Das Schulhaus Neuwiesen wurde von 1875 bis 1876 durch den damaligen Stadtbaumeister Joseph Bösch errichtet. Es bildete einen Kernpunkt der auf dem Reissbrett geplanten westlichen Stadterweiterung, aus der das Neuwiesenquartier hervorgegangen ist.
Das Schulhaus stellt architekturgeschichtlich eine Besonderheit dar, da Joseph Bösch sich von den damals üblichen Architekturplänen befreite. So orientierte Bösch alle sechs Schulzimmer konsequent nach Norden. Damit folgte er einer im 19. Jahrhundert verbreiteten schulhygienischen Empfehlung, denn Ärztinnen und Ärzte waren damals der Meinung, dass direkte Sonneneinstrahlung während dem Unterricht den Augen der Kinder schaden würde. Neben dem Schulhaus entstand auch eine Turnhalle.
Das Schulhaus Neuwiesen besteht aus einem zweiflügligen Baukörper der durch einen hervorragenden Mittelrisalit dominiert wird. Die Ausstattung war für damalige Verhältnisse schon sehr gut. So war das Schulhaus Neuwiesen das erste in der Stadt Winterthur, das bereits bei der Inbetriebnahme über Warmwasserduschen verfügte. Ebenfalls gab es bereits ein modernes Heizsystem. Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein wurden Schulhäuser über Kachel- oder Eisenöfen beheizt. Für deren Betrieb mussten Schülerinnen und Schüler lange Zeit ein paar Holzscheite mitbringen. Im Schulhaus Neuwiesen sorgte das von den Gebrüdern Sulzer hergestellte Heizsystem nicht nur für Wärme, sondern mittels einer mechanischen Ventilationsvorrichtung für eine Durchlüftung der Schulzimmer. Bei über 50 Schülerinnen und Schüler in einem Klassenzimmer, konnte die Luft schon sehr schnell ziemlich dick werden und da bei den Klassenzimmern alle Fenster nur nach Norden ausgerichtet waren, war es schwierig Durchzug zu machen in den Pausen.