Wissenschaft

Robert Keller

Kurator, Rektor, Botaniker (1854– 1939)

Robert Keller war Lehrer, Rektor, Kurator und Botaniker. Zu seinen wichtigsten Errungenschaften gehören mehrere Reformen im Schulwesen, wie die Zulassung von Mädchen an städtische Gymnasien und die Einführung von 40-Minuten-Lektionen. Zudem war er Mitverfasser des botanischen Standardwerks «Flora der Schweiz» und Kurator der städtischen naturwissenschaftlichen Sammlungen.


Geboren
24.09.1985

Gestorben
08.07.1939


Der Lehrer und Botaniker Robert Keller setzte sich für Schulreformen und die Förderung der Naturwissenschaften in Winterthur ein. Die Aufnahme entstand um 1908.
Foto: winbib (Signatur 172063)

Kindheit und Ausbildung

Robert Keller kam am 24. September 1854 als Sohn des Primarlehrers Johann Ulrich Keller und dessen Frau, Barbara (geborene Strickler) in Winterthur zur Welt. Nachdem er 1872 die Matura an der Mittelschule der Stadt Winterthur erworben hatte, studierte er ab 1873 Naturwissenschaften und Zoologie in Zürich und Leipzig, bevor er an die Universität Jena wechselte, wo er im Herbst 1877 promovierte. In seinen letzten Studienjahren in Jena war er unter anderem Schüler von Ernst Haeckel – einem Mediziner, Zoologen und Philosophen – der massgeblich zur Verbreitung des Darwinismus in Deutschland beitrug. Während seiner Studienzeit in Jena lernte er Anna Wilhelmine Neuenhahn kennen, die er 1890 auch heiratet.

Karriere als Lehrer und Botaniker

 Die berufliche Laufbahn von Robert Keller begann zu Beginn des Schuljahres 1878/79, als er zum Lehrer für Naturgeschichte und Chemie an die Mädchenschule in Winterthur gewählt wurde. Ab 1880 unterrichtete er am Gymnasium. Zwischen 1891 und 1916 war er Rektor der höheren Stadtschulen. In dieser Zeit initiierte er einige wegweisende Reformen im Schulwesen: die Aufwertung der Naturgeschichte als Fach (die Ausdehnung des Biologieunterrichts auf die oberen Klassen des Gymnasiums und die Einführung des Geologieunterrichts), die Zulassung von Mädchen an eine maturitätsberechtigte Mittelschule und die Einführung der 40-Minuten-Lektionen sind hier besonders hervorzuheben. Keller hatte zwischen 1890 und 1908 sowie von 1911 bis 1917 einen Sitz im Zürcher Erziehungsrat und war von 1891 bis 1921 Mitglied in der Hochschulkommission. Zusätzlich sass Robert Keller von 1887 bis 1890 als parteiloser Kandidat im Zürcher Kantonsrat und gehörte von 1894 bis 1898 dem Grossen Stadtrat von Winterthur an. 1921 beendete Keller seine Tätigkeiten als Lehrer.

Ein Förderer der Naturwissenschaft in Winterthur

Daneben wirkte er als eines der Gründungsmitglieder der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Winterthur (NGW). In seiner Zeit als Präsident der NGW von 1888 bis 1900 gab er der Gesellschaft neue Impulse. Er förderte die Naturwissenschaften in Winterthur, beteiligte sich aktiv an der Forschung und wurde Leiter der naturwissenschaftlichen Sammlungen.

Auch als Botaniker machte er sich einen Namen. Von 1886 bis 1935 war er Kurator der städtischen naturwissenschaftlichen Sammlungen, aus denen später das Naturmuseum Winterthur hervorging. Zudem war er zusammen mit Hans Schinz Autor des Standardwerks «Flora der Schweiz», das 1900 erstmals erschien und bis 1923 dreimal neu aufgelegt wurde. Dieses Werk enthielt Bestimmungsschlüssel für über 3000 einheimische Pflanzenarten. Weitere Werke sind: «Flora von Winterthur» (1896), «Übersicht über die schweiz. Rubi» (1919, über Brombeeren) und «Synopsis rosarum spontanearum Europae mediae» (1931, über Wildrosen).

In Anerkennung seiner botanischen Arbeit erhielt Keller 1933 von der Universität Zürich den Ehrendoktortitel. Ebenfalls wurde die im Nordosten Afrikas wachsende Süssgrassart Andropogon kelleri Hack nach ihm benannt.

Robert Keller verstarb am 8. Juli 1939 im Alter von 85 Jahren in Winterthur. Sein Nachlass befindet sich im Besitz der Sammlung Winterthur, der Winterthurer Bibliotheken.


Benutzte und weiterführende Literatur

Lippuner, Peter: Wie Neugierde Wissen schafft, in: Winterthurer Jahrbuch 2009, S. 2–5.
Kg. Dr. Robert Keller (Nachruf), in: Neue Zürcher Zeitung, 08.08.1939.
o.A.: Robert Keller. Zum 80. Geburtstag, in: Neue Zürcher Zeitung, 24.09.1934.


Autor/In:
Joshua Dilge
Letzte
Bearbeitung:
28.10.2024