Vereine und Verbände

FC Töss

Fussballmannschaft

Der FC Töss wurde 1906 heimlich von ein paar Schulabgängern in einer Scheune in Töss gegründet. Zu Beginn trainierte der Verein auf dem Reitplatz, bis er 1921 im Nägelsee einen eigenen Sportplatz bezog. 1964 kehrte der FC Töss auf den Reitplatz zurück, wo er bis heute seine Wettkämpfe bestreitet.


Gründungsdatum
1906


Adresse
Fussballclub Töss
Sportanlage Reitplatz
8406 Winterthur

FC Töss um 1930. 
Foto: winbib (Signatur FotSch_001-030)

Gründung des FC Töss

Als 1895 der Schweizer Fussballverband in Olten gegründet wurde, begegneten viele Schweizer:innen dem Fussballsport noch skeptisch. Auch in Töss, wo die Begeisterung der Jugendlichen für das Fussballspiel um 1900 zunahm, standen Kirche, Behörden, Lehrpersonen und Eltern der neuen Sportart kritisch gegenüber. Als der FC Winterthur 1906 dann aber seinen ersten Meistertitel gewann, gab es kein Halten mehr. Einige Schulabgänger, die bis dahin im Schulklub der Sekundarschule in Töss spielten,  beschlossen ebenfalls einen «richtigen» Fussballklub zu gründen. Dafür trafen sich die Jugendlichen am Fasnachtsmontag, den 5. März 1906, heimlich in einer Scheune. Zu den Gründern gehörten neben Rudolf Diem, Albert Weiss, August Gutherz, August Grob und Josef Kurmann. Um einen ersten Fussball zu erwerben, beschlossen sie ihr Fasnachtsgeld zusammenzulegen. Den Monatsbeitrag legten sie auf 20 Rappen fest. Die Vereinsgründung blieb vorerst geheim, da sich die Jugendlichen vor den Reaktionen der Eltern, Lehrpersonen und Lehrmeistern fürchteten. Aber auch vor dem Turnverein, der dem Fussballsport kritisch gegenüberstand, hatte man Respekt. So trainierte der FC Töss in der ersten Zeit heimlich an verschiedenen Orten.

Erfolgreiche Suche nach einem eigenen Sportplatz

Etwas später trauten sich die jungen Fussballer:innen mit ihrem neu gegründeten Klub an die Öffentlichkeit. Bald waren auch ihre Bemühungen um einen eigenen Trainingsplatz erfolgreich. Der FC Töss konnte einen Teil des Reitplatzes pachten und das Restaurant Klosterhof (heute: Ristorante Castello) als Klublokal für sich gewinnen.

Wettkampf versus Geselligkeit

1907 spielte der FC Töss sein erstes Wettkampfspiel, das mit einer Niederlage endete. Die Spieler hatten damals noch kein einheitliches Tenue, und die wenigsten verfügten über richtige Fussballschuhe. Trotzdem trainierten sie zu Beginn viel. Bald mangelte es jedoch an Spielerzuwachs, und die neuen Spieler, die zum Klub stiessen, übten den Fussball offenbar weniger des Sports wegen, sondern vielmehr wegen des geselligen Beisammenseins. «Kein Training wurde mehr abgehalten, ohne dass nicht das Bier in einem Leiterwagen auf den Platz geführt wurde, um sich nach je 10 Minuten Spielzeit wieder «eins zu genehmigen», heisst es in der Jubiläumsschrift von 1926. Die Folge dieses Verhaltens war, dass der junge Klub nicht sehr erfolgreich war. Bald entstanden in Töss einige neue Fussballklubs, die es besser machen wollten, wie der FC Eichliacker, der FC Untertor und der FC Viktoria, der 1908 bereits 40 Mitglieder zählte und sich etwas später in FC Fortuna umbenannte. Später erkannte man, dass nur ein Zusammenschluss des FC Töss und des FC Fortuna langfristig zum Erfolg führen kann. So schlossen sich der FC Töss und der FC Fortuna 1909 zum FC Union Töss zusammen. Ein Jahr später wurde 1910 aus dem FC Union Töss der FC Töss.

Aufnahme in den Zürcher- und Schweizerischen Fussballverband

Bald bemühte sich der FC Töss um die Aufnahme in die Ostschweizer Fussballvereinigung. Diese lehnte jedoch ab. Mit der Gründung des Zürcher Fussballverbands konnte der FC Töss am 10. September 1911 Mitglied werden und ein Jahr später, 1912, auch Mitglied des Schweizerischen Fussballverbands.

