Musik und Theater

Kulturzentrum Gaswerk

Untere Schöntalstrasse 19

Aufgebaut durch die Jugendlobby Kaktus mit finanzieller Unterstützung der Stadt ist das Gaswerk heute ein etabliertes Kulturzentrum. Hier treten lokale, Schweizerische und internationale Musik-Acts verschiedener Stilrichtungen auf. Zum Gaswerk gehört auch das Kino Nische, das alternative Filme zeigt.


Gründungsdatum
1996


Adresse
Gaswerk Kulturzentrum
Untere Schöntalstrasse 19
8401 Winterthur

Im Jahr 1996 stellte die Stadt der Jugendlobby Kaktus die Liegenschaften des ehemaligen Stromverteilers in Töss für ein alternatives Kulturzentrum zur Verfügung. Aufnahme des Aussenbereichs aus dem Jahr 2001.
Foto: Heinz Diener, winbib (FotDig_Lb_001-627)

Das Gaswerk heute

In den Liegenschaften des ehemaligen Stromverteilers in Töss finden neben regelmässigen Metal-, Rock- und Pop-Konzerten viele andere kulturelle Anlässe statt. Verschiedene Gruppen nutzen die Räume für Treffen und Veranstaltungen. Zudem gibt es mehrere Bandräume und Ateliers für Künstler:innen. Der Betrieb wird hauptsächlich von ehrenamtlichen Mitarbeitenden getragen

Geschichte

Die Geschichte des Gaswerks beginnt am 11. Juni 1994. An diesem Tag besetzte als die Jugendlobby «Kaktus» den Gemeinderatsaal. Sie forderten neben einer Ombudsstelle für Kinder und Jugendliche sowie einem Jugendparlament auch ein alternatives Kulturzentrum. Am 9. April 1996 stellte die Stadt ihnen dafür die Liegenschaften des ehemaligen Stromverteilers in Töss vorerst für drei Jahre zur Verfügung. (Der Name Gaswerk stammt von der nahegelegenen Bushaltestelle an der Zürcherstrasse.) Die Ideen für das Angebot im Gaswerk waren zu Beginn sehr hoch gesteckt: Die Initiant:innen wollten neben einem Veranstaltungsraum auch ein Restaurant, einen Frauenraum, eine Kinderkrippe, eine Bibliothek und ein Kino realisieren.

Bereits am 5. Mai 1996 fand das erste Konzert statt, obwohl es noch nicht einmal ein funktionierendes WC gab. Bald folgten weitere Konzerte, vor allem mit Hardrock- und Ska-Musik. Aber auch Klagen aus der Nachbarschaft wegen Lärmbelastung liessen nicht lange auf sich warten. Die alternative Szene Winterthurs war am Anfang sehr skeptisch gegenüber dem Gaswerk, da dieses der Stadt gehörte. Und intern häuften sich die Probleme – sowohl im Team als auch finanziell. Bereits zwei Monate nach der Eröffnung war das Geld ausgegangen.

1997 konnte der Betrieb nach dringend nötigen Renovationen wieder aufgenommen werden. Der Vertrag mit der Stadt, der zunächst auf drei Jahre ausgelegt war, wurde bis 2001 verlängert, weil sich die Umbauten wegen Altlasten im Boden verzögerten. Nach und nach wurden der grosse Konzertraum mit einer Kapazität von 650 Personen, das Foyer für kleinere Konzerte mit bis zu 200 Besuchenden sowie Ateliers und Proberäume ausgebaut. Nun konnten neben grossen und kleinen Konzerten auch Film- und Theateraufführungen stattfinden. Das Gaswerk wurde mit lauten Punk- und Rockkonzerten über die Stadtgrenze hinaus bekannt.

Im Jahr 2001 bewilligte das Stadtparlament einen einmaligen Baubeitrag von 200'000 Franken sowie Betriebsbeiträge von 60'000 Franken für die Jahre 2001 und 2002. Da die SVP und die EDU das Referendum dagegen ergriffen, kam die Vorlage vors Volk. Das Gaswerk nutzte die Debatte, um auf sein vielfältiges Programm aufmerksam zu machen. Auf der für den Abstimmungskampf herausgegebenen CD «Keep on rocking» waren Stücke von Bands, die bereits im Gaswerk aufgetreten waren, darunter auch Stiller Has, The Peacocks und Hukedicht. Es wurde ein Benefizkonzert veranstaltet und viele namhafte Kulturinstitutionen sprachen sich für den Erhalt des Gaswerks aus. Am 2. Dezember nahm die Winterthurer Bevölkerung den Kredit mit 60,4% Ja-Stimmen an. Das Fortbestehen des Gaswerks war gesichert und der Betrieb mit vielfältigen Angeboten läuft bis heute weiter.

