Politik

Nicolas Galladé

Medienschaffender, Politiker, Stadtrat (SP), *1975

Nicolas Galladé wurde 2010 in den Stadtrat von Winterthur gewählt und übernahm das Departement Soziales. Seit den 1990er-Jahren engagiert er sich in der Lokalpolitik von Winterthur und war Mitinitiator der Jugendlobby Kaktus sowie des Jugendparlaments. Von 2001 bis 2007 präsidierte er die Sozialdemokratische Partei (SP) Winterthur. 2007 wechselte er in den Kantonsrat des Kantons Zürich. Dort präsidierte er von 2008 bis 2010 die Kantonsfraktion der SP.


Geburtsort
Winterthur

Geboren
09.06.1975


Nicolas Galladé ganz am Anfang seiner politischen Karriere im Jahr 1995.
Foto: winbib, Susi Lindig (Signatur FotLb_004406)

Beruflicher Werdegang

Nicolas Galladé wurde am 9. Juni 1975 geboren und verbrachte seine Kindheit in Veltheim. Ab 1991 absolvierte er eine Banklehre bei der Schweizerischen Kreditanstalt und besuchte die kaufmännische Berufsschule in Winterthur. Von 1994 bis 2000 arbeitete er in verschiedenen Funktionen bei der Credit Suisse und erlangte parallel dazu auf dem zweiten Bildungsweg die Maturität. Nach dem erfolgreichen Maturitätsabschluss studierte er von 1999 bis 2002 Geschichte, Politikwissenschaft und Philosophie an der Universität Zürich.

Im Jahr 2000 wagte er den Schritt in den Journalismus und wurde Sport- und Lokalredaktor beim Limmattaler Tagblatt in Dietikon. 2003 arbeitete er im Zentralsekretariat der Sozialdemokratischen Partei (SP) Schweiz in Bern als stellvertretender Mediensprecher und wurde später Projektleiter im Bereich Kampagnen und Kommunikation. Zudem stiess er 2008 zum Team der Kommunikationsagentur Weissgrund AG. Daneben arbeitete Galladé auch als Fussballkommentator beim Radio Stadtfilter Winterthur.

Vom Jugendparlament in den Grossen Gemeinderat

Nicolas Galladé war schon als Kind politisch interessiert. Gemeinsam mit seiner Schwester Chantal jeweils seiner Mutter und Grossmutter beim Ausfüllen der Stimmzettel. Bereits im Alter von 16 Jahren trat er der Sozialdemokratischen Partei (SP) Winterthur bei. Neben internationalen Themen wie dem Balkankrieg und der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl beschäftigte ihn vor allem das Kulturleben der Stadt Winterthur, das in den 1990er-Jahren für junge Menschen kaum etwas zu bieten hatte. Gemeinsam mit seiner Schwester gehörte er zu den Mitinitiierenden der Jugendlobby Kaktus und setzte sich für den Bau des Kulturzentrums Gaswerk ein. Zudem engagierte er sich dafür, dass die Stadt auch ausländische Jugendliche an die Volljährigkeitsfeier einlädt, und er beteiligte sich an der Einführung des Jugendparlaments in Winterthur. 

1998 wurde er in den Grossen Gemeinderat gewählt. Er war Mitglied der Bürgerrechtskommission, später der Rechtsprüfungskommission sowie der Kommission für Stadtentwicklung und der Kommission für Bildung, Sport und Kultur. Von 2001 bis 2007 präsidierte er die SP Winterthur. 2007 wechselte er in den Zürcher Kantonsrat. Dort präsidierte er von 2008 bis 2010 die Kantonsfraktion der SP.

