Anlässe, Brauchtum und Feste

Kantonale Zürcherische Ausstellung für Landwirtschaft und Gartenbau mit Bezirks-Gewerbe-Ausstellung in Winterthur 1924

Ausstellung

Die Bezirks-Gewerbeausstellung war Teil der Kantonalen Zürcherischen Ausstellung für Landwirtschaft und Gartenbau, die 1924 in Winterthur stattfand. Insgesamt beteiligten sich über 1500 Aussteller auf dem Areal, das sich vom Technikum über die Reithallen bis zum Zeughausareal erstreckte. Ziel der Ausstellung war es die Geschichte und die Bedeutung der Landwirtschaft, des Gartenbaus, des Gewerbes und der Fabriken für Winterthur und die Umgebung einem breiten Publikum näherzubringen und lokale Produkte zu bewerben.


1 / 10

Ausstellungsareal an der Zeughausstrasse, Blick gegen Westen, 1924.
Foto: winbib, Hans Ebner (Signatur 150142)

Die Landwirtschafts-, Gewerbe- und Gartenbauausstellung

Sie hatte das Ziel, ein möglichst klares Bild der Grundlagen und Bestrebungen der Zürcher Landwirtschaft zu vermitteln. Zudem sollte die Ausstellung dazu anregen, die Landwirtschaft zu fördern. Auf der Suche nach einem geeigneten Veranstaltungsort entschied sich die Volkswirtschaftsdirektion für die Stadt Winterthur. Nebst der Stadt fragte sie auch den Zürcher landwirtschaftlichen Kantonalverein und den landwirtschaftlichen Bezirksverein um Unterstützung bei der Organisation. Nachdem der kantonale Gartenbauverband und der Bezirksgewerbeverband Winterthur ebenfalls Teil der Ausstellung werden wollten, wurde der Anlass um eine Gartenbau- und eine Gewebeausstellung erweitert. Insgesamt nahmen über 1500 Aussteller:innen am Grossanlass in Winterthur teil. Die Ausstellung, die vom 11. September bis 28. September 1924 dauerte, stellte alles, was damals in dieser Form an Ausstellungen geboten wurde, in den Schatten.

Areal, Besuchszeiten und Preise

Statt fand die 18-tägige Ausstellung im Neubaugebäude des Technikums, auf dem Areal hinter dem Technikum, in den Reithallen, auf dem Zeughausareal und auf der Zeughauswiese. Insgesamt sind auf dem Festplan 32 Orte angegeben. Für Erwachsene kostete der Eintritt 2.- Franken. Nebst der Ausstellung fand am 14. September ein Festzug statt und in der Festhütte wurde ein Festspiel aufgeführt. 

Bienenfreunde, Feldbauausstellungen und Kleinviehschau

Im Neubaugebäude des Technikums fand die «Schau der fleissigen Bienenfreunde» statt. Ebenfalls dort untergebracht war die «Feldbauausstellung» und die «wissenschaftliche Abteilung». In den Reithallen gab es eine «Gross- und Kleinviehausstellung» mit Geflügel und Kaninchen. Auf dem Zeughausareal waren Ausstellungen zu «Forstwirtschaft, Jagd, Fischerei und Vogelschutz», zum «landwirtschaftlichen Bauwesen», zur «Milchwirtschaft» und zum «Obst- und Weinbau» zu sehen. In der «Maschinenhalle» auf der Zeughauswiese stellten angesehene Fabrikations- und Handelsfirmen ihre Maschinen und Geräte aus. Ebenfalls auf der Zeughauswiese fand eine Garten- und Gemüsebauausstellung statt. Sie zeigte verschiedene Gartenmodelle mit dazugehörigem Material und Werkzeug. Auch eine eigens für den Anlass gebaute Gewerbehalle befand sich auf der Zeughauswiese.

Bezirks-Gewerbe-Ausstellung

Die Organisation der Bezirks-Gewerbeausstellung Winterthur, die Teil der Kantonalen Zürcherischen Ausstellung für Landwirtschaft und Gartenbau war, übernahm der Gewerbeverband Winterthur und Umgebung. Ziel der Ausstellung war es, der Bevölkerung die Geschichte und die Bedeutung des Gewerbes für die Stadt Winterthur näherzubringen und das einheimische Gewerbe zu fördern. In der Gewerbehalle auf der Zeughauswiese stellten an 150 Ständen über 250 Aussteller:innen aus. Zu sehen gab es Arbeiten aus dem Metallgewerbe, aus den Bekleidungsbranchen, aus der Lebensmittelbranche und aus der Transportmittelbranche. Handwerkende, Architekten, Raumkünstler und Industrielle hatten so die Möglichkeit für ihre Produkte zu werben. Renommierte Winterthurer Architekten wie Robert Rittmeyer , Emil Fritschi, Hermann ZangerlLebrecht Völki und Hermann Siegrist, präsentierten dem Publikum zudem von ihnen entworfene und von Handerwekern komplett ausgestattete Zimmer. Darunter war eine Eingangshalle, ein Wohn-, ein Schlaf-, ein Herren-, ein Ess-, ein Töchter- und ein Arbeitszimmer. Die hochwertigen Möbeln in den Zimmer und die Bilder an den Wänden stammten von bekannten Winterthurer Künstlern wie Jean Affeltranger, Gustav Weiss, Hans Schoellhorn und Willy Dünner. In der Gewerbehalle konnten so nebst den Architekten auch die Schreiner, Tapeziermeister, Maler und Kunstmaler ihr Können präsentieren. 

Das Ausstellungshaus

Eigens für die Ausstellung baute das bekannte Architektenduo Fritschi & Zangerl aus Winterthur ein vollständig möbliertes Zweifamilienhaus an der Zeughausstrasse 41. Die Innenausstattung übernahmen Handwerks- und Gewerbebetriebe aus Winterthur und Umgebung. Das Haus erfreute sich während der Ausstellung grosser Beliebtheit.

Historisches Festspiel

Als Begleitprogramm zur Ausstellung führte der Schriftsteller und Redaktor Hans Kägi das Festspiel «Bauernsturm» auf. Rund 300 Sänger:innen wirkten bei der Aufführung mit. Das Stück behandelte eine Episode aus der Zürcher Bauernbewegung im 16. Jahrhundert und wurde insgesamt fünf Mal aufgeführt. Die Festhütte mit Bühne bot über 2000 Personen Platz. Ein Ticket kostete 2 Franken. Das Stück «Bauernsturm» thematisierte die Verbundenheit sowie die Abhängigkeit Winterthurs von ihrer ländlichen Umgebung. Das Bühnenbild gestaltete Willy Dünner.


Benutzte und weiterführende Literatur

Bezirks-Gewerbe-Ausstellung Winterthur 1924. Buchdruckerei Winterthur vormals G. Binkert A.G.
Maass, Angelika: Eine «Stätte des Gewerbefleisses». In: Der Landbote, 5.10.2015. S. 7. m. Abb. 
Kantonale Zürcherische Ausstellung für Landwirtschaft und Gartenbau, mit Bezirks- Gewerbeausstellung in Winterthur. In: Illustrierte schweizerische Handwerker-Zeitung, Nr. 27 (2024). S. 299-30.
Von der Gewerbe-Ausstellung in Winterthur. In: Das Werk. Architektur und Kunst. Band 11, Heft 10, 1924.
 

Bibliografie


Autor/In:
Karin Briner
Letzte
Bearbeitung:
28.12.2024
BESbswy