Das Gaswerk nutzte die Pandemie-Zeit für grössere Renovationen im Backstage-Bereich. Zudem wurden eine Heizung und eine Belüftungsanlage eingebaut.

Kino Nische

Das Kino Nische wurde kurz nach der Eröffnung des Gaswerks gegründet. Von Anfang an spezialisierte es sich auf alternative Filme. Zusammen mit dem Kulturzentrum Alte Kaserne organisierte man zweimal die Filmfestivals Kurzfilmtage und Lichtspieltage. Inzwischen werden sowohl diese Festivals als auch das Kino selbst von unabhängigen Vereinen geleitet.

Organisationsform und Finanzierung

Das Gaswerk wird von einem Träger:innenverein getragen und von einem Kernteam geleitet. Von den aktuellen rund 300 Mitgliedern des Vereins arbeiten über die Hälfte auch ehrenamtlich im Betrieb mit.

Das Kulturzentrum Gaswerk erhielt seit seiner Gründung finanzielle Unterstützung der Stadt, sowohl für Bauprojekte als auch für den Betrieb. Das Gebäude an der Unteren Schöntalstrasse 19 wird von der Stadt mietfrei zur Verfügung gestellt. Um weiterhin städtische Unterstützung zu erhalten, schloss sich das Gaswerk 2004 mit dem Albani, dem Kraftfeld und dem Salzhaus zum Verein OnThur zusammen (zuerst unter dem Namen «Live Musik Kultur - LMK»). Die städtischen Subventionen gehen an diesen Verein, den Verteilschlüssel legen die Kulturbetriebe unter sich fest. Der Verein verpflichtet sich, regelmässig Konzerte zu veranstalten – mindestens 120 pro Jahr – und die lokale Musikszene zu fördern.


Benutzte und weiterführende Literatur

Pettannice, Nadia: Das Erbe der «Kaktisten». 25 Jahre Gaswerk! und die Wiedergeburt des Jugendparlaments. In: De Tössemer (11/2021), S. 12-13.
Mvidie, Amina: Wie die Unsicherheit die Clubs in Atem hält. In: Coucou, No. 93 (02/2021), S. 8-15.
Biberstein, Sandra: 20 Jahre Schall, Schnaps und Rauch. In: Coucou, No. 43 (07/2016), S. 15-21.
Staub, Melanie: Wo Winterthur rockt. In: Stiftung Edition Winterthur (Hrsg.): Winterthurer Jahrbuch 2015, S. 100-106.
Dworschak, Helmut: Am Anfang war das Gaswerk. In: Stiftung Edition Winterthur (Hrsg.): Winterthurer Jahrbuch 2012, S. 14-19.
Dworschak, Helmut: Institution Gaswerk. In: Der Landbote, 13.05.2011, S. 16.
Reich, Felix und Dworschak, Helmut: Ein Konzert ist selten ein gutes Geschäft. In: Der Landbote, 08.12.2009, S. 14.
Reich, Felix: 1,2,3: Keine Hexerei. In: Saiten (09/2006), S. 6-11. (E-Periodica - Saiten : Ostschweizer Kulturmagazin)
Antonelli, Elisabetta: Kino machen ohne Geld. In: Stiftung Edition Winterthur (Hrsg.): Winterthurer Jahrbuch 2003, S. 92-95.
Meier, Nicole: Gratwanderung zwischen Kunst und Kommerz. In: Stiftung Edition Winterthur (Hrsg.): Winterthurer Jahrbuch 2003, S. 116-121.
Kaminski, Ralf: Mit Musik und Bier in den Kampf. In: Tages-Anzeiger, 18.10.2001, S. 21.
Fritsche, Peter: Gaswerk-Beitrag soll vors Volk. In: Der Landbote, 22.06.2001, S. 13.