Stadtrat

2010 wurde Galladé in den Winterthurer Stadtrat gewählt und trat die Nachfolge von SP-Stadtrat Walter Bossert an. Der grosse Fussballfan trug eine FCW-Mütze und seinen Klubschal, als er am Wahlsonntag zum Stadthaus radelte. Bei der Verteilung der Departemente setzte er sich gegen Stefan Fritschi (FDP) durch und erhielt sein Wunschdepartement Soziales. Die grösste Herausforderung während seiner ersten vier Amtsjahre waren personelle Probleme in den städtischen Altersheimen, die 2012 in eine Kündigungswelle mündeten, wobei auch alle vier Heimärzte das Handtuch warfen. Nicolas Galladé stoppte daraufhin die von seiner Vorgängerin Maja Ingold aufgegleiste Reorganisation, die eine weitgehende Zentralisierung der fünf Betriebe zum Ziel hatte, und unterzog sie einer umfassenden Analyse.  Einzelne bereits umgesetzte Massnahmen wurden in der Folge rückgängig gemacht. So setzte Galladé beispielsweise wieder in allen Betrieben eine Heimleitung ein. 2016 ernannte er mit Markus Wittwer einen neuen Bereichsleiter, wodurch sich die Lage politisch vorerst beruhigte. 2014 und auch 2018 schaffte Galladé die Wiederwahl problemlos und konnte seine Resultate steigern. 

Als Sozialvorsteher erhöhte er die Anzahl der Stellen für die Sozialberatung und konnte damit die städtischen Sozialausgaben jährlich um 2.7 Millionen Franken senken. Andere Städte wie Basel und Wil überlegten sich darauf, das «Winterthurer Modell» zu übernehmen. 2021 wurden erneut Klagen von Seiten der städtischen Pflegekräfte laut. Galladé wies die Vorwürfe zurück und erntete dafür abermals Kritik. Zu reden gaben 2021 auch vermehrte Fälle von Sozialhilfebetrug, die aufgrund verschärfter Kontrollen ans Licht kamen. Von seinen Politkolleginnen und -kollegen wurde Galladé immer wieder als talentierter und debattierfreudiger Politiker beschrieben. 2022 wurde er in seinem Amt mit 19'132 Stimmen bestätigt. 

Privatleben

Nicolas Galladé ist zum zweiten Mal verheiratet und Vater einer Tochter, die während seiner Amtszeit als Stadtrat im Jahr 2019 geboren wurde. In seiner Jugend besuchte er häufig und gerne die hiesigen Musiklokale Kraftfeld und Gaswerk. Zudem ist er ein treuer Fan des FC Winterthur und oft auf der Schützenwiese anzutreffen.


Benutzte und weiterführende Literatur

Gurtner, Christian: Mit dem FCW-Schal ins Stadthaus, in: Landbote, 14.12.2013.
kerf: Nicolas Galladé:
Der unaufgeregte SP-Sozialvorsteher, in: SRF News, 21.01.2014.
k/A:
Winterthur gibt mehr Geld aus – und spart damit Millionen, in SRF News,15.07.2021.
von Wartburg, Deborah: Der nahbare Lokalpatriot, in: Landbote, 26.11.2021.

Bibliografie

    Galladé, Nicolas, 1975-, Gemeinderat

    • Einträge 1991–2010

      Präsident der SP Winterthur: Stadtblatt 2001/15 m.Abb. - Tages-Anzeiger 2001/87 1Abb. [Winterthurer Dok.2001/53]. - Tages-Anzeiger 2002/81 1Abb.
      Nationaler Wahlkampfleiter Nationalratswahlen 2007: Stadtblatt 2007/43.
      Fraktionschef Kantonsrat: Tages-Anzeiger 2007/276.
      Interview als Präsident SP Winterthur: Landbote 2008/82 1Abb.
      Der Bruder der Schwester: NZZ Folio 2008/12 von Daniel Weber, m.Abb.
      Kandidat Stadtratswahlen 2010: Landbote 2009/137 m.Abb., 282 1Abb., 2010/40 m.Abb.


Autor/In:
Nadia Pettannice
Letzte
Bearbeitung:
11.10.2024