Das Albanifest erinnert an die Verlesung des Stadtrechtsbriefes vom 22. Juni 1264 durch Graf Rudolf von Habsburg. Es handelt sich um den Namenstag des Heiligen Albanus, der im 15. Jahrhundert neben dem Heiligen Laurentius und dem Heiligen Pankratius zum Schutzpatron von Winterthur ernannt wurde. Obwohl es sich dabei gar nicht um die erste Stadtrechtsurkunde handelte, war sie für Winterthur sehr bedeutend, weil die Stadt damit unter anderem das Marktrecht erhielt und der Rechtsbereich auf die Vorstädte ausgedehnt wurde. Gleichzeitig handelt es sich um die älteste erhaltene Stadtrechtsurkunde.
Seither gilt der 22. Juni als feierlicher Huldigungstag des Stadtrechtsbriefes und gleichzeitig auch als Wahltag für den neuen Schultheissen (Stadtpräsident) sowie als Beschlusstag für wichtige städtische Geschäfte und Gerichtsurteile. Zu diesem Zweck versammelte sich die gesamte Bürgerschaft der Stadt auf dem Marktplatz. Die wehrfähigen Männer mussten an diesem politischen Festtag mit Degen bewaffnet erscheinen. Bis 1437 fand die Versammlung unter freiem Himmel statt, danach wurde sie ins neu gebaute Rathaus verlegt. Schon bald platzte die Ratsstube aber aus allen Nähten und so diente die Stadtkirche als neuer Austragungsort. Nicht immer wurde die Versammlung an einem 22. Juni ausgetragen, sondern der Rat bestimmte jeweils das Datum.
Die ursprünglichen Festlichkeiten wurden jeweils am Vortag um 15 Uhr durch ein Glockengeläut eingeleitet. Danach zog der festlich gekleidete Grossweibel durch die Gassen der Stadt und rief zur Versammlung am nächsten Tag auf. Begleitet wurde er von der Schuljugend, die das Publikum mit Nüssen und Münzen bewarf. Die Teilnahme war für die Bürger lange Zeit obligatorisch.
Bis 1752 hiess es früh aufstehen, denn die Feierlichkeiten begannen schon um vier Uhr morgens. Danach wurde der Start immer weiter in den Tag hinein verschoben. Die Mitglieder der Bürgergemeinde und der Rat versammelten sich vor der Stadtkirche und zogen dann feierlich ein. Danach wurde die Albaniordnung verlesen, die aus einer Reihe wichtiger Rechtstexte bestand, was mehrere Stunden dauerte. Danach folgte ein kurzes Gebet und man ging zur Wahl und Vereidigung des neuen Schultheissen über. Danach leistete die ganze Bürgergemeinde ihren Eid auf die Stadt und übrige Obrigkeiten wie beispielsweise Zürich oder Österreich.