Politik

Josef Lisibach

Kantonspolizist, Stadtrat (SVP), *1967

Josef Lisibach ist ein Winterthurer SVP-Politiker. 2003 wurde er in den Grossen Gemeinderat gewählt. 2012/13 war er höchster Winterthurer. 2014 eroberte er für die SVP einen Sitz im Stadtrat auf Kosten der Sozialdemokraten. Damit zog nach 12-jähriger Absenz erstmals wieder ein SVP-Politiker in die Exekutive ein. Lisibach übernahm das Baudepartement. 2018 konnte er seinen Sitz nicht verteidigen und schied aus dem Stadtrat aus.


Geboren
14.08.1967


Josef Lisibach wurde über die Parteigrenzen hinweg geschätzt. Lob gab es für seine konsensorientierte und pragmatische Art. Unvergessen ist seine Gewohnheit, sich Anliegen aus der Bevökerung auf Visitenkarten aufschreiben zu lassen, die er dann jeweils an seine zuständigen Mitarbeitenden weitergeleitet hat. 
Foto: winbib, Marc Dahinden (Signatur FotDig_Lb_004-194)

Persönlicher Werdegang

Josef Lisibach wurde am 9. Januar 1967 in Winterthur geboren. Er besuchte die Schulen in Tössfeld und auf dem Heiligberg. Danach absolvierte er in der Winterthurer Altstadt eine Lehre als Bäcker-Konditor. Danach wechselte er zum Grenzwachtkorps und entschied sich später für eine Laufbahn bei der Kantonspolizei. Dort arbeitete er zuerst bei der Regionalpolizeiabteilung, später beim Spezialdienst Einbruchsdelikte der Kriminalpolizei und schliesslich wurde er zum Kreischef Winterthur-West befördert. Josef Lisibach ist verheiratet und Vater von drei Kindern.

Politische Laufbahn

Josef Lisibach wuchs in einer politisch interessierten Familie auf. Seine politische Laufbahn begann im Jahr 2000 als Mitglied der Kreisschulpflege Oberwinterthur. 2003 rutsche er in den Grossen Gemeinderat nach. Dort sass er in den Kommissionen für Soziales und Sicherheit, Bildung, Sport und Kultur sowie Stadtentwicklung. Als Gemeinderat setzte er sich für volksnahe Geschäfte ein, so lancierte er einen Vorstoss bezüglich der Verschmutzung des Kinderplanschbeckens im Schwimmbad Geiselweid oder reichte Verbesserungsvorschläge für die Buslinien 4 und 8 ein. Punkten konnte er auch mit Vorstössen im Verkehrswesen und seiner Unterstützung für den Bau des Eulachparks. 2010 wurde er Präsident der SVP Wülflingen.

 

2012 unterlag er im Zuge der internen Ausmarchung für die Stadtratskandidatur knapp seinem Parteikollegen René Isler, der dann aber die Wahl verpasste.  Im Amtsjahr 2012/2013 wurde Josef Lisibach mit 48 Stimmen zum Gemeinderatspräsident und damit zum höchsten Winterthurer gewählt. Seine Amtszeit war geprägt von einer schwierigen Budgetdebatte. Gleichzeitig sorgte er als Sitzungsleiter dafür, dass der Rat seine Pendenzen effizient abarbeiten konnte. Ebenfalls setzte er im Ratssaal ein bleibendes Zeichen indem er diesen mit den Flaggen der Stadtkreise und dem Stadtwappen ausstatten liess. Dabei kam es zu einer kleinen Panne bei der städtischen Flagge, die mit falschen Löwen verziert war. Diese Fahne nahm Lisibach dann mit nach Hause. Bei der Amtsabgabe 2013 signalisierte Lisibach bereits sein abermaliges Interesse an einer Stadtratskandidatur

Josef Lisibach als Stadtrat

Nach 12-jähriger Absenz im Stadtrat startete die SVP im 2014 eine erneute Wahloffensive und portierte Josef Lisibach als Kandidaten. Der als moderat und konsensorientiert geltende Politiker bildete zusammen mit den drei amtierenden Stadträten Michael Künzle (CVP), Stefan Fritschi (FDP) und Barbara Günthard-Meier (FDP) die «Bürgerliche Allianz». Dieser gelang die bürgerliche Wende: Josef Lisibach eroberte den Sitz der amtierenden SP-Stadträtin Pearl Pedergnana und übernahm von ihr das Baudepartement. Winterthur gehörte damit neben Lugano zu den einzigen Schweizer Städte, die eine bürgerliche Mehrheit in der Exekutive hatten.

Josef Lisibach machte kein Geheimnis daraus, dass er lieber Polizeivorsteher geworden wäre. In seinen ersten 100 Tagen machte er vor allem als Überbringer von schlechten Nachrichten Schlagzeilen, da die finanziell angespannte Lage der Stadt viele bereits versprochene Projekte nicht zuliess. Besonders viel Kritik kam in diesem Zusammenhang aus Töss, da er das «Urban Boulevard»-Projekt bei der Zürcherstrasse einsparte.

Gleichzeitig konnte er aber auch einige bereits von seiner Vorgängerin aufgegleisten Grossprojekte erfolgreich zum Abschluss bringen, darunter der Gestaltungsplan Werk 1 und die Bahnhofquerung. Ebenfalls konnte er eines seiner Wahlversprechen einlösen, indem er die von seiner Vorgängerin Pearl Pedergnana (SP) aufgegleiste Parkplatzverordnung zur Ablehnung empfahl. Erfolgreich war der Stadtrat auch mit seinem Massnahmenpaket zur Busbevorzugung. Ebenfalls führte Winterthur während seiner Amtszeit als erste Stadt der Schweiz das elektronische Baugesuch ein.

Nach nur vier Jahren im Amt unterlag Josef Lisibach 2018 gegen seine Herausforderin Christa Meier (SP). Das überraschend schwache Abschneiden von Josef Lisibach wurde unter anderem mit der grossen linken Mobilisierung gegen die «No-Billag-Initiative» auf eidgenössischer Ebene erklärt.

Josef Lisibach kehrte nach seiner Abwahl zur Kantonspolizei zurück und wurde Bezirkschef in Diesldorf. Politisiert wird in der Familie Lisibach allerdings nach wie vor, 2020 zog seine Ehefrau Susanna Lisibach für die SVP in den Kantonsrat ein.


Benutzte und weiterführende Literatur:

Graf, Miachel: Immer im Dienst, in: Der Landbote, 05.01.2018.
Sorg, Florian: Winterthurer Stadtratswahlen am 9. Februar 2014, in: Neue Zürcher Zeitung, 23.01.2014.
Marti, Nicole: Josef Lisibach: Der freundliche Herausforderer der SVP, in: srf.ch, 22.01.2014.

Bibliografie


Autor/In:
Nadia Pettannice
Letzte
Bearbeitung:
30.10.2023