Krieg und Kartoffelacker

Neben dem FC Töss trainierten auch der FC Redstar und der FC Geiselweid auf dem Reitplatz in Töss. Als 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, schränkte dies den Spielbetrieb massiv ein. Viele Fussballspieler mussten im Militär Aktivdienst leisten, und 1917 wurde der Reitplatz aufgrund der allgemeinen Nahrungsmittelknappheit umgepflügt und mit Kartoffeln bepflanzt. Während dieser Zeit durfte der FC Töss auf der Schützenwiese trainieren.

Neuer Sportplatz im Nägelsee

1918 konnte der FC Töss auf den Reitplatz zurückkehren und im Herbst 1921 endlich seinen eigenen  Sportplatz im Nägelsee beziehen. 1925 verpflichtete der Vorstand den Schweizer Top-Fussballspieler Xam Abbegglen als Trainer und hatte damit Erfolg. In der Saison 1925/26 belegte der FC Töss die vorderen Ränge. Als die Leistungen des Teams jedoch nachliessen, trat Abbegglen 1933 zurück. Während des Zweiten Weltkriegs konnte der Meisterschaftsbetrieb im Gegensatz zum Ersten Weltkrieg trotz erschwerter Bedingungen aufrechterhalten werden.

Sportplatz Nägelsee fällt der Autobahn zum Opfer

In den 1960er Jahren musste der Sportplatz Nägelsee dem Bau der Autobahn bzw. der Umfahrung Winterthur weichen und der FC Töss musste seinen Platz hergeben. Neben dem Talgut und dem Dättnau stand auch der Reitplatz als Spielort wieder zur Diskussion. Im August 1964 kehrte der Verein auf den Reitplatz zurück. Das Restaurant Hörnli an der Zürchersstrasse 208 diente den Fussballern r weiterhin als Stammlokal bis sie 1973 ein eigenes neues Klubhaus auf dem Reitplatz in Betrieb nehmen konnten.

Hochs und Tiefs

Im Laufe der ersten hundert Jahre Vereinsgeschichte erlebte der FC Töss viele Höhen und Tiefen. Der 19. Juni 1955 bleibt den Tössemer:innen als Schreckenstag in Erinnerung. Damals stieg der FC Töss von der 2. Liga in die 3. Liga ab. Mit ihrem Trainer Gottfried Thumm gelang der ersten Mannschaft dann aber in der Saison 1959/60 wieder der Aufstieg in die 2. Liga. Dreimal spielte der FC Töss in der Folge um den Aufstieg: 1974/75, 1976/77 und 1980/81. In der Saison 1999/2000 beendete der FC Töss die Meisterschaft als Tabellenletzter und stieg erneut ab, bis ihm dann ein paar Jahre später in der Saison 2003/2004 der Wiederaufstieg gelang.


Benutzte und weiterführende Literatur

Moor, Christian et. al.:Jubiläumsschrift 100 Jahre FC Töss, 1906–2006, Winterthur, 2006.
Jubiläumsschrift 50 jähriges Bestehen. Fussballklub Töss. 1906–1956, Winterthur 1956.
Jubiläumsschrift zum 20 jährigen Bestehen des Fussballklub Töss. 1906–1926, Winterthur, 1926.

Bibliografie

    Fussballclub Töss 1906

    • Einträge ab 2011

      Schickli, Wolfgang: Am Ende bleibt grosse Dankbarkeit - und leise Kritik. In: De Tössemer, Mai (2023). S. 21. m.Abb.

      Einträge 1991–2010

      Neues Klubhaus auf dem Reitplatz: Landbote 2003/196, 252 1Abb.
      Erweiterung des alten Gebäudes: Anträge, Anfragen und Interpellationen des Grossen Gemeinderates Winterthur 2005/100 m.Plänen.
      Landbote 2005/271 1Abb., 2006/46. - Stadtblatt 2006/9 1Abb.
      100 Jahre, Entlassung Präsident: Landbote 2006/5, 68 m.Abb., 71 1Abb.
      Neuer Fussballplatz auf dem Reitplatz: Anträge, Anfragen und Interpellationen des Grossen Gemeinderates Winterthur 2007/14 1Plan.
      Frösche Club. Juniorenarbeit FC Töss: Landbote 2010/84 1Abb.


Autor/In:
Karin Briner
Letzte
Bearbeitung:
11.10.2024