Politik

Reinhard Stahel-Bosshard

Malermeister, Stadtrat (FDP), 1944–2016

Reinhard Stahel hatte schon in jungen Jahren die Führung des familieneigenen Malergeschäfts in Wülflingen übernommen. Der Öffentlichkeit stellte er sich Anfang der Siebzigerjahre als Kirchengutsverwalter in Wülflingen zur Verfügung. Der Schritt aufs gesamtstädtische Politparkett erfolgte 1982 mit der Wahl in den Grossen Gemeinderat. 1990 wurde er in der Stadtrat gewählt, wo er bis 2002 das Finanzdepartement und danach bis zum Rücktritt 2006 das Baudepartement leitete.


Geburtsort
Winterthur

Geboren
11.11.1944

Gestorben
30.10.2016


Der Stadtrat nach den Wahlen 1990 vor dem Stadthaus (v.l.n.r.): Stadtrat Walter Ryser, Stadtrat Albert Eggli, Stadtrat Reinhard Stahel, Stadtpräsident Martin Haas, Stadtrat Hans Hollenstein, Stadtschreiber Peter Saile, Stadtrat Heiri Vogt, Stadtrat Leo Iten.
Foto: winbib, Michael Wiesner (Signatur FotLb_004579)

Werdegang

Reinhard «Reini» Stahel kam 1944 in Wülflingen zur Welt. Er wurde in eine Malerdynastie hineingeboren: Seit 1880 führte die Familie Stahel ein Malergeschäft in Wülflingen. Ursprünglich wollte Stahel aber eigene Wege gehen und begann nach dem Besuch des Gymnasiums in Winterthur an der ETH ein Architekturstudium. Als sein Vater unerwartet schwer erkrankte, brach Stahel sein Studium ab und übernahm das familieneigene Malergeschäft. Er holte die Malerlehre nach und erhielt 1972 das Meisterdiplom. Kurz darauf trat er in die Firma ein und führte sie von 1980 bis 1990.

Politische Laufbahn

Schon früh stellte sich Reinhard Stahel für öffentliche Ämter zur Verfügung. Als erstes übernahm er die Kirchengutsverwaltung in Wülflingen und wurde Mitglied der Zentralkirchenpflege Winterthur. Von 1982 bis 1990 sass der Freisinnige im Grossen Gemeinderat und wirkte dort von 1987 bis 1990 als Fraktionspräsident der FDP. Als Stadtpräsident Urs Widmer 1990 in den Ruhestand trat, schaffte Stahel für die FDP die Wahl in den Stadtrat.  Dort übernahm er das Finanzdepartement und musste mehrere Sparmassnahmen vertreten. Wichtige Veränderungen erwirkte er mit der Einführung der «Wirkungsorientierten Stadtverwaltung» und dem Verkauf der städtischen Liegenschaft «Casino» an die neuen Besitzer rund um Viktor Giacobbo. Stahel galt als ruhige und besonnene Person.

Nachdem er 12 Jahre lang dem Finanzdepartement vorgestanden hatte, wechselte er für seine letzte Amtszeit ins Baudepartement. Er war zuständig für die Erarbeitung des neuen regionalen Gesamtverkehrskonzeptes, für das er von den meisten politischen Gremien mit zum Teil harscher Kritik eingedeckt wurde. Eine empfindliche politische Niederlage erlebte Stahel im Jahr 2002. Er kandidierte für die FDP um das Stadtpräsidium und wollte die Nachfolge von Martin Haas (FDP) antreten. Bei den Wahlen unterlag er aber gegen Ernst Wohlwend (SP), womit den Bürgerlichen das Stadtpräsidium entrissen wurde.

Rücktritt

2006 gab Stahel bekannt, dass er nicht mehr für den Stadtrat kandidiert. Seine Nachfolge trat Matthias Gfeller (Grüne) an.  Nach seinem Rücktritt engagierte sich der Musikliebhaber und einstige Chorsänger für das Musikkollegium. Schon bald machte sich aber eine einsetzende Demenz bemerkbar. Stahel verbrachte seine letzte Lebenstage in der Sonnweid, wo er am 30. Oktober 2016 im Alter von 72 Jahren verstarb.


Benutzte und weiterführende Literatur:

Geiser-Vogel Christine / Geiser, Regula: Nachruf Reinhard Stahel-Bosshard, in: Winterthurer Jahrbuch 2018, S. 224–224.
Gmür, Martin: «Er war den Menschen wohlgesonnen» – Nachruf auf Alt-Stadtrat Reinhard Stahel, in: Landbote, 03.11.2016.

Bibliografie

    Stahel, Reinhard, 1944-, Malermeister, Stadtrat

    • Einträge 1991–2010

      In: Hans Schaufelberger. Die Stadt Winterthur im 20. Jh. 1991, S. 279 f.
      Interview: Stadtblatt 1997/176.
      In: Winterthurer Arbeiterzeitung 1998/7.
      10 Jahre Stadtrat: Wülflinger Dorfspatz 1999/5 Interview.
      Kandidat Stadtpräsident: NZZ 2001/236 S. 44 1Abb. - Landbote 2001/280, 2002/17 1Abb. - Tages-Anzeiger 2002/28 1Abb. - Stadtblatt 2002/3 1Abb.
      Kandidiert 2006 nicht mehr: Landbote 2005/155 1Abb., 284 Abschied nach 16 Jahren, 1Abb., 2006/87 1Abb. - Wulfilo 2006/1 Interview. - NZZ 2006/87 S. 54

    Stahel & Co., Malergeschäft, Wülflingerstrasse 209

    • Einträge 1991–2010

      Verkauf: Landbote 1992/229.
      Geschichte: Winterthurer Arbeiterzeitung 1997/19.
      ISO Umweltzertifikat: Wülflinger Dorfspatz 1997/6.
      Jubiläum, Naturschutz siehe Lantig


Autor/In:
Nadia Pettannice
Letzte
Bearbeitung:
19.07.2022