Die Einkaufszentren als neuer Bautyp etablierten sich in der Schweiz im Zusammenhang mit dem sukzessiven Ausbau des nationalen Autobahnnetzes. Vorzugsweise in der Nähe von Autobahnausfahrten entstanden im Verlauf der 1960er- und 1970er-Jahre schweizweit mehrere Einkaufszentren nach dem Vorbild der amerikanischen Shopping-Malls. Das Einkaufszentrum Töss stellt insofern ein Sonderfall dar, weil es im Gegensatz zu vielen anderen Bauten nicht auf der «grünen Wiese» errichtet, sondern als Gemeindezentrum in einem bestehenden Wohnquartier konzipiert wurde. Damit nimmt das Zentrum Töss Bezug auf die ursprünglich in den 1950er-Jahren durch den österreichischen Architekten Victor Gruen entwickelten Vision einer «Community Mall», deren amerikanische Interpretation als «Shopping-Mall» zwar für den Bautyp prägend wurde – aber teilweise stark von der ursprünglichen Idee abwich.
Victor Gruen konzipierte seine «Community Mall» als Antwort auf die zunehmende Zersiedlung und den Aufstieg des Automobils. Dabei ging es ihm darum in den städtischen Vororten ein neues multifunktionelles Gemeindezentrum zu schaffen, das gleichermassen Konsum- und Gemeindebedürfnisse erfüllt. Genau diesem Konzept der «Stadt in der Stadt» folgt auch das Zentrum Töss, das neben Einkaufspassagen auch Dienstleistungen wie eine Bibliothek, einen Theatersaal sowie Bank- und Postfiliale aufweist, sowie mit dem Dorfplatz einen Begegnungsraum schafft. Besonders den Frauen sollte das Einkaufen durch kürzere und vollständig überdachte Wege erleichtert werden, mussten diese doch früher oft grössere Distanzen zurücklegen um alle Besorgungen in den einzelnen Geschäften entlang der Hauptstrasse machen. In der amerikanischen Interpretation als «Shopping-Mall» setzte sich dann aber vor allem der Konsumaspekt durch, während die Ideen zur Gemeindeentwicklung häufig auf der Strecke blieben.