Im Haus «zum Feigenbaum» wurde schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts Livemusik gespielt. Zuerst im Restaurant «Tirolerhof», wo Volksmusik zum Tanz einlud. Ab den 1950er-Jahren fanden im «Hotel Albani» regelmässig Konzerte und Tanzveranstaltungen statt. Und in den 80er-Jahren war im Haus ein Etablissement namens «Penelope» untergebracht.
Es waren Mitglieder der Musikfestwochen, die im Juni 1988 die Albani Music Club AG gründeten, um das Haus an der Steinberggasse 16 zu pachten. Nach einem totalen Umbau des Innenraums fand am 13. August die Eröffnung der «Albani Bar of Music» statt mit dem Konzert des US-Musikers Willi DeVille und seiner Band Mink DeVille.
In den ersten Betriebsjahren hatte das Albani den Marktvorteil, einer der wenigen kleinen Musikclubs im Raum Zürich zu sein. Die Kapazität betrug 300 Personen. So konnte der Club vielen Bands zu Beginn ihrer Karriere eine ideale Konzertlocation bieten. Auch grössere Schweizer Bands – wie Patent Ochsner und Züri West – und internationale Bands traten dort auf. So fanden beispielsweise die ersten Schweizer Konzerte von Pearl Jam und Sheryl Crow im Albani statt. Von Anfang an hatte das Albani das Ziel, unerkannte Talente aus verschiedenen Musikgenres bekannt zu machen. Bald war das Albani einer der bekanntesten Musikclubs der Schweiz. Geschätzt wurde vor allem der enge Kontakt zwischen Band und Publikum.
Doch dieses Alleinstellungsmerkmal verschwand bis Ende der 90er-Jahre. Sowohl in Winterthur als auch im Raum Zürich gab es immer mehr Konzert- und Partylokale. Das Programm wurde vielfältiger: Disco-Veranstaltungen, der «StadTalk» mit Persönlichkeiten aus der ganzen Schweiz, Spoken Word-Anlässe... und weiterhin die Förderung von jungen lokalen Bands und Musiker:innen. Zudem wurden neben Alternative, Rock und Blues vermehrt Hip-Hop und Electro ins Programm aufgenommen.
Verschiedene Renovationen – darunter eine grössere im Jahr 2006 – sorgten dafür, dass das Albani den gesetzlichen Vorgaben für Bars und Musiklokale entsprach und für Besuchende attraktiv blieb. Nur die Bühne ist immer noch so klein wie am Anfang (3,5 x 3,5 m), was auch den Charme der Konzerte im Albani ausmacht. So war die US-amerikanische Band Pearl Jam 1992 gezwungen, auf grosse Verstärker zu verzichten. Das daraus resultierende Unplugged-Konzert schaffte es auf das Jubiläumswerk der Band «Pearl Jam Twenty» (2010).
Als das Haus, in dem das Albani eingemietet war, im Juli 2020 zum Verkauf ausgeschrieben wurde, war die Zukunft des Music Clubs plötzlich unsicher. Glücklicherweise war im Mietvertrag ein Vorverkaufsrecht festgelegt. Die Bedingungen für den Zuschlag waren, dass das Albani innerhalb von 30 Tagen den gleichen Betrag wie das externe Höchstgebot zahlen müsse. Obwohl es zuerst unrealistisch schien, konnte ein grosser Teil des Verkaufspreises von 3,28 Millionen Franken aufgetrieben werden. Für das noch fehlende Geld organisierte man ein Crowdfunding, mit dem Ziel, innerhalb von drei Wochen eine halbe Million Franken zu sammeln. Nach nur 9 Tagen war das Ziel bereits erreicht. Gefühlt die ganze Stadt hatte sich daran beteiligt, das Albani zu retten.