Musik und Theater

Albani Music Club

Steinberggasse 16

Das Albani hat sich seit seiner Gründung zu einem schweizweit bekannten Club entwickelt. Neben Konzerten mit internationalen und lokalen Bands finden regelmässig auch Partys statt.


Gründungsdatum
1988


Adresse
Albani Music Club
Steinberggasse 16
8400 Winterthur
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Seit 1988 befindet sich im «Haus zum Feigenbaum» an der Steinberggasse der Albani Music Club. Aufnahme aus dem Jahr 1992.
Foto: Ralf Ponzetto, winbib (Signatur FotLb_001692)

Das Albani heute

Auf der kleinen Bühne finden regelmässig Konzerte statt. Die Bar mit ihrer Gartenbeiz an der Steinberggasse ist sehr beliebt. Und am Wochenende werden Partys gefeiert. Die vorherrschenden Musikrichtungen sind Indierock, -pop, Hip-Hop und Blues. Zudem beherbergt das Albani ein Hotel mit neun Zimmern.

Geschichte

Im Haus «zum Feigenbaum» wurde schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts Livemusik gespielt. Zuerst im Restaurant «Tirolerhof», wo Volksmusik zum Tanz einlud. Ab den 1950er-Jahren fanden im «Hotel Albani» regelmässig Konzerte und Tanzveranstaltungen statt. Und in den 80er-Jahren war im Haus ein Etablissement namens «Penelope» untergebracht.

Es waren Mitglieder der Musikfestwochen, die im Juni 1988 die Albani Music Club AG gründeten, um das Haus an der Steinberggasse 16 zu pachten. Nach einem totalen Umbau des Innenraums fand am 13. August die Eröffnung der «Albani Bar of Music» statt mit dem Konzert des US-Musikers Willi DeVille und seiner Band Mink DeVille.

In den ersten Betriebsjahren hatte das Albani den Marktvorteil, einer der wenigen kleinen Musikclubs im Raum Zürich zu sein. Die Kapazität betrug 300 Personen. So konnte der Club vielen Bands zu Beginn ihrer Karriere eine ideale Konzertlocation bieten. Auch grössere Schweizer Bands – wie Patent Ochsner und Züri West – und internationale Bands traten dort auf. So fanden beispielsweise die ersten Schweizer Konzerte von Pearl Jam und Sheryl Crow im Albani statt. Von Anfang an hatte das Albani das Ziel, unerkannte Talente aus verschiedenen Musikgenres bekannt zu machen. Bald war das Albani einer der bekanntesten Musikclubs der Schweiz. Geschätzt wurde vor allem der enge Kontakt zwischen Band und Publikum.

Doch dieses Alleinstellungsmerkmal verschwand bis Ende der 90er-Jahre. Sowohl in Winterthur als auch im Raum Zürich gab es immer mehr Konzert- und Partylokale. Das Programm wurde vielfältiger: Disco-Veranstaltungen, der «StadTalk» mit Persönlichkeiten aus der ganzen Schweiz, Spoken Word-Anlässe... und weiterhin die Förderung von jungen lokalen Bands und Musiker:innen. Zudem wurden neben Alternative, Rock und Blues vermehrt Hip-Hop und Electro ins Programm aufgenommen.

Verschiedene Renovationen – darunter eine grössere im Jahr 2006 – sorgten dafür, dass das Albani den gesetzlichen Vorgaben für Bars und Musiklokale entsprach und für Besuchende attraktiv blieb. Nur die Bühne ist immer noch so klein wie am Anfang (3,5 x 3,5 m), was auch den Charme der Konzerte im Albani ausmacht. So war die US-amerikanische Band Pearl Jam 1992 gezwungen, auf grosse Verstärker zu verzichten. Das daraus resultierende Unplugged-Konzert schaffte es auf das Jubiläumswerk der Band «Pearl Jam Twenty» (2010).

