Kunst und Kultur

Heinz Bächinger

Postbeamter, Gemeinderat, Gründer Winterthur-Glossar, *1941

Heinz Bächinger lancierte 2006 die Website "winterthur-glossar.ch", die er bis 2021 ehrenamtlich aufbaute und betrieb. In dieser Zeit hat er über 1500 Artikel verfasst und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die technische Umsetzung übernahm sein Sohn Marc. Das Winterthurer Lokallexikon ist in seiner Form und seinem Umfang schweizweit bisher einzigartig und stellt eine Pionierleistung in der digitalen Vermittlung von Lokalgeschichte und -wissen dar.


Geburtsort
Winterthur

Geboren
02.09.1941


Heinz Bächinger politisierte für die SP im Gemeinderat und wurde 1981 auch zum Gemeinderatspräsidenten gewählt. Foto: winbib (Signatur 170115)

Seit 2006 steht der Öffentlichkeit unter der Internetadresse winterthur-glossar.ch ein reichhaltiges Online-Lexikon zu den verschiedensten Winterthurer Themen zur Verfügung. Initiant und Autor ist der Oberwinterthurer Heinz Bächinger, der das digitale Nachschlagewerk fünfzehn Jahre lang betreute, bis es von der Stadtbibliothek übernommen und in die Sammlung Winterthur integriert wurde. Heinz Bächinger, Jahrgang 1941, ist Urwinterthurer und bekennender Lokalpatriot. Und als solcher seit jeher in gesellschaftlichen und politischen Belangen engagiert. So gehörte der ehemalige Betriebsleiter der Winterthurer Hauptpost 18 Jahre lang als SP-Vertreter dem Grossen Gemeinderat an, den er 1981 gar präsidierte. Zweimal kandidierte er in jener Zeit für den Winterthurer Stadtrat, angesichts der damaligen politischen Konstellationen allerdings erfolglos.

Auch nach seinem Rücktritt aus der aktiven Politik setzte er sich weiter für die Stadt ein. So als mehrjähriges Mitglied und Präsident des Albanifest-Komitees, im Vorstand des städtischen Fussballverbands, als Mitorganisator des Weihnachtsmarkts oder von Eulachhallen-Verkaufsmessen. 1999 verliess er die Post und machte sich als Entwickler von Websites für KMU und Private selbständig. In den vielen Jahren seiner aktiven Zeit hatten sich viele Laufmeter an Ordnern, Broschüren und anderen Unterlagen und Publikationen angehäuft. Nach seiner offiziellen Pensionierung stellte sich die Frage, was mit dieser umfangreichen Sammlung geschehen sollte. Warum diese nicht der Öffentlichkeit in einer gut lesbaren Form zugänglich machen, statt alles klanglos zu entsorgen? Die Idee eines lokalen Onlinelexikons war geboren. Zusammen mit seinem Sohn entwickelte er ein Konzept, das dann in eine Website umgesetzt wurde. 2006 war es soweit, das winterthur-glossar.ch wurde aufgeschaltet – der Anfang einer Erfolgsgeschichte. Inzwischen ist Bächingers Lokallexikon zur Institution geworden. Wurden im ersten Jahr nur einige hundert Besuche verzeichnet, sind es fünfzehn Jahre später weit über 100‘000 und einige Millionen Seitenzugriffe. Täglich schlagen durchschnittlich rund vierhundert Personen ein Winterthurer Stichwort digital im Glossar nach, an Spitzentagen – bei besonderen Ereignissen oder Anlässen – bis zu tausend.

Auch inhaltlich ist das Glossar gewachsen, von den paar Dutzend Einträgen der Anfangszeit zu den heute über 1600 zum Teil umfangreicheren Beiträgen aus allen möglichen Bereichen des Stadtlebens und der Stadtgeschichte. Als Quellen dienten Bächinger die verschiedensten Publikationen. Viele Informationen und Anstösse zu weiteren Recherchen lieferten die Lokalzeitungen. Als Quellentexte verwendete er aber auch Publikationen zur Winterthurer Geschichte wie die Neujahrsblätter der Stadtbibliothek oder Broschüren und Monografien der Denkmalpflege oder des Heimatschutzes, an deren Führungen er zudem regelmässig teilnahm. Bei offiziellen Einweihungen und Tagen der offenen Tür war er ebenso als interessierter Gast dabei.

Hinzu kamen vertiefende Gespräche mit jeweiligen Fachleuten oder Archivunterlagen, die ihm von privater Seite zur Verfügung gestellt wurden. Hilfreich war ihm dabei das überaus umfangreiche Kontaktnetz aus seinen früheren Tätigkeiten. Auch liess er es sich nicht nehmen, wenn immer möglich vor Ort zu recherchieren, nicht zuletzt um seine Beiträge mit selber geschossenen Fotos zu bebildern. Für eine Serie zu den öffentlichen Winterthurer Brunnen radelte er so alle 130 Objekte auf Stadtgebiet ab. Anspruch auf Vollständigkeit hatte Bächingers Internet-Nachschlagewerk nie. Hingegen habe er immer Wert auf Sachlichkeit und Objektivität gelegt, sagt er. Ob ein Thema glossarwürdig war oder nicht, entschied alleine er. Und natürlich färbten seine persönlichen Interessen und Vorlieben auf die Auswahl ab. So sind biografische Beiträge zu Architekten, Künstlern und Künstlerinnen besonders gut vertreten, aber auch solche über lokale Persönlichkeiten und Familien aus dem 18. Und 19. Jahrhundert. Für letztere zeichnete meist der ehemalige Stadtpräsident Urs Widmer verantwortlich, den Bächinger früh als zeitweiligen Co-Autor für sein Projekt gewinnen konnte. Die Betreuung des digitalen Lokallexikons nahm Bächinger viel (Frei-)Zeit in Anspruch. Drei, vier Stunden täglich habe er dafür am Computer gesessen, erzählt er. Und das notabene ehrenamtlich.

Zeitintensiv sei unter anderem die Aktualisierung der vorhandenen Beiträge gewesen, bei Wahlen zum Beispiel, bei Firmenschliessungen oder beim Ableben von im Glossar schon berücksichtigten Personen. Inzwischen sei der nötige Elan allerdings erlahmt, „das Feuer etwas geschwunden“, sagt der bald Achtzigjährige. Lange habe er in den letzten Jahren vergeblich nach einem Nachfolger gesucht, der den Stab von ihm übernommen hätte. Dass «sein» Glossar jetzt unter der Ägide der Sammlung Winterthur weiter bestehen und weiter entwickelt werden kann, erfüllt ihn mit Genugtuung: «Das ist doch auch eine Art Anerkennung, oder?»

Bibliografie


Autor/In:
Jean-Pierre Gubler
Letzte
Bearbeitung:
05.03.2022