Bibliografie

    Alternatives Kulturzentrum Gaswerk, Untere Schöntalstrasse

    • Einträge ab 2011

      Dworschak, Helmut: Am Anfang war das Gaswerk. In: Winterthurer Jahrbuch 2012. S. 14-19. m.Abb.
      Kapuzenpulli, Rock'n'Roll und Fassbier. In: Der Landbote , 7. Mai 2016. S. 4. m. Abb.
      Biberstein, Sandra: 20 Jahre Schall, Schnaps und Rauch. In: Coucou, Nr. 43 (2016). S. 15-21. m.Abb.
      Steinmetz, Talina: Das Jahr der Club-Jubiläen. In: 84XO - Die neue Wochenzeitung, Nr. 12 (2021). S. 17. m.Abb.

      Einträge 1991–2010

      Geplant: Landbote 1996/82. - Tages-Anzeiger 1996/83 [Winterthurer Dok 1996/16]. - Winterthurer Arbeiterzeitung 1996/104.
      Jazzkantine: Landbote 1996/107.
      Landbote 1996/232.
      Subvention Stadt: Landbote §1996/289.
      Umbau: Landbote 1997/33 1Abb. - Stadtblatt 1997/102 1Abb.
      Wird Rudolf Steiner Schule: Stadtanzeiger 1997/39. - Landbote 1997/229 m.Abb. - Stadtblatt 1997/146 1Abb.
      Zukunft: Stadtblatt 1997/150 Interview Martin Haas.
      Vertragsverlängerung: Tages-Anzeiger 1997/293. - Landbote 1997/293. - Stadtblatt 1997/178.
      Umbau: Landbote 1998/109. - Tages-Anzeiger 1998/109.
      In: Winterthurer Woche 1998/19 m.Abb.
      2 Jahre: Weinländer Zeitung 1998/56.
      Unter Schutz: Winterthurer Jahrbuch 1999 S. 179 1Abb.
      G-Plus. Förderprojekt für Winterthurer Bands: Landbote 2000/46.
      Vertrag. Verlängerung: Landbote 2000/106.
      Weiterführung; Subvention durch Stadt: Landbote 2001/50, 133.
      Referendum SVP: Landbote 2001/142, 153. - Weinländer Zeitung 2001/76.
      In: Tössemer 2001/3 von Jürg Rüttimann, m.Abb.
      Trägerverein: Spots 2001/31 Interview.
      Begegnungsort: Weinländer Zeitung 2001/91.
      Wahlkampf-CD: Tages-Anzeiger 2001/242. - Landbote 2001/247 Kredit im Stadtalk. - Propaganda-Blatt: Winterthurer Dok.2001/39 m..Abb. [Faltblatt]. - Transparent 2001/
      10. internationales Festival für komische Künste: Weinländer Zeitung 2001/133.
      Abstimmung: Landbote 2001/281.
      Uraufführung "Velimirs Listen": Landbote 2002/144 1Abb.
      Winterthurer Jahrbuch 2003 Gratwanderung ..., von Nicole Meier, 1Abb.
      1. Metal-Night, Verein zur Erhaltung der Subkultur: Landbote 2004/237 1Abb.
      Lärm: Landbote 2005/109 1Abb.
      10 Jahre: Landbote 2006/103 mit Chronik, m.Abb., 105 m.Abb. - Winterthurer Zeitung 2006/18 1Abb. - Stadtblatt 2006/18. - Saiten 2006/Sept. von Felix Reich, m.Abb.
      Kulturmarathon, zusammen mit Salzhaus, Krafteld, Kino Nische, Lichtspieltage und Kurzfilmtage: Tages-Anzeiger 2006/213 m.Abb. [Winterthurer Dok.2006/22]. - Landbote 2006/226 m.Abb. - Winterthurer Zeitung /39 m.Abb. - Stadtblatt 2006/39. Music-Star. 1. Auftritt 2009: Landbote 2009/23 m.Abb., 26 m.Abb.

    Kino. Nische, Kulturzentrum Gaswerk

    • Einträge 1991–2010

      Kino machen ohne Geld: Winterthurer Jahrbuch 2003 von Elisabetta Antonielli, m.Abb.


Autor/In:
Sarah Schmidt
Letzte
Bearbeitung:
25.03.2025