Als das Haus, in dem das Albani eingemietet war, im Juli 2020 zum Verkauf ausgeschrieben wurde, war die Zukunft des Music Clubs plötzlich unsicher. Glücklicherweise war im Mietvertrag ein Vorverkaufsrecht festgelegt. Die Bedingungen für den Zuschlag waren, dass das Albani innerhalb von 30 Tagen den gleichen Betrag wie das externe Höchstgebot zahlen müsse. Obwohl es zuerst unrealistisch schien, konnte ein grosser Teil des Verkaufspreises von 3,28 Millionen Franken aufgetrieben werden. Für das noch fehlende Geld organisierte man ein Crowdfunding, mit dem Ziel, innerhalb von drei Wochen eine halbe Million Franken zu sammeln. Nach nur 9 Tagen war das Ziel bereits erreicht. Gefühlt die ganze Stadt hatte sich daran beteiligt, das Albani zu retten.

Organisationsform und Finanzierung

Mieterin der Liegenschaft ist die Albani Music Club AG, die auch für den Beizenbetrieb zuständig ist. Um städtische Subventionen zu erhalten, wurde 1992 der Verein Albani Music Club gegründet, da die Stadt verlangte, dass die Finanzen des Beizenbetriebs und der Kulturveranstaltungen getrennt werden müssen. Seit 2021 ist die Albani Immobilien AG Eigentümerin des Hauses.

Ein grosser Teil der Finanzierung erfolgt über Firmen und private Sponsoren. Seit Mitte der 90er-Jahre erhält das Albani jährliche Subventionsbeiträge der Stadt. 2004 schlossen sich Albani, Kraftfeld, Gaswerk und Salzhaus zum Verein OnThur zusammen (zuerst unter dem Namen «Live Musik Kultur - LMK»). Die städtischen Subventionen gehen an diesen Verein, den Verteilschlüssel legen die Kulturbetriebe unter sich fest. Der Verein verpflichtet sich, regelmässig Konzerte zu veranstalten – mindestens 120 pro Jahr – und die lokale Musikszene zu fördern.


Benutzte und weiterführende Literatur

Mvidie, Amina: Wie die Unsicherheit die Clubs in Atem hält. In: Coucou, No. 93 (02/2021), S. 8–15.
Staub, Olivia: Wenn eine Stadt ihren ältesten Musikclub kauft. In: Stiftung Edition Winterthur (Hrsg.): Winterthurer Jahrbuch 2021/22, S. 53–55.
Hirsekorn, Till: David-gegen-Goliath-Bild half sicher. In: Der Landbote, 03.10.2020, S. 5.
Biberstein, Sandra: 20 Jahre Schall, Schnaps und Rauch. In: Coucou, No. 43 (07/2016), S. 15–21.
Staub, Melanie: Wo Winterthur rockt. In: Stiftung Edition Winterthur (Hrsg.): Winterthurer Jahrbuch 2015, S. 100–106.
25 Jahre Albani Music Club. Jubiläumszeitung. Kleiner Club ganz gross: Die Winterthurer Institution feiert den 25. Geburtstag! November 2013.
Reich, Felix und Dworschak, Helmut: Ein Konzert ist selten ein gutes Geschäft. In: Der Landbote, 08.12.2009, S. 14.
Dworschak, Helmut: Die Magie der kleinen Bühne. In: Der Landbote, 01.11.2008, S. 19.
Reich, Felix: 1,2,3: Keine Hexerei. In: Saiten (09/2006), S. 6–11. (E-Periodica - Saiten : Ostschweizer Kulturmagazin)
Meier, Nicole: Gratwanderung zwischen Kunst und Kommerz. In: Stiftung Edition Winterthur (Hrsg.): Winterthurer Jahrbuch 2003, S. 116–121.
Walter, Niels: Ein legendärer Club ist in Gefahr. In: Tages-Anzeiger, 07.04.2003, S. 21.
Gmür, Martin: 10 Jahre Music Club Albani. In: Stiftung Edition Winterthur (Hrsg.): Winterthurer Jahrbuch 1999, S. 124–129.

Bibliografie


Autor/In:
Sarah Schmidt
Letzte
Bearbeitung:
18.03.2025
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