Musik und Theater

Kraftfeld

Lagerplatz 18

Ursprünglich gegründet als kleines Lokal für die alternative Musikszene in Winterthur, ist das Kraftfeld seit 2003 ein Kulturbetrieb mit regelmässigen Partys, Konzerten und weiteren kulturellen Anlässen.


Gründungsdatum
1996


Adresse
Kraftfeld
Lagerplatz 18
8400 Winterthur

Seit 1996 befindet sich das Kraftfeld im Gebäude 161 des ehemaligen Sulzerareals. Aufnahme aus dem Jahr 1997.
Foto: Marc Dahinden, winbib (Signatur FotLb_001846)

Das Kraftfeld heute

Das Kraftfeld ist bekannt für Konzerte und Partys mit alternativer und avantgardistischer Musik – von Gitarrenrock über Rap bis Elektronik. Regelmässig werden auch partizipative Anlässe durchgeführt, wie zum Beispiel der Nachtflohmarkt.

Ein grosser Teil der Einrichtung besteht aus Objekten, die aus den ehemaligen Sulzer-Industriehallen gerettet wurden.

Geschichte

Im Jahr 1996 erhielten vier Privatpersonen einen befristeten Nutzungsvertrag, um im Gebäude 161 des  brachliegenden Sulzerareals ein Lokal zu eröffnen. Mit viel ehrenamtlicher Arbeit richteten sie dieses ein, und am 5. Juli fand das Einweihungsfest statt. Schnell entwickelte sich das Kraftfeld zu einem beliebten Treffpunkt der alternativen Szene in Winterthur, obwohl es zu Beginn keine regelmässigen Öffnungszeiten hatte. Die Wirtschaftspolizei erteilte dem jungen Unternehmen dann eine provisorische Bewilligung für Festwirtschaften, sodass das Kraftfeld an zehn Abenden im Monat Getränke verkaufen durfte. In den ersten sechs Jahren war man mit dem Nischendasein und der relativen Unbekanntheit in der Winterthurer Kulturszene zufrieden.

2002 wurde das Lokal vergrössert: Mit dem «Durchschlag» der alten Fabrikwände erhielt es neben der Bar und der Bühne jetzt auch einen «Ballsaal». Zudem wurde eine professionelle Betriebsleitung eingesetzt, und für die bisher mit Freiwilligenarbeit gestemmten Anlässe wurden bezahlte Mitarbeitende angestellt. Weiterhin waren es aber nicht primär die Partys oder Konzerte, die das meiste Publikum anlockten, sondern die vielen partizipativen Anlässe, wie Pingpongtournier, Spielwiese, Veloputzen, Sandburgenwettbewerb oder Schneckenrennen. Besonders beliebt sind die ausgefallen und aufwändig gestalteten Sonnenwendfeiern.

Nach und nach verstärkte sich die Zusammenarbeit mit anderen Kulturlokalen wie dem Salzhaus oder dem Gaswerk. Im Jahr 2005 wurde gemeinsam das Benefizfestival «3 für 1» durchgeführt, um den nächsten Umbau im Kraftfeld zu finanzieren. Zu diesem Anlass wurde auch das betriebseigene Areal-Bier zum ersten Mal verkauft. Bei zu kommerziellen Anlässen, wie der Dance Night, wollte man sich aber weiterhin nicht beteiligen. Vielmehr setzte man auf spezielle Anlässe mit selbstgebastelten Dekorationen.

Seit 2010 betreibt das Kraftfeld das Bistro «Portier» am Eingang des Lagerplatzes. Dort kann man tagsüber Kaffee und Mittagsmenüs geniessen.

Im Herbst 2012 stand das Kraftfeld plötzlich vor dem Problem, dass die unbediente Gartenwirtschaft vor dem Lokal nur noch bis 24 Uhr geöffnet sein durfte. Bisher hatte man einen längeren Betrieb stillschweigend geduldet, da es aufgrund des Fehlens direkter Anwohner:innen keine Lärmklagen aus der Nachbarschaft gab. Um den nächtlichen Betrieb der Gartenbeiz zu legalisieren, reichte man ein Gesuch ein, vorerst jedoch ohne Erfolg. Erst im Sommer 2017 liberalisierte die Stadt die Regelungen liberalisiert, wonach Gartenwirtschaften, die nicht in Wohngebieten liegen eine Ausnahmebewilligung für den Betrieb nach Mitternacht erhalten können.

Nach der Covid-Pandemie waren die finanziellen Reserven des Kraftfelds aufgebraucht. Deshalb veranstaltete man im Herbst 2024 ein Crowdfunding und sammelte in kurzer Zeit genug Geld, um den weiteren Betrieb zu sichern.

Organisationsform und Finanzierung

Das Kraftfeld und seit 2010 auch das Bistro «Portier» werden vom Kulturverein Kraftfeld geführt. In der Anfangszeit wurde der gesamte Betreib mit Freiwilligenarbeit gestemmt, seit 2002 leitet eine professionelle Betriebsleitung das Lokal und die Mitarbeitenden erhalten einen Lohn. Der Kulturverein besteht aus 14 Mitgliedern, die auch als Betriebsleiter:innen arbeiten.

Das Kraftfeld finanziert sich zu über 90% mit Eigenmitteln, städtische und kantonale Subventionen machen weniger als 10% aus. Um städtische Unterstützung zu erhalten, schloss sich das Kraftfeld 2004 mit dem Albani, dem Gaswerk und dem Salzhaus zum Verein OnThur zusammen (zuerst unter dem Namen «Live Musik Kultur - LMK»). Die städtischen Subventionen gehen an diesen Verein, den Verteilschlüssel legen die Kulturbetriebe unter sich fest. Der Verein verpflichtet sich, regelmässig Konzerte zu veranstalten – mindestens 120 pro Jahr – und die lokale Musikszene zu fördern. Um finanziell möglichst unabhängig zu bleiben, verzichtet der Verein auf Sponsoring durch Grosskonzerne.


