Schulbauten und Kindergärten

Kindergarten Steig

Steigstrasse 51

Der Kindergarten Steig liegt in einer kinderfreundlichen Umgebung ohne Durchgangsverkehr. Der grosse, idyllische Garten bietet den Kindern viel Platz zum Verweilen und Erleben. In den beiden grosszügigen Unterrichtsräumen können sie ungestört lernen, spielen und die Kindergartenzeit vielseitig erleben. Die Anlage wurde 1976 in Betrieb genommen.


Baujahr
1976


Adresse
Kindergarten Steig
Steigstrasse 51
8406 Winterthur

Der Kindergarten Steig sollte ursprünglich zusammen mit der Siedlung Steig eröffnet werden. Aufgrund mehrerer Bauverzögerungen fand die Betriebseröffnung jedoch erst im Jahr 1976 statt.
Foto: winbib (Signatur 080772)

Gegen die Monotonie

Der Doppelkindergarten Steig befindet sich am südlichen Rand der Siedlung Steig in Töss und hat eine Gesamtfläche von 2500 Quadratmetern. Er versorgte ursprünglich die Siedlung Steig und das benachbarte Quartier Dättnau. Das Bauland wurde der Stadt von der Baugenossenschaft Töss und der Angestelltenversicherung der Gebrüder Sulzer AG kostenlos überlassen. Die Schenkung war jedoch an die Bedingung geknüpft, dass die Stadt das Grundstück zurückgeben muss, sollte es nicht mehr für schulische Zwecke verwendet werden.  

Die Architektur des Gebäudes ist in Winterthur einzigartig und hat einen quadratischen Grundriss. Die Klassenzimmer verfügen über ein Flachdach. Die Aussenanlage setzt mit einem kreisrunden Planschbecken und weiteren runden Flächen einen gestalterischen Akzent. Der Architekt Bernhard Weber realisierte die Baute und wollte mit der ungewöhnlichen Form einen Kontrapunkt zu den benachbarten, stereotypen Plattensiedlungen setzen. Dabei wollte Weber noch weiter gehen, doch er musste das Projekt umarbeiten, um Kosten zu sparen.

Verzögerung um Verzögerung

Ursprünglich hätte der Kindergarten Steig gemeinsam mit der dazugehörigen Siedlung 1972 in Betrieb gehen sollen. Allerdings wies der Grosse Gemeinderat das erste Bauprojekt aufgrund der hohen Kosten zurück, was eine erste Verzögerung verursachte. Damit konnte der Termin nicht eingehalten werden und so mussten die Kinder aus Steig und dem Dättnau von ihren Eltern regelmässig in den nächstgelegenen Kindergarten Eichliacker gebracht werden. Ein Auto war notwendig, da für das Dättnau noch keine Buslinie existierte und jene über Kloten nur sporadisch fuhr. Weil immer mehr Kinder einen Platz benötigten und die Kapazitäten in Töss auch bald ausgeschöpft waren, nahm die Stadt das Angebot der Gesellschaft für Erstellung billiger Wohnungen (GEbW) an und mietete in der Siedlung Steig eine Vierzimmerwohnung, wo sie behelfsmässig einen Kindergarten einrichtete.  

Die Abstimmung über den Kindergarten am 4. März 1973 war hart umkämpft. Die Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei (BGB/SVP) lehnte den Kredit von über einer halben Million Franken ab. Stein des Anstosses war, dass der Stadtrat sich entschieden hatte, auf eine günstigere Elementarbauweise aus Holz zu verzichten und stattdessen das Projekt von Weber zu bevorzugen. Die BGB bezeichnete das Bauvorhaben in der Folge als «luxuriösen Pavillon».

Am 4. März 1973 bewilligte die Bevölkerung den Kredit für das überarbeitete Bauvorhaben. Im Sommer 1973 verhängte der Kanton Zürich jedoch eine 12-monatige Ausführungssperre für den Kindergarten. Im Zuge der Erdölkrise und der allgemeinen Überhitzung der Baubranche in der Schweiz hatte der Bundesrat Anfang 1973 Massnahmen zur Stabilisierung des Baumarktes beschlossen. Dazu zählte eine Ausführungssperre für Zivilschutzanlagen. Genau eine solche war unter dem Kindergarten Steig geplant, und weil sie mehr als ein Drittel des Bauvolumens ausmachte, war das gesamte Projekt von der Sperre betroffen. Die Stadt versuchte daraufhin vergeblich, eine Ausnahmebewilligung zu erwirken, und so konnte der Kindergarten erst 1976 eröffnet werden.

Kunst am Bau

Architekt Weber hatte sich mit einem Bildhauer abgesprochen und eine künstlerische Installation mit Aluminiumkugeln für die Aussenfassade geplant, die den Eindruck von Seifenblasen erwecken sollte. Weber wollte dieses Kunstwerk selbst finanzieren. Dieser Vorschlag gefiel der städtischen Kunstkommission jedoch nicht. Stattdessen lud sie den Winterthurer Künstler Ernst Brassel ein. Weber zeigte sich in der Folge mit dem Entwurf des Künstlers einverstanden und leistete selbst einen finanziellen Beitrag an die Sonnenuhr-Wandmalerei, die an der Aussenwand beim Eingangsbereich angebracht wurde.


Benutzte Quellen:

Stadtarchiv Winterthur, Baudossier Kindergarten Steig, Signatur A 40/122.1
Stadtarchiv Winterthur, Baudossier Kindergarten Steig, Signatur A 40/122.2
Stadtarchiv Winterthur, Baudossier Kindergarten Steig, Signatur A 40/122.7

Bibliografie


Autor/In:
Nadia Pettannice
Letzte
Bearbeitung:
16.07.2024