Verkehr und Infrastruktur

Florabrunnen, Flora-Brunnen, Fortunabrunnen

Obertor 19

Der 1580 errichtete Florabrunnen, auch Fortunabrunnen genannt, ist einer der sieben alten Brunnen in Winterthur. Er wurde Ende des 18. Jahrhunderts erneuert und erhielt damals seine heutige Form. Von 1871 bis 1983 stand der Brunnen an der Technikumstrasse. Nach der Ausebnung des Obertors wurde der Brunnen 1983 an seinen ursprünglichen Standort zurückgesetzt.


Baujahr
1580


Adresse
Fortunabrunnen
Obertor 19
8400 Winterthur

Die Stadt Winterthur mit ihren Toren und Brunnen in einer Ansicht aus dem Jahr 1648.
Foto: winbib (Signatur 1010021_O)

Ein stolzer Brunnen für eine stolze Stadt

1580 bestellte die Stadt Winterthur beim Brunnenmeister Melchior Hartmann aus Bremgarten einen neuen repräsentativen Laufbrunnen für die obere Vorstadt, direkt beim Haus «zum Adler». Hartmann hatte kurz davor bereits den Goldbrunnen fertiggestellt. Ob der neue Brunnen von Anfang an eine Figur trug, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen.

Seine heutige klassizistische Form erhielt der Brunnen im Jahr 1770, als er grundlegend erneuert wurde. Wie beim Justitiabrunnen verfügt der Florabrunnen ebenfalls über zwei ineinandergeschlungene Delphine, aus deren Mäulern das Wasser heraussprudelt. Diese sind jedoch wesentlich kleiner als ihre Geschwister beim Justitiabrunnen. Auf einer kannelierten Säule mit ionischem Kapitell thront eine Frauengestalt, die als Flora oder Fortuna gedeutet wird. Sie hält in ihrer rechten Hand ein kleines Blumensträusschen und hebt ihren Umhang über ihre linke Schulter. 1806 musste die Brunnenfigur renoviert werden. 1931 wurde die bröckelnde Figur erneut durch eine Kopie von Fritz Liechti ersetzt. Die originale Statue befindet sich seither auf der Mörsburg.

Winterthur mag es lieber glücklich als blumig

Ob es sich um den «Florabrunnen» oder den «Fortunabrunnen» handelt, ist in Winterthur umstritten. Die Sehnsucht nach Glück hat jedoch dazu geführt, dass «Fortuna» der gebräuchlichere Name ist. Die dargestellten Merkmale, bestehend aus einem Rosenstrauss, einem langen blauen Gewand und einer Blumenkrone, sprechen eher für eine Interpretation als Flora. Fortuna hat in der Regel ein Füllhorn, ein Schicksalsrad und eine Kugel oder im 17. Jahrhundert auch vermehrt ein Segel oder ein im Wind flatterndes Tuch.

Dunkle Stunde für die Altstadtbrunnen

Als in Winterthur 1871/72 das moderne Wassersystem eingeführt wurde, verlor der Florabrunnen seine ursprüngliche Funktion und Bedeutung. Der Verkehr in der Altstadt nahm immer mehr zu, weshalb der Stadtrat beschloss, alle grossen Altstadtbrunnen zu entfernen. Der Florabrunnen wurde zusammen mit dem Justitiabrunnen an die Technikumstrasse versetzt. Erst im Zuge der Annahme der autofreien Altstadt im Jahr 1973 durch die Stimmberechtigten entbrannte eine Diskussion über eine Rückversetzung des historischen Brunnens. Insbesondere die Gemeinschaft Marktgasse wünschte sich den Brunnen zurück. 1977 sollte der Florabrunnen zuerst versetzt werden, doch dann entschied sich die Stadtverwaltung stattdessen für den etwas kleineren und als «hübscher» geltenden Justitiabrunnen.

Glücklicher Brunnen 1983

In den 1980er-Jahren führten Fachpersonen umfangreiche Restaurierungen in den alten Gebäuden beim Obertor durch. In diesem Zusammenhang kehrte der frisch restaurierte Florabrunnen an seinen ursprünglichen Standort zurück.


Benutzte und weiterführende Literatur

Archivalien
Stadtarchiv Winterthur, Karl Keller: Winterthurer Brunnen (Signatur  A 23/40)
Literatur
Dejung, Emanuel/Zürcher, Richard: Brunnen, in: Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich. Band VI. Die Stadt Winterthur, Basel 1952, S. 40–44.
Troll, Johannes Conrad: Geschichte der Stadt Winterthur nach Urkunden bearbeitet. Dritter Teil, Winterthur 1843, S. 57–62.

Bibliografie


Autor/In:
Nadia Pettannice
Letzte
Bearbeitung:
11.10.2024