Um 1536 begann die Stadt Winterthur, die meisten ihrer Sodbrunnen schrittweise durch neue Laufbrunnen zu ersetzen. Doch ganz wollte man nicht auf diese kriegssichere Versorgung verzichten: Mindestens zwei Sodbrunnen, nämlich in der Neustadt und in der Hintergasse (heute Steinberggasse), waren bis ins 18. Jahrhundert noch in Betrieb. Die neuen Brunnenanlagen besassen oft zwei Tröge erhielten ihr Wasser über unterirdisch verlegte Teuchel . Ein grosser Trog diente der Frischwasserversorgung, ein kleinerer Nebentrog dem Wäschewaschen. Diese öffentlichen Brunnenanlagen wurden schnell zu wichtigen sozialen Treffpunkten, wo rege Neuigkeiten und Tratsch ausgetauscht wurden. Gleichzeitig zeigten die Städte ihren wachsenden Wohlstand durch eine möglichst prunkvolle Gestaltung ihrer Brunnen. Sie wurden oft mit Blumenstöcken und bemalten, von Säulen getragenen Figuren verziert.
Auf einem um 1648 entstandenen Gemälde, das die Stadt Winterthur aus der Vogelperspektive zeigt, sind neben den beiden noch mit einem Häuschen versehenen Sodbrunnen sieben grosse und etwa zehn kleine Brunnen verzeichnet. In unmittelbarer Nähe fand sich meistens ein deutlich kleinerer Brunnen, der vermutlich zum Wäschewaschen diente. Die Brunnen waren an wichtigen Verkehrsknotenpunkten stationiert, also in der Nähe der Stadttore und Marktplätze. Zu den grossen und alten Brunnen zählten der «Goldbrunnen», der «Gerechtigkeitsbrunnen», der «Kreuzbrunnen», der «Florabrunnen», der «Wilde Mann-Brunnen», der «Holderbrunnen» und der «Samsonbrunnen». Dabei standen sie nicht genau mittig in der Strasse, sondern waren leicht versetzt, um ausreichend Platz für Fuhrwerke zu schaffen. Die Nutzung der Brunnen und auch Stadtbäche war äusserst streng geregelt um Verunreinigungen des kostbaren Trinkwassers zu verhindern. Das verbrauchte Brunnenwasser wurde in den Stadtbach geleitet und so abgeführt.
Das 1842 fertiggestellte Knabengymnasium verfügt an der Hauptfassade über zwei dekorative Nischenbrunnen. Den grössten Brunnen in Winterthur errichtete Stadtbaumeister Wilhelm Bareiss für das neue Stadthaus im Jahr 1870.