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FC Gemeinderat
Der FC Gemeinderat Winterthur wurde 1979 von Heinz Bächinger gegründet. Die Mannschaft setzte sich aus Mitglieder verschiedener Parteien aus dem Stadt- und Gemeinderat zusammen. Neben der gemeinsamen sportlichen Betätigung stand vor allem der parteiübergreifende Austausch und die Pflege der Kameradschaft im Vordergrund. Ebenfalls pflegte man auf diese Weise guten Kontakt mit Behördenvertretungen anderer Ortschaften im In- und Ausland.
Das erste Spiel des FC Gemeinderat Winterthur gegen den FC Gemeinderat St. Gallen fand 1979 wegen schlechtem Wetter in einer Turnhalle in St. Gallen statt. Die Winterthurer traten im Trikot des FC Winterthur an, da die Mannschaft noch über kein eigenes Vereinstenü verfügte.
Foto: zVg. Heinz Bächinger
Politfussball im Zeichen der Kameradschaft
In Winterthur und auch anderswo wird nicht nur professionell Fussball gespielt. Viele Firmen und Verbände haben eigene Mannschaften gegründet und treffen sich regelmässig zu Freundschaftsspielen. Die Freude am Sport hat auch politische Würdenträger erfasst, die sich zu parteiübergreifenden Mannschaften zusammengeschlossen haben. Durch das gemeinsame Spiel werden nicht nur der Respekt und der Umgang untereinander gefördert, sondern auch der Austausch mit anderen Teams. Daraus sind immer wieder fraktionsübergreifende Kontakte und Freundschaften entstanden.
1979 erhielt der damalige Winterthurer Gemeinderatspräsident Max Steffen eine Einladung vom FC Gemeinderat St. Gallen zu einem Freundschaftsspiel. Damals verfügte Winterthur aber noch über keine eigene Mannschaft, was sich nun aber rasch ändern sollte. SP-Gemeinderat Heinz Bächinger nahm die Anfrage zum Anlass, um den FC Gemeinderat Winterthur zu gründen. Er lancierte einen Aufruf und wurde schnell fündig: Es meldeten sich 17 Gemeinderäte, 2 Stadträte, der Stadtschreiber und 3 «Supporter». Damit war der FC Gemeinderat geboren. Mit Heinrich Vogt übernahm ein aktiver Fussballer mit Trainerdiplom den Posten des Trainers. Sofort bereitete er die Mannschaft auf das erste Freundschaftsspiel vom 22. September 1979 gegen St. Gallen vor.
Statt einer Feuer- erwartete die 20-köpfige Delegation aus Winterthur in St. Gallen eine Wassertaufe. Da es dermassen stark regnete, verlegten die Gastgeber das Spiel kurzerhand in eine Turnhalle. Am 31. Mai 1980 hatte der FC Gemeinderat dann sein Rasen- und Heimspieldebüt gegen den FC Gemeinderat St. Gallen. Gespielt wurde auf der Flüeli-Anlage in Veltheim. Wieder regnete es. Diesmal wurde das Spiel aber im Freien ausgetragen. Die Mannschaften trennten sich mit einem 0:0 Unentschieden. Die ersten beiden Tore für den FC Gemeinderat schossen Ueli Brand und Huldi Schildknecht gegen die Vorstandsmitglieder des Fussballverbandes Winterthur.
Eigene Trikots hatte der FC Gemeinderat bei der ersten Partie von 1979 noch nicht. Die Politiker konnten aber beim FC Winterthur Trikots ausleihen und so ihre Stadt ordentlich repräsentieren. Danach sammelten sie im Gemeinde- und Stadtrat etwas Geld und beschafften ein eigenes Tenü, dass in rotweiss gehalten war und auf dem das Stadtwappen abgedruckt war. Ab 1985 spielten die Politiker in blauweiss.
Als Vorprogramm auf der Schützenwiese und zu Gast in Kaiserlautern und Erlangen
1981 spielte der FC Gemeinderat gegen den FC Kantonsrat Zürich erstmals auf der Schützenwiese. Unter dem Jubel der anwesenden Fans, die in erster Linie für die anschliessende NLB Partie zwischen dem FC Winterthur und dem FC Grenchen ins Stadion gekommen waren, konnten die Winterthurer einen Sieg erringen. Im Landboten wurde regelmässig über die Leistungen der Mannschaft berichtet. So auch 1992, als das Spektakel auf der Schützenwiese wiederholt wurde.
Gespielt wurde nicht nur im Inland. Die Winterthurer Mannschaft knüpfte gute Beziehungen zum FC Stadtrat Kaiserslauten und dem FC Stadtrat Erlangen. Abseits des Rasens kam es dann auch regelmässig zu einem politischen Austausch. So zeigten die Erlanger der Winterthurer Delegation ihre damals schon äusserst velofreundliche Stadt. Eine Vision, die später auch in Winterthur umgesetzt wurde.
Eine Vereinschronik anlässlich der Stabübergabe
1986 trat Heinz Bächinger als Präsident zurück. Zum Abschied schenkte er dem Gemeinderat eine umfassende Vereinschronik, welche die Zeit von der Gründung bis 1986 abdeckt. Die Vereinsführung übernahmen in der Folge Richard Eichenberger und Hans-Rudolf Gossweiler. Sie starteten noch im selben Jahr einen erneuten Aufruf zur Mitwirkung und waren hocherfreut, dass sich 1986 die Mitgliederzahl nicht nur erhöhte, sondern sich erstmals auch zwei Frauen dem Verein als «Supporterinnen» anschlossen. Bis mindestens in die 1990er-Jahre wurde im Gemeindratstenü noch Fussball gespielt.
Waren Sie im FC Gemeinderat aktiv? Kennen Sie das Datum und die Umstände der Auflösung des Vereins? Verfügen sie über weitere Materialien und Fotografien, insbesondere für die Zeit nach 1986? Dann freuen wir uns auf Ihre Kontaktaufnahme!
Benutzte und weiterführende Literatur:
Bächinger, Heinz: Fussballclub Gemeinderat Winterthur. Eine kleine Vereinsgeschichte, Winterthur 1986.
- Autor/In:
- Nadia Pettannice
- Letzte
- Bearbeitung:
- 19.08.2022