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Winterthur auf Briefmarken

Lange Zeit zählten Briefe zu den wichtigsten Kommunikationsmittel überhaupt. Die Geschichte der offiziellen Briefmarken hingegen ist verhältnismässig jung und begann im Jahr 1840. Schon bald darauf kamen auch in der Schweiz die ersten Briefmarken in Umlauf. Dabei kamen auch Winterthurer Sujets zum Einsatz.


Die «Winterthur» von 1850

Die Geschichte der Briefmarken in der Schweiz ist reich an interessanten Details und faszinierenden Hintergründen. Eine Sonderstellung nimmt dabei die 2 ½ Rappen Marke der Zürcher Postverwaltung aus dem Jahr 1850 ein. Sie war eine der ersten Schweizer Briefmarken und trug den Namen «Winterthur». Wie genau es zur Namensgebung kam, ist nicht bekannt, aber sie verweist auf die wichtige Rolle, die Winterthur damals innerhalb der schweizerischen Postverwaltung einnahm. Diese historische Marke hat mittlerweile nicht nur einen hohen Sammlerwert, sondern ist auch ein wichtiger Teil der schweizerischen Postgeschichte.


Ein weiteres interessantes Detail in der schweizerischen Briefmarkengeschichte ist die 1928 von der Pro Juventute herausgegebene 10 Rappen Marke. Sie zeigt das Stadtwappen von Winterthur auf grünem Grund, flankiert von zwei Ankern. Mit den Ankern wird Bezug auf die Winterthurer Industrie genommen. Die Gebrüder Sulzer AG hatte 1867 als zweites Unternehmen in der Schweiz den Schiffbau aufgenommen und machte sich mit ihren Schiffmotoren bald einen Namen.

Bundesräte und Soldatinnen

Neben der Winterthurer Industrie wurden auch einige bekannte Persönlichkeiten mit einer Briefmarke geehrt. Im Jahr 1945 war es Bundesrat Ludwig Forrer, dem die Pro Juventute posthum eine eigene Marke widmete. Forrer hatte sich unter anderem einen Namen als Vorkämpfer für die Unfall- und Krankenversicherung gemacht und war eine prägende Figur in der Schweizer Politik gewesen und hätte 1945 seinen hundertsten Geburtstag gefeiert. Fast zwei Jahrzehnte später, im Jahr 1961, ehrte die Pro Juventute einen weiteren Winterthurer, nämlich Jonas Furrer, der als erster Bundespräsident der Schweiz in die Geschichtsbücher eingegangen war und nun zu seinem hundertsten Todestag eine eigene 5 Rappen Marke erhielt. Diese Nähe der Pro Juventute zu den Bundesräten kam nicht von ungefähr: Bis 1996 wurde ihr Stiftungsrat jeweils von einem Bundesrat präsidiert.

 

Die erste Winterthurerin auf einer Briefmarke war Christa Müller. Sie stand 1965 Modell für die Werbemarke des Frauen-Hilfs-Dienstes (FHD). Entsprechend zeigt die 20 Rappen Marke sie auch in FHD-Uniform. Winterthur und der FHD waren eng verknüpft, nicht zuletzt durch Else-Züblin-Spiller, die eine der Initiantinnen des Frauenhilfsdienstes war.   

Kunst, Vereine und das Technorama

Der Winterthurer Künstler und Architekt Max Bill, wurde auf der 30 Rappen Briefmarke von 1974 mit seiner Skulptur «Kontinuität» verewigt. Auch das von Gottfried Semper erbaute Stadthaus durfte nicht fehlen: Es ziert eine im Jahr 1980 anlässlich des Jubiläums «100 Jahre Gesellschaft für schweizerische Kunstgeschichte» 70 Rappen Marke. 1981 erhielt das damals noch nicht fertiggestellte Technorama eine eigene Werbemarke von der Post.

 

1983 feierten der Verein Schweizerischer Maschinen Industrieller (VSM) und die Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik ihr 100-jähriges Bestehen. Der Verein erhielt eine Werbemarke mit ihrem Logo und die SLM feierte sich selbst mit dem Sujet der Rigi Bahnen, die einst mit Winterthurer Dampfkesseln angetrieben wurden.

 

Schliesslich wurde auf einer 50 Rappen Pro Juventute Marke aus dem Jahr 1984 der berühmte Turmofen aus der Winterthurer Manufaktur von Hans Heinrich Pfau abgebildet, der heute im Prunksaal des Freuler-Palastes in Näfels zu sehen ist.

Winterthurer Philatelistenclub ehrt ihr Vereinslokal

1984 tagte die Delegiertenversammlung des Verbands Schweizerischer Philatelistenvereinigungen in Winterthur. Damals feierte der Winterthurer Philatelistenclub gerade sein 100-jähriges Bestehen und so wurde ihrem langjährigen Clublokal – dem Wirtshaus zur Krone an der Marktgasse – eine eigene 80 Rappen Marke gewidmet. Sie war Teil der Pro Patria Serie und zeigt das Wirtshausschild der Krone.  

Winterthurer Soldatenmarke und Bildpostkarten

Im Zweiten Weltkrieg erschien eine Soldatenmarke, auf der ein weisses Pferd und das Stadtwappen abgebildet ist. Sie wurde für die Pferdesammelstelle in Winterthur herausgegeben und wurde für Feldpostsendungen verwendet. Sie verweist auf die Geschichte Winterthurs als Garnisonstadt und Rekrutierungsstelle für Militärpferde.

Zwischen 1935 und 1949 stellte die Post Bildpostkarten her. Diese Karten verfügten jeweils über eine kleine Fotografie und einem vorgedruckten Postwertzeichen im Wert von 10 bis 20 Rappen. Auch hier gab es Varianten mit Winterthurer Sujets, nämlich dem Stadthaus, dem Schloss Hegi, dem Holderplatz samt Kaserne und mit dem Hauptgebäude der Winterthurer-Versicherungen.

Briefmarkenkunst

Die Winterthurer Briefmarken inspirierten den lokalen Kunstmaler Georges Bretscher zu einer mehrteiligen Aquarellserie, in der er die Briefmarken in einen grösseren Kontext stellte. So stellte er beispielsweise Jonas Furrer dar, wie er die beiden Stadtlöwen streichelt oder platzierte die blaue 10 Rappen Marke der Pro Juventute von 1928 als Wappen für ein Tössemer-Tram.


Benutzte und weiterführende Literatur:

Bachmann, Alfred et. al.: Im Spiegel der Philatelie. Winterthur als Handels- und Industriestadt, Zürich 2009 (Neujabrsblatt der Stadtbibliothek Winterthur 343).
Philatelia Winterthur: Jubiläums-Briefmarken-Ausstellung. 10 Jahre Jugendgruppe. 19 - 30 NOvember 1985 im Zentrum Neuwiesen Winterthur, Winterthur 1985.

Bibliografie

    Briefmarken Winterthur

    • Einträge 1991–2010

      Winterthur-Briefmarken von 1850: Landbote 1992/259 1Abb.
      Briefmarken und Stempel : Die Briefmarke, philatelist. Zeitschrift 1993/4 von Richard Zimmerl, m.Abb.
      siehe auch Sternwarte Eschenberg.
      Winterthur Marke, Winterthur Brief, von 1850: Landbote 2009/129 von Marius Beerli, 1Abb. - Tages-Anzeiger 2009/135


Autor/In:
Jan Siegenthaler
Letzte
Bearbeitung:
14.04.2023