Die Geschichte des Gaswerks beginnt am 11. Juni 1994. An diesem Tag besetzte als die Jugendlobby «Kaktus» den Gemeinderatsaal. Sie forderten neben einer Ombudsstelle für Kinder und Jugendliche sowie einem Jugendparlament auch ein alternatives Kulturzentrum. Am 9. April 1996 stellte die Stadt ihnen dafür die Liegenschaften des ehemaligen Stromverteilers in Töss vorerst für drei Jahre zur Verfügung. (Der Name Gaswerk stammt von der nahegelegenen Bushaltestelle an der Zürcherstrasse.) Die Ideen für das Angebot im Gaswerk waren zu Beginn sehr hoch gesteckt: Die Initiant:innen wollten neben einem Veranstaltungsraum auch ein Restaurant, einen Frauenraum, eine Kinderkrippe, eine Bibliothek und ein Kino realisieren.
Bereits am 5. Mai 1996 fand das erste Konzert statt, obwohl es noch nicht einmal ein funktionierendes WC gab. Bald folgten weitere Konzerte, vor allem mit Hardrock- und Ska-Musik. Aber auch Klagen aus der Nachbarschaft wegen Lärmbelastung liessen nicht lange auf sich warten. Die alternative Szene Winterthurs war am Anfang sehr skeptisch gegenüber dem Gaswerk, da dieses der Stadt gehörte. Und intern häuften sich die Probleme – sowohl im Team als auch finanziell. Bereits zwei Monate nach der Eröffnung war das Geld ausgegangen.
1997 konnte der Betrieb nach dringend nötigen Renovationen wieder aufgenommen werden. Der Vertrag mit der Stadt, der zunächst auf drei Jahre ausgelegt war, wurde bis 2001 verlängert, weil sich die Umbauten wegen Altlasten im Boden verzögerten. Nach und nach wurden der grosse Konzertraum mit einer Kapazität von 650 Personen, das Foyer für kleinere Konzerte mit bis zu 200 Besuchenden sowie Ateliers und Proberäume ausgebaut. Nun konnten neben grossen und kleinen Konzerten auch Film- und Theateraufführungen stattfinden. Das Gaswerk wurde mit lauten Punk- und Rockkonzerten über die Stadtgrenze hinaus bekannt.
Im Jahr 2001 bewilligte das Stadtparlament einen einmaligen Baubeitrag von 200'000 Franken sowie Betriebsbeiträge von 60'000 Franken für die Jahre 2001 und 2002. Da die SVP und die EDU das Referendum dagegen ergriffen, kam die Vorlage vors Volk. Das Gaswerk nutzte die Debatte, um auf sein vielfältiges Programm aufmerksam zu machen. Auf der für den Abstimmungskampf herausgegebenen CD «Keep on rocking» waren Stücke von Bands, die bereits im Gaswerk aufgetreten waren, darunter auch Stiller Has, The Peacocks und Hukedicht. Es wurde ein Benefizkonzert veranstaltet und viele namhafte Kulturinstitutionen sprachen sich für den Erhalt des Gaswerks aus. Am 2. Dezember nahm die Winterthurer Bevölkerung den Kredit mit 60,4% Ja-Stimmen an. Das Fortbestehen des Gaswerks war gesichert und der Betrieb mit vielfältigen Angeboten läuft bis heute weiter.
Das Gaswerk nutzte die Pandemie-Zeit für grössere Renovationen im Backstage-Bereich. Zudem wurden eine Heizung und eine Belüftungsanlage eingebaut.