Politik
Barbara Günthard-Maier
Stadträtin (FDP), *1972
Barbara Günthard-Maier war von 2012 bis 2020 Stadträtin der Stadt Winterthur und Vorsteherin des Departements Sicherheit und Umwelt. 2020 gab die Politikerin der FDP und Kommunikationsberaterin ihren vorzeitigen Rücktritt bekannt und nahm eine Stelle in der Kommunikationsabteilung des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) an.
Barbara Günthard-Maier (FDP) war von 2012 bis 2020 Stadträtin in Winterthur und stand dem Departement Sicherheit und Umwelt vor.
Foto: winbib, Marc Dahinden (Signatur FotDig_Lb_005-905)
Persönlicher und beruflicher Werdegang
Barbara Günthard wurde am 5. April 1972 geboren und wuchs in Winterthur auf. Sie besuchte die Kantonsschule im Lee, wo sie ihren späteren Partner kennenlernte, den sie 1993 heiratete. Sie haben zwei Kinder.
Barbara Günthard-Maier absolvierte im Anschluss an die Universität Zürich von 1993 bis 1998 eine Ausbildung zur Sekundarlehrperson und studierte Sprachwissenschaften. Während ihres Studiums war sie freiberuflich im Journalismus und in der Kommunikation tätig, unter anderem im Parteisekretariat der Sozialdemokratischen Partei (SP), wo sie mit Nicolas Galladé zusammen arbeitete. Zwischen 1998 und 2003 absolvierte sie an der Schweizer Journalistenschule MAZ zwei Nachdiplomkurse, zuerst in Journalismus und danach in professioneller Medienarbeit. 2006 machte sie sich als Kommunikationsberaterin selbstständig und gründete die Firma Günthard.Politumsetzung GmbH, deren Geschäftsführerin sie bis 2012 war. Von 2007 bis 2009 dozierte sie an der ZHAW im Bereich Angewandte Linguistik. 2012 wurde sie in den Stadtrat gewählt.
2020 trat Barbara Günthard-Maier eine Stelle in der Kommunikation beim Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) an, weshalb sie auch aus der Winterthurer Exekutive austrat. Nach zwei Jahren im Bereich Inhalte und Text Kommunikation wechselte sie 2022 in den Kommunikationsstab. 2021 übernahm sie zudem wieder die Geschäftsführung in ihrer Firma und lehrte auch als Dozentin an der MAZ und an der ZHAW.
Barbara Günthard-Maier ist in einer politisch aktiven Familie aufgewachsen, die sich überwiegend mit den Positionen der Sozialdemokratischen Partei (SP) oder der Evangelischen Volkspartei (EVP) identifizierte. Im Jahr 2002 liess sich Barbara Günthard-Maier vom damaligen Nationalrat der Freisinnig-Demokratischen Partei (FDP) Filippo Leutenegger anwerben und wurde seine Assistentin. Gleichzeitig trat sie der FDP bei.
2006 schaffte sie die Wahl in den Grossen Gemeinderat und übernahm 2011 das Co-Präsidium der FDP-Fraktion. 2012 kandidierte sie im Rahmen von Ersatzwahlen für Ernst Wohlwend (SP) und Verena Gick (FDP) für einen Sitz im Stadtrat und schaffte im zweiten Wahlgang den Einzug in die Exekutive. Sie übernahm das Departement für Sicherheit und Umwelt. Günthard-Maier hätte gerne auch auf eidgenössischer Ebene politisiert. 2015 und 2018 kandidierte sie erfolglos für einen Sitz im Nationalrat.
Barbara Günthard-Maier oder «BGM», wie sie in Verwaltungskreisen genannt wird, vertritt urbane freisinnige Positionen und setzt sich für Winterthur als Velostadt ein. In die Schlagzeilen geriet sie im Rahmen der unbewilligten «Tanz-dich-frei-Demonstration» im Jahr 2013. Diese wurde von einem ungewöhnlich grossen Polizeiaufgebot begleitet, was zu 93 Festnahmen und 11 Verletzten auf beiden Seiten führte. Sie verteidigte den Polizeieinsatz und zog damit die Kritik der Demonstrierenden auf sich. 2014 fand ein runder Tisch zwischen der Polizeivorsteherin und der Clubszene statt, jedoch ohne Beteiligung der an der Demonstration beteiligten Gruppen, da hängige Gerichtsverfahren vorlagen. Als Reaktion auf die Forderungen führte Günthard-Maier das Amt einer polizeilichen Kultur- und Gastromanagements ein, das sich um die Anliegen im Bezug auf das Nachtleben kümmert. Die juristische Aufarbeitung der Demonstration dauerte bis 2016. Das Zürcher Obergericht sprach die diensthabenden Kantons- und Stadtpolizist:innen vom Vorwurf des Fehlverhaltens frei.
2016 wurden schwere personelle und interne Probleme bei der Stadtpolizei publik. Phasenweise war mehr als die Hälfte des Kaders wegen Krankheit nicht einsatzfähig. Die Polizeivorsteherin setzte in der Folge mit der «Roadmap20» das grösste Strukturreformprogramm in der Geschichte der Stadtpolizei in Gang, das 2018 umgesetzt wurde. Die Bewilligung eines neuen Polizeigebäudes an der Obermühlestrasse im Jahr 2016 durch das Stimmvolk, war einer ihrer grössten politischen Erfolge. Weiter entstanden während ihrer Amtszeit die Fachstelle für häusliche Gewalt und die interkulturellen Brückenbauer:innen.
2016 übernahm Barbara Günthard-Maier interimistisch auch das Departement Technische Betriebe, nachdem ihr Amtskollege Matthias Gfeller (Grüne) im Kontext der sogenannten Wärmering-Affäre vorzeitig zurücktrat. Für dieses Engagement erhielt sie parteiübergreifend Respekt.
Nach acht Jahren im Amt gab Günthard-Maier für viele überraschend den Rücktritt bekannt. Sie hatte eine Stelle in der Kommunikation beim Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) angenommen. Bei den Ersatzwahlen verlor die FDP den freiwerdenden Sitz an Katrin Cometta (GLP).
Benutzte und weiterführende Literatur
o.A.: Rücktritt aus dem Winterthurer Stadtrat – FDP-Stadträtin Günthard-Maier wechselt zum Bund, in: Limattalerzeitung Online, 29.04.2020.
Graf, Michael: Das Lächeln ist ihr nicht vergangen, in: Landbote, 01.10.2020.
Gmür, Martin: Immer auf Sendung, in: Landbote, 28.12.2017.
Fritsche, Peter: Wahlen Winterthur. Barbara Günthard-Maier: Die resolute FDP-Polizeivorsteherin, SRF News, 21.01.2014.
- Autor/In:
- Nadia Pettannice
- Letzte
- Bearbeitung:
- 11.10.2024