In Winterthur gab es Mitte des 19. Jahrhunderts drei Kleinkinderbewahranstalten, auch Kleinkinderschulen genannt. Diese Einrichtungen nahmen ausschliesslich Vorschulkinder aus der Arbeiterschicht auf, mit dem Ziel, dass Kinder «physisch und psychisch, geistig und körperlich von schlimmen Einflüssen bewahrt werden» (Hungerbühler 1845, S. 4) und zur Linderung der sozialen Not der Arbeiterschicht.
Die Hülfsgesellschaft Winterthur entschied 1871, ihre Kinderbewahranstalt, die sie seit 1864 im Töchterschulhaus am Kirchplatz (heute Gewerbemuseum) betrieb, in einen Kindergarten umzuwandeln. Darin sollten Kinder aller Gesellschaftsschichten aufgenommen und nicht nur betreut, sondern auch durch pädagogisch ausgebildetes Personal gefördert werden.
1874 entsandte die Stadt eine Delegation unter der Leitung des «Waisenvaters» Heinrich Morf nach Deutschland, um mehr über die neuesten pädagogischen Prinzipien von Friedrich Fröbel (1782–1852) zur Einrichtung von Kindergärten zu erfahren. Das Konzept der Kindergärten unterschied sich deutlich von Bewahranstalten. Kinder sollten hier in einer für sie angepassten Umgebung mit geeigneten Materialien, Spielen und Tätigkeiten in ihrer eigenen Entwicklung angeregt werden. Die Bezeichnung «Kindergarten» lehnte sich an eine Metapher von Fröbel an, wonach Kinder wie Pflanzen gehegt und gepflegt werden müssen.