner Ganz unterrichtete an der Kantonsschule in Winterthur Geschichte und war auch als Lokalhistoriker tätig. Er verfasste ein wichtiges Grundlagewerk zur frühen Geschichte der Stadt Winterthur. Ebenfalls war er Präsident des Historischen Vereins und massgeblich an der Einrichtung eines Heimatmuseums im Lindengut beteiligt.


Sterbeort:
Winterthur

Geburtsort
Zürich

Geboren
16.03.1902

Gestorben
16.09.1995


Werner Ganz prägte die Winterthurer Lokalgeschichte mit seinen beiden Standardwerken über die Anfänge der Stadt bis unmittelbar nach der Zeit der Helvetik. Aufnahme 1972.
Foto: winbib (Signatur 171279)

Professor «Gänse»

Werner Ganz wurde am 16. März 1902 in Zürich-Enge als Sohn eines Pfarrers geboren und ist auch dort aufgewachsen. Nach der Maturität studierte Werner Ganz Geschichte, Kunstgeschichte, deutsche Literaturgeschichte und historische Hilfswissenschaften an den Universitäten Zürich und Paris. Wie schon sein Vater und auch seine Brüder trat Werner Ganz der Studentenverbindung «Zofingia» bei. 1925 legte er seine Dissertation zur Wirtschaftsgeschichte des Grossmünsterstiftes ab. Nach seiner erfolgreichen Promotion wurde er 1928 als Hilfslehrer für Geschichte, Deutsch und Latein an die Kantonsschule Winterthur berufen. Nach drei Jahren folgte die Festanstellung als Hauptlehrer. Für viele Jahre war er der einzige Geschichtslehrer im Kollegium und er war bei der Schülerschaft äusserst beliebt. In der Kantonsschule wurde er jeweils «Gänse» genannt. Die Winterthurer Mittelschulverbindung «Fraternitas» nahm ihn deshalb als Ehrenmitglied auf. Werner Ganz heiratete eine seiner ehemaligen Schülerinnen und liess sich deshalb dauerhaft in Winterthur nieder. Ab 1940 unterrichtete er als Privatdozent an der Universität Zürich und wurde 1949 zum Titularprofessor für Schweizer Geschichte und schweizerische Verfassungsgeschichte ernannt.

Während dem Zweiten Weltkrieg leistete Werner Ganz als Fourier Aktivdienst in der Schweizer Armee. Ganz setzte sich in den Dreissiger- und Vierzigerjahren gegen sogenannt «anpasserischen Tendenzen» gegenüber dem nationalsozialistischen Deutschland ein.

Kirchen- und Gemeindepolitiker

Neben seiner beruflichen Tätigkeit als Historiker engagierte sich der Pfarrerssohn auch in der Kirchenpflege Winterthur-Altstadt und war Mitglied der Zürcherischen Kirchensynode. Daneben beteiligte er sich auch in der Kommunalpolitik.1928 trat er der Freisinnigen Partei Winterthur bei und schaffte 1940 die Wahl in den Grossen Gemeinderat, wo er bis 1956 politisierte. Dort etablierte er sich bald als einer der führenden Vertreter der Freisinnigen. So wirkte er erst als Fraktions- und später auch Parteipräsident.

Experte für Schweizer Geschichte mit Lokalbezug

Werner Ganz begann sich für die Winterthurer Lokalgeschichte einzusetzen und übernahm 1938 das Präsidium des Historisch-antiquarischen Vereins. Dort organisierte er Exkursionen und trieb auf politischer und vereinsinterner Ebene die Eröffnung eines eigenen Heimatsmuseums in Winterthur voran. 1956 konnte das Museum Lindengut eröffnet werden. Hinzu erwies sich Werner Ganz als produktiver Schreiber. So verfasste er nicht nur unzählige Zeitungsartikel, sondern beteiligte sich auch am Historisch-biographischen Lexikon der Schweiz und verfasste mehrere historische Beiträge über Winterthur, darunter auch eine umfangreiche Abhandlung über das Leben und Wirken von Bundesrat Jonas Furrer. Sein umfangreichstes und bis heute bedeutendstes Werk ist seine in zwei Bänden erschienene Winterthurer Stadtgeschichte, die von den Anfängen bis zur Eingemeindung 1922 reicht und in der Reihe der Winterthurer Neujahrsblätter erschienen ist. 1964 wurde er von der Stadt Winterthur zusammen mit den Historikern Emanuel Dejung und Hans Kläui mit dem Kulturpreis ausgezeichnet.  

Werner Ganz blieb seiner Wahlheimat Winterthur ein Leben lang treu. Er verstarb am 16. September 1995 im Alter von 93. Jahren.


Benutzte und weiterführende Literatur

Peter Stadler: Forschen für Winterthur. Titularprofessor Werner Ganz gestorben, in: Neue Zürcher Zeitung, 21.07.1995.
Walter Aemissegger: Zum 70. Geburtstag von Professor Dr. Werner Ganz, in: Der Landbote, 16.03
Arthur Thalmann: Professor Dr. Werner Ganz zum 60. Geburtstag, in: Neues Winterthurer Tagblatt, 16.03.1962.

Autor/In:
Nadia Pettannice
Letzte
Bearbeitung:
25.09.2023