Benutzte und weiterführende Literatur

Dworschak, Helmut: Fans retten das Kraftfeld innert drei Wochen. In: Der Landbote, 21.11.2024, S. 3.
Mvidie, Amina: Wie die Unsicherheit die Clubs in Atem hält. In: Coucou, No. 93 (02/2021), S. 8-15.
Gmür, Martin: Gewisse Bars dürfen auch nach Mitternacht weiter draussen ausschenken. In: Der Landbote, 05.07.2017, S. 5.
Biberstein, Sandra: 20 Jahre Schall, Schnaps und Rauch. In: Coucou, No. 43 (07/2016), S. 15-21.
Staub, Melanie: Wo Winterthur rockt. In: Stiftung Edition Winterthur (Hrsg.): Winterthurer Jahrbuch 2015, S. 100-106.
Leutenegger, Marc: Das Kraftfeld fordert alte Freiheiten zurück. In: Der Landbote, 13.06.2013, S. 11.
Reich, Felix und Dworschak, Helmut: Ein Konzert ist selten ein gutes Geschäft. In: Der Landbote, 08.12.2009, S. 14.
Beerli, Marius: Neue Zeremonienmeister am Lagerplatz. In: Der Landbote, 29.10.2008, S. 18.
Reich, Felix: 1,2,3: Keine Hexerei. In: Saiten (09/2006), S. 6-11. (E-Periodica - Saiten : Ostschweizer Kulturmagazin)
Meier, Nicole: Gratwanderung zwischen Kunst und Kommerz. In: Stiftung Edition Winterthur (Hrsg.): Winterthurer Jahrbuch 2003, S. 116-121.
Dusek, Dominik: Beats zu Kaffee und Kuchen. In: Tages-Anzeiger, 10.01.2002, S. 50.

Bibliografie

    Kraftfeld, Musikclub, Partyclub, Tössfeldstrasse 3

    • Einträge ab 2011

      Biberstein, Sandra: 20 Jahre Schall, Schnaps und Rauch. In: Coucou, Nr. 43 (2016). S. 15-21. m. Abb.
      Steinmetz, Talina: Technos und Proseco auf dem "Chrafti"-Klo. In: 84XO - Die neue Wochenzeitung, Nr. 9 (2021). S. 17. m.Abb.
      Steinmetz, Talina: Das Jahr der Club-Jubiläen. In: 84XO - Die neue Wochenzeitung, Nr. 12 (2021). S. 17. m.Abb.

      Einträge 1991–2010

      Tages-Anzeiger 2002/7 [Winterthurer Dok. 2002/13]. - Stadtblatt 2002/50. - Weinländer Zeitung 2002/102 von Caspar Hesse, m.Abb.
      Winterthurer Jahrbuch 2003 Gratwanderung ..., von Nicole Meier, 1Abb.
      Sonnenwendfest: Tages-Anzeiger 2003/297 m.Abb. - Landbote 2003/295.
      Schliessung: Landbote 2004/297.
      Neustart; Elektro-Pop: Landbote 2005/9. - Stadtblatt 2005/2 1Abb. - Winterthurer Zeitung 2005/2 1Abb.
      Interview Manuel Lehmann: Saiten 2006/Sept. m.Abb.
      10 Jahre: Saiten 2006/Sept. von Felix Reich, m.Abb.

    Sulzer-Areal. Lagerplatz

    • Einträge ab 2011

      Neuhaus, Gabriela: Win-Win in Winterthur. In: Hochparterre, Beilage zu Nr. 6-7 (2012), S. 16-17. m. Abb.
      Lagerplatz: Eine Spielwiese wird erwachsen. In: Coucou, Nr. 11 (2014), S. 8-14. m. Abb.

      Einträge 1991–2010

      Neubau geplant; Zwischennutzer-Arbeitsplätze bedroht: Landbote 2006/236 m.Abb. --Lagerplatz, Kleingewerbe. Verkauf Liegenschaften? Rendite: Brainstorm 2006/41 m.Abb. - Tages-Anzeiger 2006/260, 264 m.Abb. [Winterthurer Dok. 2006/30+30a.]. - Verein Lagerplatz Kauf der Gebäude Kesselschmiede-Strasse: Landbote 2007/73 1Abb.
      Mietermix statt Maximalrente: Tages-Anzeiger 2007/136 m.Abb. - Landbote 2007/136 1Abb.
      Vorbild Basel: Landbote 2007/159 1Abb.
      Minimalen Wohnanteil senken: Landbote 2007/1661Abb. - Verkauf; Mieterverein sucht Investor: Tages-Anzeiger 2007/205 m.Abb. - Landbote 2007/205 1Abb., 220 1Abb., 267, 285. - NZZ 2007/206 S. 60. - Stadtblatt 2008/7 mehrere Beiträge.
      Testplanung und Gestaltungsplan: Werk Bauen Wohnen 2008//7 m.Abb.
      Kauf durch Stiftung Abendrot: Landbote 2009/6 m.Abb. - NZZ 2009/6 S. 43 1Abb.
      Planung: Landbote 2009/208 1Abb.
      Nutzungskonzept mit Mietern: Landbote 2009/258 m.Abb.
      Bistro in Portierloge: Landbote 2009/274.
      Bleibt kunterbunte Oase: Winterthurer Jahrbuch 2010 von Niels Walter, Stephan Hayoz und Markus Roost, m.Abb.


Autor/In:
Sarah Schmidt
Letzte
Bearbeitung:
18.03.2025